Toto Wolff über F1-Wachstum: "Wurden vor uns selbst beschützt"
Sechs Milliarden Dollar für ein Team wären vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Toto Wolff erklärt, warum für ihn trotzdem noch längst nicht das Ende erreicht ist.
(Motorsport-Total.com) - Der rasante Wertzuwachs der Formel 1 überrascht selbst langjährige Insider. Für Toto Wolff gibt es dennoch keinen Grund anzunehmen, dass der Boom bald endet. "Ich sehe keinen Grund, warum der Sport nicht weiter wachsen sollte", sagt der Mercedes Chef mit Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre.
Auslöser der Diskussion ist ein jüngst abgeschlossener Deal. Wolff verkaufte 15 Prozent seiner Holding an George Kurtz. Damit wechselten indirekt fünf Prozent des von ihm mitgeführten Mercedes den Besitzer. Die Bewertung des Teams liegt nun bei rund sechs Milliarden Dollar.
Für Wolff ist das Ergebnis selbst im Rückblick erstaunlich. "Wenn uns vor fünf Jahren jemand gesagt hätte, wie hoch die Bewertungen sein würden, hätten wir das niemals geglaubt", erklärt er. Der Schlüssel liege jedoch auf der Hand. "Es ist eine einfache Extrapolation der Profitabilität der Teams."
Neues Geschäftsmodell durch Budgegrenze
Ein zentraler Faktor sei die Budgetobergrenze. "Durch den Kostendeckel hat sich unser Geschäftsmodell grundlegend verändert", sagt Wolff. Statt sich gegenseitig finanziell zu überbieten, sei nun nachhaltiges Wirtschaften möglich. "Wie Chase Carey sagte, er hat uns vor uns selbst geschützt."
Trotzdem glaubt er nicht, dass das Ende der Fahnenstange erreicht ist. "Wenn man in die USA schaut, sieht man, was möglich ist", sagt er und verweist auf Dallas Cowboys. "Vor fünf Jahren lagen sie bei drei Milliarden Dollar, heute bei zwölf. Die zugrunde liegenden Zahlen haben sich verändert."
Kein Wachstum um jeden Preis
Genau deshalb bleibt Wolff vorsichtig mit Prognosen. "Ich weiß nicht, wohin uns die Zukunft führt", sagt er. Entscheidend sei etwas anderes. "Wenn wir weiter versuchen zu verstehen, was einen Sport unterhaltsam macht, und eine gute Show liefern, gibt es keinen Grund, warum er nicht weiter wachsen sollte."
Dabei mahnt er zur Verantwortung. "Das Wichtigste ist, dass wir unseren Sport richtig behandeln", betont Wolff. Wachstum dürfe kein Selbstzweck sein, sondern müsse auf Qualität und Glaubwürdigkeit beruhen.
Auch Spekulationen über einen möglichen Ausstieg weist er zurück. "Ich habe keinen Plan, das Team zu verkaufen, und auch keinen Plan, meine Rolle aufzugeben", stellt Wolff klar. "Ich bin in einer guten Phase und habe Spaß an dem, was ich tue."
Kein Rücktritt in Sicht
Solange er einen Beitrag leisten könne, sehe er keinen Anlass für Veränderungen. "Und solange andere auch das Gefühl haben, dass ich etwas beitrage, gibt es keinen Grund, in diese Richtung zu denken", sagt er.
Der Einstieg von Kurtz habe einen klaren Hintergrund gehabt. "In meiner Investmentholding habe ich Anteile an George verkauft", erklärt Wolff. "Er ist Racer, Tech Unternehmer und jemand, der uns helfen kann, den US Markt besser zu erschließen." Mehr stecke nicht dahinter. "Das war der Grund, nichts anderes."

