Ralf Schumacher über Antonelli: Er braucht einfach mehr Zeit
Mercedes-Junior Kimi Antonelli erlebt eine harte Anfangszeit in der Formel 1 - Ralf Schumacher und Max Verstappen sehen darin normale Lernphasen
(Motorsport-Total.com) - Andrea Kimi Antonelli steht nach seinem Fehler in Zandvoort zunehmend in der Kritik. Der erst 18-jährige Italiener gilt als eines der größten Talente seiner Generation, doch in seiner ersten Saison hat es zahlreiche Rückschläge gegeben. Und so mehren sich die Stimmen, die glauben, dass Toto Wolff den Italiener zu früh in die Formel 1 gebracht hat.

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Kimi Antonelli nach seiner Kollision mit Charles Leclerc in Zandvoort Zoom Download
Ralf Schumacher sieht die hohen Erwartungen als eine Hypothek für den Neuling und mahnt daher Geduld an. "Das Problem ist natürlich: Kimi Antonelli wurde von Anfang an gehypt, er war schon der neue Superstar, bevor er überhaupt mal in der Formel 1 gefahren ist", sagt der Formel-1-Experte im Podcast Backstage Boxengasse.
"Die Erwartungshaltung ist riesig, und wenn ein Team wie Mercedes klar sagt, er ist unsere Zukunft, dann ist der Druck entsprechend hoch."
Zwar sei Antonelli ein "systematischer Lerner" und keiner, der mit der Brechstange vorgehe. Dennoch brauche er Zeit, um sich in der Formel 1 zurechtzufinden. "Er ist nicht wie Max Verstappen oder Oscar Piastri, die sofort performt haben", betont Schumacher.
Selbst ein Piastri habe trotz 16.000 Testkilometern zwei Jahre gebraucht, um auf Augenhöhe mit Lando Norris zu kommen. "Kimi ist die Zukunft - wenn er die Zeit kriegt", stellt er klar.
Ein Punkt, den Schumacher hervorhebt: Das Umfeld ist heute ungleich schwieriger: "Wer kommt denn heute noch ohne Tests rein und kann sich sofort behaupten? Wir reden mittlerweile von Zehnteln. Selbst ein Lewis Hamilton war kürzlich raus im Qualifying, weil ihm ein Zehntel gefehlt hat."
Antonellis Ausrutscher ins Kiesbett am Freitag bewertet Schumacher als Lehrgeld. Positiv sei hingegen, wie selbstkritisch der Italiener auftrete und dass er sich nach einem Vorfall bei Ferrari-Pilot Charles Leclerc und auch bei Max Verstappen sofort entschuldigt habe. "Das Herz am rechten Fleck hat er", so Schumacher.
Verstappen: Solche Fehler sind normal
Auch Verstappen selbst äußert sich zu Antonellis schwieriger Anfangsphase und schlägt einen ermutigenden Ton an. "Ehrlich gesagt, ich finde es normal, was er gerade durchmacht", sagt der viermalige Weltmeister. "Manche machen da vielleicht mehr draus, als nötig. Fehler in der ersten Saison gehören dazu."
Der amtierende Weltmeister ist selbst zu Beginn seiner Karriere kein Kind von Traurigkeit gewesen und stand wegen gefährlicher Fahrmanöver immer wieder in der Kritik. Unfälle wegen ungestümen Manövern gehörten auch in seinem Lehrjahr dazu.
Besonders schätzt Verstappen Antonellis Einsatzwillen: "Er gibt immer alles, das erinnert mich ein bisschen an mich selbst. Natürlich kann es besser sein, aber ich weiß, wie talentiert er ist. Er braucht einfach ein bisschen Geduld - und die Leute um ihn herum auch."
Hinzu komme, dass Mercedes aktuell nicht um Siege fährt. "Wenn du in einem Auto startest, das sofort gewinnt, fühlst du dich gleich viel wohler. Bei Mercedes ist das momentan nicht der Fall. Das macht es für ihn noch schwerer", erklärt Verstappen. "Aber er wird seinen Weg machen."