Damon Hill: "Drive to Survive" wäre unter Ecclestone undenkbar gewesen
Warum "Drive to Survive" für Damon Hill unter Bernie Ecclestone nie möglich gewesen wäre und was Liberty Media entscheidend anders macht
(Motorsport-Total.com) - Der frühere Formel-1-Weltmeister Damon Hill ist überzeugt: Die beliebte Netflix-Dokuserie "Drive to Survive" hätte es unter Bernie Ecclestone als F1-Boss niemals gegeben. Der Brite lobt das Format als eine wichtige Brücke zu neuen Zielgruppen - vor allem in den USA - und erklärt, warum der moderne Zugang von Liberty Media so erfolgreich ist.
"Drive to Survive hat die Formel 1 auf eine Weise präsentiert, die unterhaltsam, spannend und fesselnd ist - auch für Menschen, die vorher nichts mit dem Sport zu tun hatten", sagt Hill im Interview mit GQ. "Jede Folge erzählt eine kleine Geschichte aus dem Leben von jemandem. Sei es eine Operation, von der sich jemand zurückkämpft, oder eine verkorkste Saison, die wieder in Schwung kommt. Das funktioniert nicht im Live-Fernsehen, so etwas muss man mit etwas Abstand erzählen."
Für Hill zeigt sich der Erfolg der Serie auch im privaten Umfeld. "Freunde meiner Kinder, die mich seit Jahren kennen, fragen beim Abendessen plötzlich: 'Hey, schaust du eigentlich Drive to Survive? Du warst doch mal Rennfahrer, oder?' Sie haben die Formel 1 erst über diese Serie entdeckt."
Tatsächlich hat die Produktion in den USA zu einem enormen Popularitätsschub für die Formel 1 geführt. Hill ist sich sicher: Unter Ecclestone wäre dieser moderne Medienzugang nicht denkbar gewesen. "Bernie hätte das nie gemacht. Seine Philosophie war: Angebot verknappen, Nachfrage steigern. Liberty Media dagegen setzt auf Reichweite und verschenkt dafür auch mal Inhalte - damit gewinnst du ein neues Publikum."
Dass das Konzept funktioniert, zeigt nicht nur der Zuschauerzuwachs. Die Serie wurde 2024 mit einem Emmy für die beste Sport-Dokuserie ausgezeichnet. Die sechste Staffel begleitete die Formel-1-Saison 2023. Trotz dominanter Red-Bull-Leistung fanden die Macher genug Erzählstoff.
"Wir hatten anfangs Sorge, dass es zu wenig Spannungsmomente gibt, weil Red Bull alles dominiert hat", erklärte Executive Producer James Gay-Rees gegenüber Formula1.com. "Aber am Ende hatten wir so viele Geschichten, dass wir fast mehr Episoden produziert hätten als sonst."
Auch wenn Max Verstappens Seriensiege für den Gelegenheitszuschauer langweilig wirken könnten, ist Gay-Rees überzeugt: "Mit etwas Abstand werden die Leute erkennen, was für ein außergewöhnlicher Fahrer Max wirklich ist."