Toto Wolff: Ferrari muss Vasseur einfach mal machen lassen

(Motorsport-Total.com) - Spätesten seit den Medienberichten rund um das Formel-1-Wochenende von Kanada ist Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur angezählt. Doch im Rahmen des Silverstone-Rennwochenendes springen ihm gleich mehrere Konkurrenten zur Seite: Mit Toto Wolff (Mercedes), Christian Horner (Red Bull) und Zak Brown (McLaren) setzen sich drei Top-Verantwortliche der Formel 1 klar für den Franzosen ein. Die zentrale Botschaft: Wer Erfolg will, muss Vertrauen und Zeit geben.

Toto Wolff, der als Teamchef von Mercedes seit über einem Jahrzehnt an der Spitze des Rennstalls steht, richtet einen eindringlichen Appell an Medien und Öffentlichkeit: Vasseur müsse Zeit bekommen, seine Strukturen zu etablieren - und dürfe nicht vorschnell infrage gestellt werden.

"In der Formel 1 kannst du dir keine Zeit kaufen", so Wolff. "Du musst Führungskräften die Möglichkeit geben, Dinge zu entwickeln. Jean Todt hat 1993 bei Ferrari angefangen - und 2000 das erste Mal den Titel geholt. Acht Jahre! So lange dauert es manchmal."

Vasseur sei fachlich über jeden Zweifel erhaben: "Er ist einer der besten Racing Manager, die ich kenne. Wenn ich nicht hier wäre, würde ich Fred nehmen", lobt Wolff. Besonders beeindrucke ihn die direkte, unpolitische Art des Franzosen: "Er lügt nicht. Er weiß, was er tut."

Gleichzeitig verweist der Österreicher auf den schwierigen Druck, der speziell in Italien auf dem Ferrari-Teamchef laste: "Du musst dir ein dickes Fell zulegen. Wenn du gewinnst, bist du Jesus Christus - und wenn du verlierst, ein Loser. Das ist Italien. Diese Leidenschaft ist großartig, aber sie kann auch brutal sein."

Horner: Erfolg braucht Zeit, Struktur und Vertrauen

Auch Red Bulls langjähriger Teamchef Christian Horner kennt das Geschäft in- und auswendig. Seine Formel: Stabilität = Erfolg. Und genau diese müsse auch Ferrari Vasseur geben. "Wir hatten über 20 Jahre Kontinuität - und genau das hat die Erfolge möglich gemacht", so Horner. "Fred ist sehr fähig. Er muss jetzt Prozesse, Menschen und Kultur etablieren. Dafür braucht es Zeit."

Ein Wunder von heute auf morgen dürfe man nicht erwarten: "Es gibt kein Patentrezept in diesem Geschäft. Erfolg entsteht, wenn du eine Gruppe von Leuten auf ein Ziel einschwörst. Und bei Ferrari kommt eben auch noch der Druck der nationalen Erwartungen dazu."

Brown: Ferrari war 2024 ganz nah dran

Auch McLaren-CEO Zak Brown stellt sich hinter Vasseur - und zwar mit deutlichen Worten: "Ich bin ein Fred-Fan. Ich kenne ihn seit vielen Jahren, und ich finde ihn extrem sportlich. Er ist ehrlich, technisch stark, ein echter Racer."

Dass Ferrari unter Vasseurs Führung angeblich stagniere, will er so nicht stehen lassen: "Sie waren 2024 nur einen Überholvorgang vom Weltmeistertitel entfernt. Sie gewinnen Rennen. Das sieht von außen vielleicht nicht so aus - aber ich finde, er macht einen sehr guten Job."

Die klare Botschaft der Konkurrenz: Wer Ferrari zurück an die Spitze bringen will, darf nicht jede schlechte Session zum Grund für einen Führungswechsel machen. Toto Wolff bringt es auf den Punkt: "Lasst ihn machen. Und vertraut ihm - denn es gibt keinen Besseren."