• 01. Juni 2025 · 01:56 Uhr

"Frech" oder "Zufall"? Windschatten sorgt bei McLaren für Zündstoff

Es war nur eine kurze Szene, doch sie brachte etwas Feuer ins bislang so harmonische McLaren-Duell - Teamchef Andrea Stella spielt Piastri-Windschatten für Norris runter

(Motorsport-Total.com) - War dieser kurze Moment schon ein Vorgeschmack auf das, was wir bald schon öfter im sich zuspitzenden WM-Duell der beiden McLaren-Piloten erwarten dürfen, vielleicht auch schon am Sonntag beim Großen Preis von Spanien? Im Qualifying jedenfalls sorgte eine Szene zu Beginn von Q3 im Nachgang für reichlich Gesprächsstoff:

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Oscar Piastri vor Lando Norris: Im Qualifying sorgte das für eine heikle Szene Zoom Download

WM-Spitzenreiter Oscar Piastri war als erster Fahrer auf die Strecke gegangen, setzte seine Zeit, nur um direkt nach Überfahren der Ziellinie in die Eisen zu steigen und quasi von der Ideallinie zu springen - denn auf dieser befand sich hinter ihm Teamkollege Lando Norris, der versuchte zu Beginn seiner schnellen Runde vom Windschatten zu profitieren.

"Frech", sagte Piastri am Funk - trocken, aber doch auch mit einer Prise Humor. Doch so ganz unbrisant war die Szene trotzdem nicht, stellt wenig später im ORF auch Ex-Formel-1-Pilot Alex Wurz fest: "Da wird nichts hergeschenkt", kommentiert der Österreicher das McLaren-Duell - und in Bezug auf Piastri: "Er ist sofort ganz rechts rüber gefahren und wollte den Teamkollegen so zwingen, den Windschatten in der dreckigen Spur zu holen, am Beginn seiner Runde."

Wurz: "Da sieht man das Mindset von Oscar Piastri"

Für Wurz steckt deutlich mehr dahinter als nur eine einfache Lenkbewegung des Australiers: "Also da sieht man schon einmal das Mindset von Oscar Piastri, aber auch den Zweikampf, der hier innerhalb des McLaren-Teams herrscht", urteilt der TV-Experte. Zumal Norris in jenem ersten Run schlussendlich auch noch um 0,017 Sekunden schneller war als der Rivale - der kleine Windschatten dürfte auf der langen Barcelona-Geraden leicht mehr ausgemacht haben...

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Nummer 4 gegen Nummer 81: Das WM-Duell führt mutmaßlich über McLaren Zoom Download

Nach dem Qualifying, nach dem zweiten Run, auf dem Piastri seinem Teamkollegen schließlich über zwei Zehntel aufbrummt, nimmt der Australier das Thema dann entsprechend locker: "Da war nichts Böses dahinter - außer Lando verrät jetzt noch seinen geheimen Masterplan mit Will [Jospeh, seinem Renningenieur]. Aber ich glaube, es war wirklich nur Zufall", winkt Piastri lachend ab. Bleibt nur die Frage, ob das auch so gewesen wäre, wenn Norris die Nase knapp vorne behalten hätte?

Der Brite selbst stimmt in den Kanon der nach außen hin getragenen Kameraderie selbstverständlich gerne mit ein, auch auf der humoristischen Ebene: "Wir haben es das ganze Wochenende geplant! Nein, im Ernst, ich wusste nicht, dass Oscar als Erster rausgeht. Ich wollte einfach von irgendjemandem einen Windschatten erwischen, dass es ausgerechnet Oscar wurde, war Pech", beteuert Norris: "Ich war Zehnter oder so in der Boxengasse - da weiß man nie, hinter wem man am Ende landet. Also reiner Zufall!"

Stella redet Windschatten klein: "Eher nebensächlich"

Während der Brite hinzufügt, nicht zu glauben, dass er aufgrund der Kürze des Windschattens überhaupt einen Vorteil hatte, drückt Piastri aber zumindest die Absicht aus, mit seinem Team nochmal darüber reden zu wollen, warum Norris direkt hinter ihm in die fliegende Runde startete - ein Umstand, den der WM-Leader unter anderem als "nicht das schönste Gefühl" bezeichnete...

McLaren-Teamchef Andrea Stella hat direkt nach dem Qualifying darauf noch keine Antwort, schließlich sei noch keine Zeit gewesen, "um den Fall intern im Detail zu analysieren". Allerdings spielt der Italiener die Szene auch als "in meinen Augen eher nebensächlich" herunter: "Es fällt definitiv in die Kategorie der kleineren Zwischenfälle", sagt Stella, der deshalb anfügt: "Wir werden prüfen, ob es da überhaupt etwas zu klären gibt".

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Wie lange geht es noch so freundlich zu zwischen Oscar Piastri und Lando Norris? Zoom Download

Als Beobachter müsse man stets bedenken, dass selbst die Fahrer im Auto "nicht immer genau die Gesamtsituation wahrnehmen können", außerdem sei Piastri ja ohnehin "sofort zur Seite gefahren, weil sie schließlich in Q3 direkt gegeneinander kämpfen - also gab es am Ende leistungsmäßig kaum einen Vorteil", glaubt Stella. Allerdings räumt er am Samstag ein, dass es "immer eine anspruchsvolle Aufgabe" darstelle, zwei Fahrer auf Augenhöhe zu managen.

Bisher sei das zwar bei McLaren "alles relativ gut" gelaufen, meint der Teamchef, aber natürlich könne es in so einem WM-Kampf auch mal Situationen geben, in denen es nötig sei "die interne Konkurrenz zu managen", so Stella. Wenngleich er sich davon überzeugt zeigt, "dass wir ein sehr starkes Fundament an Prinzipien haben".

Verstappen ein Faktor: Kommt die Teamorder?

Mit Blick auf den Sonntag schließt sich daran aber auch die Frage nach einer möglichen Teamorder an, sollte etwa Red-Bull-Verfolger Max Verstappen von hinten großen Druck auf die Papaya-Doppelspitze ausüben: "Das ist schwer vorherzusagen - es hängt stark davon ab, wie sich das Rennen entwickelt und wer am besten den Reifenverschleiß unter Kontrolle hat", erklärt Stella in Bezug auf ein Eingreifen vom Kommandostand.

Prinzipiell erwartet McLaren den Undercut in Barcelona als recht mächtig, da der Zeitgewinn mit frischen Reifen laut Stella gravierend sei: "Dann kann man sehr wahrscheinlich das Auto vor sich überholen." Stimme aber die Pace und der Reifenverschleiß im Renntrimm, könne sich auch ein verlängerter Stint lohnen, so wie im Vorjahr: "Wir haben also verschiedene strategische Möglichkeiten. Ich hoffe, unsere Stärke, die Hinterreifen im Griff zu behalten, macht sich morgen bezahlt."

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Noch sind alle happy: Doch wenn Max Verstappen drückt, droht die Teamorder Zoom Download

Mit Blick auf die Konkurrenz ist Stella jedenfalls gewarnt: "Wir haben gesehen, dass besonders Ferrari und Max sehr starke Longruns gezeigt haben. Ob das Teamorder nötig machen wird? Grundsätzlich möchten wir auf Teamorder verzichten, um das Rennen zu kontrollieren", erklärt der Teamchef: "Hoffentlich sprechen also die Qualität unserer Fahrer und die Performance des Autos für sich - und sorgen von allein für das richtige Ergebnis."

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