Alonsos Geduld: 2026 mit Aston Martin ist ganz anders als damals mit McLaren
Frustration hat Fernando Alonso in seiner F1-Karriere genauso kennengelernt wie Erfolg - auf Letzteren wartet der Spanier gerade mal wieder: Wie geht er damit um?
(Motorsport-Total.com) - Er kann Max Verstappens kleinen GT3-Ausflug auf dem Nürburgring bestens nachvollziehen, war Fernando Alonso in den vergangenen Jahren doch selbst so etwas wie der Prototyp unter den F1-Fahrern, die sich auch mal auf anderes Motorsport-Terrain wagen:
"Ich habe das auf gewisse Weise ja schon erlebt - in der Zeit außerhalb der Formel 1, als ich es leid war, hier zu sein und nur eine Nebenrolle zu spielen", erklärt Alonso in Bezug auf den viel beachteten Auftritt des Red-Bull-Piloten auf der Nordschleife: "2016, 2017, 2018 war ich kein Hauptakteur mehr, und ich wollte etwas anderes ausprobieren. Diese Erfahrungen in anderen Rennserien waren großartig", sagt der Spanier.
"Man spürt dort wieder mehr die reine Freude am Fahren - ohne all das Drumherum, das die Formel 1 mit sich bringt. Ich bin sicher, Max hatte dort eine tolle Zeit", glaubt Alonso. "Max ist ein leidenschaftlicher Rennfahrer. Ich hoffe, er genießt es und macht vielleicht nach der Formel 1 etwas in diese Richtung", wobei sich Alonso "ziemlich sicher" ist, "dass wir ihn noch in anderen Rennserien sehen werden".
Alonso: Wollte es mir damals selbst beweisen
Für ihn selbst hingegen hätten derartige Ausflüge aktuell "keine Priorität" - ganz einfach, weil er sich die Hörner bei seinen vielen Abenteuern der vergangenen Jahre ohnehin schon abgestoßen hat. Alonso erklärt: "Ich befinde mich jetzt auch in einer anderen Phase meiner Karriere. Damals, 2018, hatte ich vielleicht das Bedürfnis, mir selbst noch einmal zu beweisen, dass ich gewinnen kann - den Erfolg wieder zu spüren, das Gefühl des Siegens zurückzubekommen."
Denn in der Formel 1 war mit McLaren-Honda am Ende des Feldes außer Frust nicht viel drin. "Das schien notwendig zu sein, um entspannter zu sein und meine Arbeit wieder richtig genießen zu können", erklärt Alonso mit Blick auf seine vielen Experimente in anderen Kategorien: "Nach Siegen in Le Mans und Daytona, nachdem ich in verschiedenen Serien erfolgreich und schnell war, bin ich ruhiger geworden."
Deshalb könne er nun auch leichter die aktuell bei Aston Martin geforderte Geduld aufbringen: "2023 war ja auch ein großer Antrieb, der Wechsel zu Aston Martin, einige Erfolge, die Anerkennung. Jetzt, mit Blick auf 2026 und das neue Reglement - sowie mit Adrian an Bord - fühlt sich das, was wir gerade erleben, ganz anders an."
Aston Martin weiterhin "hochmotiviert" für 2026
Alonso erklärt: "Obwohl wir momentan nicht konkurrenzfähig sind, vielleicht kaum oder keine Punkte holen, wird sind fokussiert und hochmotiviert für das nächste Jahr, in dem wir wieder ein Wörtchen mitreden wollen. Das ist eine ganz andere Situation als damals bei McLaren."
Zumal der Spanier klarstellt, dass die Zeit im Auto aufgrund der richtigen Perspektive für ihn in der aktuellen Phase weniger eine Nervenprobe ist, als die daneben: "Am schwierigsten sind die Interviews, die täglichen Gespräche mit den Medien", sagt Alonso, wenngleich er einräumt: "Ich verstehe das vollkommen, ich würde dieselben Fragen stellen. Es ist nun einmal eine Nachricht wert, dass ich null Punkte habe - und vielleicht auch mit null Punkten die Saison beende."
Doch sein Fokus sei aktuell einfach ein anderer: "Ich komme hierher und weiß, was wir haben", sagt er mit Blick auf die begrenzten Möglichkeiten mit dem aktuellen Paket: "Mein Job ist es, dem Team zu helfen." Zum Beispiel bei den Vergleichstests mit den verschiedenen Update-Paketen an seinem Auto und dem von Teamkollege Lance Stroll, der in Imola noch ein paar mehr drauf hat.
"Wenn ich mit euren Fragen konfrontiert werde ..."
"Dazu muss ich konstant sein, gleiche Runden fahren, denselben Fahrstil beibehalten", weiß Alonso, worauf es für das Team bei der Entwicklung ankommt: "Dann gehe ich ins Qualifying, versuche, das beste Auto, das schnellstmögliche Set-up hinzukriegen, fahre am Samstag meine beste Runde und am Sonntag meine 60 Runden wie im Qualifying. Ich will dem Team helfen, es motivieren - das ist meine Aufgabe. Und diesen Job erledige ich fast wie ein Roboter, präzise, mit hoher Disziplin", stellt er klar.
Dass das nicht immer einfach sei, daraus macht der 43-Jährige auch keinen Hehl: "Manchmal werde ich wieder auf den Boden der Tatsachen geholt, wenn ich mit euren Fragen konfrontiert werde - die alle berechtigt sind", sagt er zu den anwesenden Journalisten: "Und dann weiß ich oft nicht, wie ich antworten soll. Selbst wenn ich innerlich optimistisch und positiv bin, fällt es schwer, das in Worte zu fassen, wenn man außerhalb der Punkte ist oder in Q1 ausscheidet."
Schlusswort Alonso: "Aber ich gebe trotzdem mein Bestes - und es liegen noch 18 Rennen vor uns." Erst danach wird sich wirklich zeigen, ob sich der lange Atem und die Geduld des Altmeisters am Ende bezahlt gemacht hat...