• 18. April 2024 · 09:34 Uhr

Fahrt ins Ungewisse: Vor welche Probleme der China-GP die Teams stellt

Vier Jahre kein China-Grand-Prix und jetzt auch noch ein Sprint: Die Rückkehr auf den Schanghai International Circuit stellt die Teams vor besondere Herausforderungen

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von China kehrt zum ersten Mal seit 2019 in den Formel-1-Kalender zurück und stellt die Teams vor mehr Fragen, als sie beantworten können. Denn vier Jahre ohne Rennen sind in der Formel 1 eine schrecklich lange Zeit, und angesichts der weltweiten Pandemie kommt es einem noch länger vor.

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Auf Schanghai International Circuit gastiert die Formel 1 erstmal seit 2019 wieder Zoom Download

Als die Formel 1 das letzte Mal nach China reiste, hatte der dreimalige Weltmeister Max Verstappen erst fünf Rennen gewonnen und Racing Bulls fuhr noch unter dem Namen Toro Rosso und nicht unter seinem früheren Namen AlphaTauri.

Während auf dem Schanghai International Circuit 2022 ein provisorisches Covid-Krankenhaus eingerichtet wurde, nahm die Formel 1 weitreichende Regeländerungen vor und Pirelli führte andere Reifen ein, die auf größeren Felgen montiert wurden.

Der Reifenausrüster wies darauf hin, dass die Teams am Freitag praktisch "bei null anfangen". Die Strecke selbst hat sich zwar nicht verändert, aber der Mangel an Fahrkilometern in den vergangenen Jahren könnte dazu geführt haben, dass die Oberfläche des Kurses stark gealtert ist. Im Vorfeld wurden einige Unebenheiten geglättet, um den empfindlicheren Bodeneffekt-Autos entgegenzukommen.

Dass ausgerechnet China als Austragungsort für das erste Sprintformat des Jahres gewählt wurde, warf vor diesem Hintergrund einige Fragen auf. Sowohl Max Verstappen als auch Carlos Sainz zweifelten diese Entscheidung öffentlich an.

Denn den Teams stehen nur 60 Minuten Freies Training zur Verfügung, um ihre Set-ups zu überprüfen, wobei der Schwerpunkt noch stärker auf der Simulation liegt.

Sprint in China Fluch oder Segen?

Doch auch wenn ein Sprint den Ingenieuren zusätzliches Kopfzerbrechen bereitet, birgt er die Chance, die Dinge ein wenig durcheinander zu wirbeln, was sowohl für die Fans als auch für einige Teams eine gute Nachricht sein könnte.

"Es ist eine gute Herausforderung, dass wir direkt in ein Sprintrennen gehen", sagt etwa Andrew Shovlin, leitender Ingenieur bei Mercedes. "Die Reifen sind anders, die Aerodynamik ist ganz anders. Es gibt eine Menge Arbeit, die wir erledigen müssen, und der Großteil dieser Arbeit wird in der Simulation erledigt."

"Aber wir müssen uns auch alte Aufzeichnungen ansehen, um zu schauen, wie sich die Reifen in Bezug auf die Abnutzung verhalten haben und was zum Abbau beigetragen hat, damit wir uns ein Bild machen können. Es ist definitiv eine große Herausforderung, aber es macht auch Spaß und ist eine gute Motivation."

"Denn wenn man es richtig hinbekommt", weiß Shovlin, "sind die Chancen bei einem Sprintrennen immer größer, weil jemand anderes es vielleicht falsch gemacht hat."


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Das gilt vor allem für Teams, die wie McLaren damit rechnen, in China im Hintertreffen zu sein. Das Team aus Woking ist gut in diese Formel-1-Saison gestartet, aber die Kombination aus langsamen Kurven und langen Geraden in Schanghai ist genau das, womit sich der MCL38 vergleichsweise schwertut.

Teamchef Andrea Stella räumte zwar ein, dass die Austragung des Sprints in China "viele Komplikationen mit sich bringt", doch könnte sich dies für McLaren auch als Segen erweisen, wenn man den Freitag besser als die Konkurrenz meistert.

"Man kann Schwierigkeiten auch als Chancen betrachten, denn jeder wird Schwierigkeiten haben, was bedeutet, dass man sich einen Vorteil verschaffen kann", glaubt Stella. "Idealerweise hätte man China nicht als Sprint-Event gehabt. Gleichzeitig sind wir aber auch nicht in der Lage, das zu beeinflussen. Also denken wir einfach nicht darüber nach und konzentrieren uns darauf, gute Arbeit zu leisten."

Graining könnte Ferrari in die Karten speieln

Diejenigen, denen ein Fehler unterläuft, haben nach dem überarbeiteten Format eine zweite Chance, da der Parc Ferme nach dem Sprintrennen am Samstagmorgen wieder geöffnet wird. Das bedeutet, dass die Teams ihre Abstimmungen vor dem Qualifying zum Grand-Prix-Rennen noch einmal überarbeiten können.

Die entscheidende Frage ist, ob diese Herausforderungen Red Bull tatsächlich zum Straucheln bringen können oder ob das Weltmeisterteam seine Dominanz munter fortsetzt.

Schanghai ist eine Strecke, auf der Graining ein Thema sein dürfte, da die Reifen auf den langen Geraden abkühlen, bevor sie in den anspruchsvolleren Kurvenkombinationen leiden, die Teile des Gummis von der Reifenoberfläche abreißen.

Ferrari war in der Vergangenheit auf Strecken stark, auf denen dieses Phänomen ein Thema ist - wie beim Grand Prix von Australien im März, wo Carlos Sainz gewann, nachdem Max Verstappen früh Probleme hatte, und in Las Vegas im vergangenen Jahr, wo Charles Leclerc nur knapp an einem Sieg scheiterte.

Als Red Bull-Teamchef Christian Horner gefragt wurde, ob Ferrari in China genauso stark sein kann wie in Australien, prognostizierte er, dass Ferrari hier "wahrscheinlich unser stärkster Konkurrent" sein werde. "Es ist eine gute Strecke. Die erste Kurve zieht sich ewig hin, und mit den Hochgeschwindigkeitskurven auf der Gegengeraden war sie für den linken Vorderreifen schon immer sehr anstrengend."

Da Temperaturen um die 20 Grad erwartet werden, könnten die kälteren Bedingungen das Graining weiter verschlimmern und der Scuderia möglicherweise in die Hände spielen.

"Das größte Fragezeichen für mich wird der Asphalt sein. Wahrscheinlich werden wir im Vergleich zum letzten Mal kältere Bedingungen haben", sagte Ferrari-Teamchef Fred Vasseur. "Wir wissen nicht, wie rau der Asphalt ist, und das wird der Schlüssel für das Wochenende sein, um zu sehen, ob wir Graining haben oder nicht."

Vasseur traut Ferrari zwar zu, gut abzuschneiden, nachdem das Team bisher jeden Freitag in einer starken Position gestartet ist, was für ein Sprint-Wochenende entscheidend ist. Zu weit vorpreschen will er angesichts der geringen Abstände aber nicht.

"Wir hatten immer einen guten Start in das Wochenende. Das bedeutet, dass wir in der Lage sind, vom ersten Training an bereit zu sein", weiß der Ferrari-Teamchef.

"Aber es ist so eng, dass wir demütig bleiben müssen. Man darf nicht denken, dass das, was man an einem Wochenende gemacht hat, auch am nächsten gelten wird. Wir fangen bei null an und müssen dieses Mindset für alle Rennen beibehalten."

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