• 27. Mai 2023 · 08:00 Uhr

Wackelt Szafnauer nach der Rossi-Kritik? "Ich weiß, was es braucht ..."

Otmar Szafnauer gerät nach der Kritik von Laurent Rossi zunehmend unter Druck, doch der Alpine-Teamchef verteidigt sich und die Arbeit seines Teams

(Motorsport-Total.com) - Gerät Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer nach den schweren Vorwürfen von Geschäftsführer Laurent Rossi unter Druck? Der Alpine-CEO hatte im Rahmen des Formel-1-Rennens von Miami zum Rundumschlag ausgeholt und das Team stark kritisiert. "Amateurhaft" und "nicht akzeptabel" waren dabei nur zwei Ausdrücke, die er dabei verwendet hatte.

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Ist in einer schwierigen Position: Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer Zoom Download

Auch hart: "Mir fällt nicht nur auf, dass es uns ganz offensichtlich an Leistungsfähigkeit mangelt und an Präzision in der Umsetzung. Sondern ich habe auch das Gefühl, dass die Einstellung im Team nicht auf dem Niveau ist, das früher mal geherrscht hat."

Zwar sind bislang keine personellen Konsequenzen bekannt, doch wenn ein Geschäftsführer sein Team in der Öffentlichkeit so hart kritisiert, dann ist nur schwer vorstellbar, dass dies ohne Folgen bleibt.

Ein möglicher Wackelkandidat könnte daher Teamchef Otmar Szafnauer sein, der die sportliche Verantwortung trägt und auch in der Casa Oscar Piastri schon eine unglückliche Figur abgegeben hatte.

Bei der Pressekonferenz der Teamchefs wird er gefragt, ob er mehr Druck verspüre. Seine Antwort: "Schau, es ist die Formel 1. Wir setzen uns selbst unter Druck, wenn wir nicht gewinnen. Das tut jeder hier in diesem Raum", sagt er. "Wir haben keinen Red Bull. Red Bull ist glücklich, und wir anderen arbeiten hart, um aufzuholen."

Szafnauer selbst ist erst seit etwas mehr als einem Jahr beim Team aus Enstone. "Ich habe die ersten sechs, sieben, acht Monate damit verbracht, das Team, die Struktur, die Arbeitsweise, das Gute, das Schlechte, das Indifferente genau zu beurteilen, und ich habe ein gutes Verständnis dafür", sagt er.

Er hält sich immer noch für den geeigneten Kandidaten für Alpine: "Ich mache das jetzt seit 25 Jahren auf Führungsebene. Ich weiß, was es braucht, um ein Team vom letzten auf den vierten Platz oder vom Mittelfeld auf Platz zwei zu führen."

Hat sich Alpine verbessert oder nicht?

Doch auch auf Position eins? Da will Alpine hin, doch zu Halbzeit des 2021 ausgerufenen 100-Rennen-Plans (nachdem der 2016 ausgerufene Fünf-Jahres-Plan schon gescheitert war) sieht es nicht danach aus. Im Gegenteil: Verglichen mit Platz vier aus dem Vorjahr sind die Franzosen derzeit sogar um zwei Ränge zurückgefallen.

Das bewertet Szafnauer anders, auch wenn ihm die nackten Zahlen in der WM (14 Punkte nach fünf Rennen gegenüber 26 in der Saison 2022) nicht Recht geben. "Gegenüber unserer direkten Konkurrenz Ferrari und Mercedes haben wir aufgeholt", stellt er fest.

Das liegt wohl aber eher an der Schwäche der Konkurrenz: Während Mercedes ähnlich viele Punkte wie im Vorjahr auf dem Konto hat, hat sich der Punktestand von Ferrari im Grunde halbiert. Dafür ist Aston Martin auf Platz zwei nach vorne geschossen und hat alle überholt. "Die sind der Ausreißer", muss Szafnauer zugeben.

Szafnauer mahnt: "Es braucht Zeit"

"Wir haben einen Großteil unserer Ziele über den Winter erreicht, aber nicht alle. Und damit wir alle erreichen, müssen wir einige Veränderungen in der Organisation tätigen, und diese Veränderungen werden auch kommen", so Szafnauer.

Welche das sind, das sagt er nicht, doch er betont, dass auch vorher schon Veränderungen im Gange waren. "Aber das braucht einfach Zeit", mahnt er. "Wir haben sehr talentierte Ingenieure, die innerhalb des Reglements sehr hart arbeiten."


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Doch Szafnauer unterstreicht auch, dass Alpine eben in den Möglichkeiten eingeschränkt sei, weil es Begrenzungen bei der Nutzung des Windkanals und von CFD gibt. "Es ist nicht mehr wie früher, dass man einfach härter oder mehr arbeiten kann", sagt er.

"Ich erinnere mich an die Tage von Brawn. Damals haben wir drei Windkanäle benutzt, das geht heute nicht mehr. Es ist also keine Frage von Quantität, sondern von Qualität. Und die richtige Qualität zu bekommen, braucht Zeit."

Fabrik und Strecke müssen performen

Die richtige Qualität hat Alpine bislang zumindest nicht an den Tag gelegt, findet Rossi. Der Saisonauftakt von Bahrain mit den drei Strafen für Esteban Ocon war für ihn "amateurhaft", es folgten die teaminterne Kollision in Melbourne und das Horror-Wochenende von Baku, wo bei Alpine gar nichts ging.

"Ja, ein paar Rennen hätten besser laufen sollen", weiß Szafnauer. "Und wenn wir oder Teammitglieder Fehler machen, dann müssen wir sicherstellen, dass wir die Gründe für die Fehler verstehen und Maßnahmen treffen, damit diese nicht wieder vorkommen."

Doch die Verantwortung liegt für ihn nicht allein auf dem Einsatzteam vor Ort: "Wir haben 1.000 Mitarbeiter in Enstone und 350 in Viry, und von diesen reisen 100 zu den Rennen hier, und das Beste aus der vorhandenen Performance herauszuholen, ist ein Element. Aber es geht auch um die grundlegende Performance, und das passiert in Enstone."

Er betont, dass die Fabrik im vergangenen Jahr einen guten Job gemacht habe, das Auto über die Saison zu verbessern. "Und das müssen wir jetzt und über den Winter wieder machen. Wir sind nicht glücklich, weil wir nicht Red Bull sind."

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