Wird das Aus von Esteban Ocon zur letzten Chance für Mick Schumacher?
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Logan Sargeant (USA) kann bei Williams nur bis Ende 2024 planen: Fahrer und Team haben einen weiteren Einjahres-Vertrag vereinbart.
Doch während Sainz eher andere Optionen auslotet als das strauchelnde Werksteam, dürften die anderen Kandidaten größeres Interesse an Alpine zeigen, um ihre Karriere fortsetzen zu können. Ricciardo und Magnussen waren früher schon einmal bei Renault und verließen das Team, und Zhou gehörte zumindest früher dem Nachwuchskader der Franzosen an.
Apropos Nachwuchskader: Abgesehen von Doohan dürfte da derzeit kaum ein Pilot aus der Akademie Chancen besitzen. Kush Maini (9.) und Victor Martins (20.) können sich in der Formel 2 in diesem Jahr nicht empfehlen, alle anderen Kandidaten sind von der Formel 1 noch zu weit entfernt.
Ralf: WEC ist Micks gute Visitenkarte
Und dann gibt es ja noch Mick Schumacher. Auch der Deutsche hat die Hoffnungen auf ein Formel-1-Comeback noch nicht aufgegeben und fährt derzeit bei Alpine in einem Hypercar, wo er durchaus Lob von Teamchef Bruno Famin eingeheimst hat. Ist das der Türöffner für ein Comeback?
"Er sagt zumindest, dass er sehr happy ist mit dem, was Mick macht", versucht sein Onkel Ralf die Chancen einzuschätzen. "Und dementsprechend ist das sicherlich eine gute Visitenkarte."
Zwar gilt Alpine mit seinen teaminternen Querelen als schwieriges Umfeld und scheint auch sportlich gerade nicht die erste Wahl zu sein, doch Ralf sagt, dass Mick jede Chance ergreifen müsse: "Ich glaube, egal welches Auto zur Verfügung steht: In seiner Position ist jedes Auto gut", betont er.
Denn auch mit einem schlechten Auto könne man sich durchaus für höhere Aufgaben empfehlen, glaubt er, und verweist in dem Zusammenhang auf Nico Hülkenberg, dem das Comeback bei Haas gelungen war und der jetzt einen Vertrag als Werksfahrer für Audi in der Tasche hat.
"Nico hat es gezeigt: Im Qualifying super und mittlerweile auch in der Rennpace super - und dementsprechend hat er sein Cockpit bekommen", so Schumacher. "Der war neben Carlos Sainz die heißeste Ware im Fahrerlager."
"Wenn es dieses Jahr nicht klappt, wird es schwierig"
Mick selbst war bei Haas der direkte Vorgänger von Hülkenberg, konnte sich im Gegensatz zu diesem aber nicht für einen Formel-1-Verbleib empfehlen. Sein Onkel gibt zu, dass es der Youngster damals schwer hatte und sich auch mit dem Auto schwer tat, "aber dann hat er ja aufgeholt", sagt er.
Er bleibt dabei, dass der damalige Teamchef Günther Steiner einen "absoluten Managementfehler" begangen habe. Mit Steiner habe sich Ralf Schumacher mittlerweile ausgesprochen, "aber von außen betrachtet hatte Mick zu wenig Unterstützung".
Daher würde er ihm wünschen, dass sich die Tür für ihn bei Alpine öffnen würde. Chancen rechnet er ihm durch den verrückten Fahrermarkt auf jeden Fall ein, zumal Schumacher auch Erfahrung in den aktuellen Formel-1-Boliden besitzt und als Simulatorfahrer von Mercedes noch einmal weitere Erfahrung sammeln konnte.
"Allerdings muss man auch sagen: Wenn es dieses Jahr nicht klappt, wird es wahrscheinlich eher schwierig", so Ralf Schumacher.
Bei Alpine ist "Druck am Kessel"
Doch egal, wer 2025 für Alpine in der Formel 1 fahren wird: So wie in den vergangenen Jahren kann es im Konzern nicht weitergehen. Alpine macht mehr durch Streitigkeiten im Management und unter den Fahrern von sich Reden als auf der Strecke.
Alle Fünf-Jahres- und 100-Rennen-Pläne wurden mittlerweile wieder in die Schublade gesteckt, und Erfolge feiert der Rennstall viel zu selten. Zwar gibt es hin und wieder einen vereinzelten Podestplatz (na gut, 2024 nicht gerade), doch von den angestrebten Siegen ist man meilenweit weg: Einen einzigen Zufallssieg feierte man in Enstone in den vergangenen zehn Jahren.
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Und statt sich nach vorne zu entwickeln, geht es rückwärts: Der A524 ist ein Flop und hat gerade einmal zwei Pünktchen holen können.
Teamchef Bruno Famin muss das Ruder herumreißen, das er von Otmar Szafnauer Mitte 2023 übernommen hatte. Zum Vergleich: Damals hatte das Team 47 Zähler auf dem Konto und schon eine heiße Brandrede vom damaligen Geschäftsführer Laurent Rossi hinter sich.
"Da ist natürlich Druck am Kessel", sagt Schumacher. "Aber ich muss auch sagen, das ist verständlich, denn da wird nicht so viel geleistet."
Ein wenig Verständnis für Ocon-Manöver
Der Deutsche sieht viele Probleme beim Konzern: Da wäre zum einen die Verteilung auf die beiden Standorte in England und Frankreich, die sich aber anscheinend die Schuld an der schlechten Leistung gegenseitig zuschieben, es gibt ständige Unruhe im Team und weil kein anderes Team den Renault-Motor haben will, hat man auch keine Vergleichswerte.
"Also das ist schon ein Brett, was die da vor sich her schieben", sagt er, "und da kann man keine zwei Fahrer gebrauchen, die sich gegenseitig da nicht grün sind und sich auch noch ins Auto fahren."
Doch zumindest bei der entscheidenden Szene in Monaco versucht der Ex-Pilot dann doch noch etwas Verständnis für Ocon aufzubringen: "Das ist natürlich ein Fahrfehler, ja, aber auch eine Entscheidung, die er da trifft", sagt er. "Man sieht die Lücke, man fährt da rein."
"Wenn er das geschafft hätte, hätte jeder gesagt: super cool", meint er. "Ich glaube nicht, dass er jetzt da reingefahren ist, um bewusst Pierre Gasly ins Auto zu fahren, sondern er hat diese Lücke gesehen."
"Ja, war eine Fehleinschätzung, aber bitte Leute, auch eine Fehleinschätzung, die man innerhalb von paar Zehntel trifft."
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