Brown wünscht sich mehr technische Freiheiten im Budgetrahmen

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Brown wünscht sich mehr technische Freiheiten im Budgetrahmen

Beitrag von Redaktion » 19.12.2022, 13:38

Die Formel 1 sollte darüber nachdenken, ihr technisches Regelwerk zu lockern, jetzt, wo es einen Kostendeckel gibt, meint McLaren-CEO Zak Brown

Zak Brown findet, es sollte mehr Freiraum für technische Innovationen geben

Die Einführung einer Budgetbegrenzung ab Anfang 2021 war von dem Wunsch getragen, das Formel-1-Feld zu verdichten und sicherzustellen, dass die finanzstarken Teams keinen unfairen Vorteil haben. Jetzt, da das System in Kraft ist, ist es aus Sicht von Zak Brown an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen,

Er schlägt vor, dass die Formel-1-Chefs die anderen Regeln nicht so streng handhaben sollten, da keine Gefahr eines Ausgabenwettstreits besteht. "Ich denke, wir sind überreguliert, während wir unter der Kostengrenze liegen", findet Brown.

"Wenn man den Kostendeckel hat, würde ich fast den umgekehrten Weg einschlagen, nämlich sagen: Macht, was ihr wollt. Wer sechs Räder haben will, soll sechs Räder haben. Aber das ist der Betrag, den ihr ausgeben müsst", erklärt er überspitzt.

Der McLaren-CEO ist der Meinung, dass es dem Sport helfen würde, neue Ideen zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass die Autos anders aussehen, wenn man den Teams mehr Freiraum für neue Ideen in den technischen Regularien lassen würde.

"Ich weiß nicht, warum das Reglement so streng sein muss", sagt er. "Ich denke, wenn man ein Kostendeckel hat, dann sollte es innerhalb dessen auch mehr technische Freiheit geben, da man ja reglementiert ist. Dann würde man mehr Innovation und Risikobereitschaft sehen. Die Autos würden noch anders aussehen."


Fotostrecke: Verbotene Formel-1-Innovationen: Die X-Wings von Tyrrell

Mika Salo am Steuer des Tyrrell 025 in Monaco. Die rote Farbe auf dem X-Wing dient zur Identifizierung des Finnen.

"Im Moment gibt es zwei Regelungen: Alles muss genau so aussehen, und man darf nicht mehr ausgeben als das." Ersteres will Brown lockern und am liebsten abschaffen.

Die Formel 1 und die FIA sehen jedoch gute Gründe darin, das derzeitige technische Reglement so streng zu halten. Sie wollen sicherstellen, dass die Teams die Autos nicht so konstruieren, dass sie dem Rennsport abträglich sind und somit schaden.

Auf die Frage, ob bei seinem Plan die Gefahr bestehe, dass das Spektakel auf der Strecke darunter leide, sagt Brown: "Das könnte sein. Aber ich denke, es würde mehr Innovationen hervorbringen. Und ich denke, jeder würde von dem anderen lernen."

"Es war wie damals, als Brawn (im Jahr 2009; Anm. d. R.) den Doppeldiffusor einführte. Sie hatten einen großen Vorsprung, aber am Ende des Jahres war es ausgeglichen. Ich glaube also, dass man damit arbeiten könnte. Und ich denke auch, dass das ein faszinierender Teil des Sports ist. Aber es wäre ein Risiko."


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Zuletzt geändert von Redaktion am 19.12.2022, 13:38, insgesamt 1-mal geändert.

modernf1bodyguard

Re: Brown wünscht sich mehr technische Freiheiten im Budgetrahmen

Beitrag von modernf1bodyguard » 19.12.2022, 14:52

Redaktion hat geschrieben: 19.12.2022, 13:38"Es war wie damals, als Brawn (im Jahr 2009; Anm. d. R.) den Doppeldiffusor einführte. Sie hatten einen großen Vorsprung, aber am Ende des Jahres war es ausgeglichen. Ich glaube also, dass man damit arbeiten könnte. Und ich denke auch, dass das ein faszinierender Teil des Sports ist. Aber es wäre ein Risiko."
Jaaaa, weil Brawn kein Geld hatte um den Wagen vernünftig weiterzuentwickeln. Ich glaube, wenn nach wie vor Honda am Drücker gewesen wäre, wäre der Titel nochmal deutlich früher an Button gegangen.

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Re: Brown wünscht sich mehr technische Freiheiten im Budgetrahmen

Beitrag von D-Zug » 19.12.2022, 15:25

"Es war wie damals, als Brawn (im Jahr 2009; Anm. d. R.) den Doppeldiffusor einführte. Sie hatten einen großen Vorsprung, aber am Ende des Jahres war es ausgeglichen. Ich glaube also, dass man damit arbeiten könnte. Und ich denke auch, dass das ein faszinierender Teil des Sports ist. Aber es wäre ein Risiko.
Jene 2009er Entwicklung blieb ja aber ab 2010 nicht dabei...

Wenn sich das, wie RedBull, BrawnGP, McLaren, Ferrari ab der zweiten Saisonhälfte von 2009 ab Ungarn waren (BrawnGP 60 Punkte / RedBull 61 Punkte / McLaren 57 Punkte / Ferrari 38 Punkte), auf 2010 ff. übertragen hätte, dann hätte man wenigstens lauter "light"-Versionen von "1982" haben können.

Aber so entwickelte sich das nicht: stattdessen war Flaute und es kristallisierte sich ein Team raus.

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Re: Brown wünscht sich mehr technische Freiheiten im Budgetrahmen

Beitrag von ElementalRP1 » 19.12.2022, 21:31

Ich freue mich schon auf die Fan-Cars à la McMurtry...

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Re: Brown wünscht sich mehr technische Freiheiten im Budgetrahmen

Beitrag von Sportsmann » 20.12.2022, 00:50

Auf die Frage, ob bei seinem Plan die Gefahr bestehe, dass das Spektakel auf der Strecke darunter leide, sagt Brown: "Das könnte sein. Aber ich denke, es würde mehr Innovationen hervorbringen. Und ich denke, jeder würde von dem anderen lernen."
Brows Aussage überrascht mich. Er meint wirklich, dass Innovation wichtiger sei als ein guter interessanter Sport? Da kann ich nicht mitgehen, sollen doch alle Autos sich angleichen. Dann zählt eben die Entwicklung weniger und das Rennwochenende und Setup und Fahrer und Boxenstoppteams haben mehr Einfluss auf das Endergebnis. Es ist ja nicht so als wäre die F1 technologisch ein Welt verbessernder Innovationsfaktor. Es ist beeindruckend was da an Innovation herumkommt, aber geschätzt 75% davon ist für die Tonne wenn wieder ein neues Reglement kommt.

Im Sinne der Vernunft sollte erstmal ein 3 Jahreszyklus durchlaufen werden, anstatt wieder herumzufuschen und alles zu früh zu verwässern. Wir können ersteinmal schauen wie die Team sich annähernd - bzw. ob sie sich schon annähern! Nach 3 Jahren hat man dann eine solide Entwicklung erreicht und wenn alle Autos gleich aussehen und das tatsächlich irgendwen stört - außer einige entlassene Ingenieure die Brown doch nicht durch Schildbürgerarbeit subventionieren will oder? - liesse sich Porpoisingbekämpfung wieder als Innovationsfeld öffnen, oder aktive Aerodynamik einsetzen, oder Allradantrieb oder eins von vielen Konzepten, die in den letzten Jahren angesprochen wurden.
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Re: Brown wünscht sich mehr technische Freiheiten im Budgetrahmen

Beitrag von Sportsmann » 20.12.2022, 00:52

Die F1 sollte auch weiterhin das Ziel haben eine überholfreundliche Formel zu sein. Ich habe mal drei Gedankenmodelle gezeichnet.

A)
Um Mehr Freiheiten zu gewähren, müssten bestimmte Bereiche ausgeklammert werden, damit die Luftverwirbelung die hinterherfahrenden Rennwagen viel Abtrieb kostet, nicht ins Gewicht fällt. Der Weg über den Unterboden noch mehr stabilen Abtrieb zu gewinnen, der scheint für eine Weile ausser Reichweite. Ich bin gespannt ob man den Weg irgendwann mal angeht, maximaler Abtrieb über den Unterboden plus aktive Antiporpoising Aerodynamik. In dem Moment kann man dann wirklich alles freigeben, was nicht als unsicher gilt - verdammt wieder naiv gedacht ;) Plötzlich kommt ein Monster heraus was schnell ist in der Qualifikation, aber so breit, dass man es nicht überholen kann, oder realistischer zumindest das Überholen durch zu lange und breite Autos, bzw. breite Frontflügel oder Luftleitbleche wieder schwerer macht. Also braucht es eben doch auch gewisse Boxen oder maximal Werte für Breite und Länge bestimmter Teile oder des gesamten Autos.


B)
Neben den Freiheiten in reglementieren Bereichen, die als unkritisch gelten würde ich noch eine Option sehen. Nach 3 Jahren dieses Reglements, einen zwei Jahreszyklus festzulegen und einmal volle Freiheit zu gewähren. Geht das ganze schief, wird nach den 2 Jahren wieder das alte Reglement eingesetzt, nur mit dann ggf. nochmal gesunkenem Budgetlimit. Günstiger werden ist auch eine Innovation - die ist zwar langweilig für Fans, aber hoch relevant.

C)
In einem gebe ich Brown aber recht, beim Motor würde ich gerne volle Innovation sehen, ohne technische Eingrenzung. Ohne Spritmengenvorgabe pro Rennen, ohne Durchflussmengenbegrenzung. Doch auch das geht nicht ohne zusätzliche Regeln an anderer Stelle. Was getan werden muss ist, G-Kraftmessungen am Fahrer zu messen und ein Konzept zu entwickeln, dass verhindert, dass Fahrer über eine Belastungsgrenze hinaus kommen. So wie früher regelmäßig Aerodynamik einschnitte kamen, da die Fahrer an die Belastungsgrenze gelangten. Das ist eine Mammutaufgabe und hier braucht es die Meinung von Fahrern, objektiv ist das nicht. Fahrer sollten in der Lage sein ohne Gefahr und Gesundheitsrisiken Motorsport zu treiben. Solange das möglich ist, ist Entwicklungsfreiheit eine schöne Sache.

Tja, in jedem Fall gilt. Lass sie machen und hoffe, dass alles schon irgendwie klappt - das ist keine gute Strategie. Aber es gibt Möglichkeiten die Freiheit zum Teil zu gewähren. Es muss nur gut überlegt werden wo und wie die Risiken kontrolliert werden können.
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Re: Brown wünscht sich mehr technische Freiheiten im Budgetrahmen

Beitrag von Pentar » 20.12.2022, 10:45

Redaktion hat geschrieben: 19.12.2022, 13:38...
"Wenn man den Kostendeckel hat, würde ich fast den umgekehrten Weg einschlagen, nämlich sagen: Macht, was ihr wollt.
Wer sechs Räder haben will, soll sechs Räder haben. Aber das ist der Betrag, den ihr ausgeben müsst", erklärt er überspitzt. ...
Pirellis Motorsportchef Mario Isola gefällt das :thumbs_up:

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Re: Brown wünscht sich mehr technische Freiheiten im Budgetrahmen

Beitrag von Dopp.Ex » 20.12.2022, 17:16

Redaktion hat geschrieben: 19.12.2022, 13:38 "Es war wie damals, als Brawn (im Jahr 2009; Anm. d. R.) den Doppeldiffusor einführte. Sie hatten einen großen Vorsprung, aber am Ende des Jahres war es ausgeglichen. Ich glaube also, dass man damit arbeiten könnte. "
Das konnten die grossen Teams 2009 nur ausgleichen, weil sie damals fast endlos Budget und Manpower zur Verfügung hatten um das Auto (fast) 24/7 in allen Bereichen weiterzuentwickeln.
Heute würde sich dieser Innovationsvorsprung frühestens auf die nächste Saison hin relativieren. Es wäre dann wieder, wie es so oft schon war, ein Team von Beginn an vorne weg.

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Re: Brown wünscht sich mehr technische Freiheiten im Budgetrahmen

Beitrag von Random_F1_Fan » 20.12.2022, 21:03

Geh ich absolut mit.
Es gibt keinen Grund mehr da harte Regeln für jeden Millimeter zu haben, wenn der Kostendeckel eh verhindert, dass es aus dem Ruder läuft.

Deutlich drakonischere Strafen für Überschreitungen wären noch nett, nicht das auf die Finger hauen wie letzte Saison,... aber dann sollen die Teams doch das Geld ausgeben, wie sie wollen. 22 Motoren pro Jahr? Gerne. Wird spannend, wo sie das Geld hersparen, ... sechs Räder? Na, wenn es hilft?!

Aktuell haben wir so ziemlich die extremsten Regelungen, ohne es Einheitsautos zu nennen. So arg viel liegt da nicht mehr dazwischen. Und das gefällt mir absolut gar nicht. Dann haben wir bald nur noch einen reinen Fahrer Wettbewerb und die Teams sind nur Statisten.

Gerade das Zusammenspiel macht die Formel 1 so spannend für mich. Eine Formel 1 mit Einheitsautos, würde ich nicht mehr verfolgen. Das Budgetcap war auch schon ein harter Einschnitt, der mir gar nicht gefallen hat. Aber da wir ihn nun haben, kann man ja mal paar Regeln überdenken, die nur wegen des fehlenden Budgetcaps überhaupt gekommen sind. Teilelimits z.B.
Wenn die Teams 50 Reifen am Wochenende wollen und 2 Motoren, gerne. Kost halt.
Andere Teams werden das Geld anders verwenden und dann kann man gespannt sein, welcher Ansatz effektiver ist. Dann kann sich auch unter der Saison mal was verschieben, statt nach 3-4 Rennen quasi das Endergebnis zu kennen und nur so zu tun als wäre es noch offen.

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