Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

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Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von Redaktion » 28.10.2021, 10:38

Luke Smith erklärt, weshalb die Formel 1 sogar davon profitiert, dass sich Netflix bei der Serie "Drive to Survive" gewisse künstlerische Freiheiten nimmt

Mehr Drama als in der echten Welt: Netflix-Serie "Drive to Survive"

Liebe Leser,

der USA-Grand-Prix 2021 in Austin markiert einen wichtigen Meilenstein für die Formel 1 in Amerika. 16 Jahre nach dem Fiasko in Indianapolis, dem absoluten Tiefpunkt der Formel 1 in den Vereinigten Staaten, fuhr die Rennserie in Austin vor ausverkauftem Haus.

Die Formel 1 war bereits vor 2021 in Amerika im Kommen gewesen, schon seit der Rückkehr des US-Rennens in der Saison 2012. Doch unter den amerikanischen Eigentümern von Liberty Media hat dieser Trend in den vergangenen fünf Jahren noch einmal stark zugenommen. Nun folgt ein zweites US-Rennen für 2022, in Miami. Und man denkt auch schon an einen möglichen dritten Grand Prix in den USA. Die Formel 1 steht dort so hoch im Kurs wie nie zuvor.

Was die Formel 1 Netflix zu verdanken hat

Vieles davon geht zurück auf die erfolgreiche Netflix-Serie "Drive to Survive". Damit wurde die Schwelle gesenkt, um neue Fans für die Formel 1 zu begeistern. Die Rennserie hat in der Tat viele neue Fans gewonnen, vor allem in den Vereinigten Staaten.

Bobby Epstein als Streckenchef in Austin macht keinen Hehl aus dem Einfluss der Netflix-Serie auf das Rennen in Austin: Der USA-Grand-Prix 2021 war ausverkauft. Nachdem das Rennen 2020 aufgrund der Coronakrise ausgefallen war, erzielte die Serie rund um die Welt neue Zuschauerrekorde.

Warum Verstappen nicht mehr mitspielen will

Deshalb ist es fast schon kurios, dass diese Woche vor allem über die Schattenseiten von "Drive to Survive" gesprochen wurde. Angezettelt hatte das Max Verstappen in einem Interview mit der 'Associated Press' vor dem Rennwochenende in Austin.

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Noch nie hat die Schumacher-Familie so offen über ihr Schicksal gesprochen und so großzügigen Zugang zum privaten Foto- und Filmarchiv gewährt. Weitere Formel-1-Videos

Verstappen sagte: "Ich als Fahrer will da nicht [mehr] mitmachen. Da wurden ein paar Rivalitäten künstlich geschaffen, die es in der Realität gar nicht gibt. Deshalb habe ich beschlossen, nicht mehr dabei zu sein und auch keine Interviews mehr zu geben. Denn dann gibt es nichts mehr, was man zeigen könnte."

Es stimmt: Netflix schafft künstliches Drama

Natürlich hat Verstappens Punkt seine Berechtigung. Ein Beispiel: In der jüngsten Staffel ging es um die 2020er-Saison. In einer Folge konzentrierte sich das Geschehen auf McLaren und die Dynamik zwischen Carlos Sainz und Lando Norris. Das Teamduell wurde als tief verwurzelte Rivalität dargestellt, die nach der Bekanntgabe des Wechsels von Sainz zu Ferrari völlig zu eskalieren schien.

Sainz war damit schon wiederholt in eine solche Rivalität verstrickt: In der zweiten Staffel hatte sich Netflix auf sein Duell mit Daniel Ricciardo im vorderen Mittelfeld gestürzt.

Netflix hat aber auch noch weitere Themen aufgebauscht, um eine bessere und dramatische Story erzählen zu können. Zum Beispiel, wie der Boxenfunk dargestellt wird, die Kämpfe in der Konstrukteurswertung oder Fahrerwechsel. Man denke nur daran, wie Christian Horner am Ende der dritten Staffel Sergio Perez angerufen hat, um ihn bei Red Bull willkommen zu heißen. Solche Szenen sind nicht immer akurat und dürften manche Formel-1-Fans irritieren.

Der Spin-off der etwas anderen Art ...

Die Art und Weise, wie Rivalitäten künstlich aufgebauscht werden, geistert inzwischen sogar als Meme durch die sozialen Netzwerke. Bei den vielen Zwischenfällen in diesem Jahr hieß es von Seiten der Fans mitunter: "Was Netflix daraus machen wird." Videos mit solchen Inhalten erzielen hunderttausende Aufrufe auf YouTube. Sie sind extrem überzogen, aber clever geschnitten, und sie unterhalten die Fans.

Hat's Mick entschieden? Verstappen gewinnt Austin!

Wir berichten, was Fahrer und Teamchefs nach dem US-Grand-Prix in Austin zu sagen hatten, und analysieren die entscheidenden Szenen des Rennens. Weitere Formel-1-Videos

Das passt zu Verstappens Aussagen. Im angesprochenen Interview mit der 'Associated Press' verwies Verstappen unter anderem auf eine Szene von nach dem Qualifying in Imola, wo er auf Lewis Hamilton getroffen ist. Er sagt in dieser Szene: "Wahrscheinlich wird das dann drin sein."

Ist Netflix also zu weit gegangen?

Also stellt sich die Frage: Ist Netflix mit seiner künstlerischen Freiheit in "Drive to Survive" zu weit gegangen? Zumal, wenn sich der aktuelle WM-Spitzenreiter nicht mehr länger an der Serie beteiligen will?

An dieser Stelle darf man nicht vergessen, was eigentlich Sinn und Zweck der Serie ist. Formel-1-Fans, die sich einen völlig korrekten Saisonrückblick davon versprechen, dürften längst verstanden haben, dass das nicht das ist, was "Drive to Survive" bieten will.

In der Serie geht es einzig und alleine darum, Persönlichkeiten und Charaktere in den Vordergrund zu rücken, sie zugänglicher zu machen für den allgemeinen Sportfan. Außerdem will man etwas zeigen, was auch für Insider-Fans interessant sein könnte.

Was die Netflix-Serie eigentlich leisten soll

Denn wie der Name schon sagt: "Drive to Survive". Man muss sich nur einmal vergegenwärtigen, was das eigentlich bedeutet. Ja, Motorsport ist gefährlich. Das wissen wir alle. Doch das ist nichts, was dem geneigten Zuschauer bewusst ist, wenn er sich ein Rennen ansieht. Da geht es vorrangig um den Wettbewerb.

Um aber ein größeres Publikum zu erschließen, wird der Risikofaktor in "Drive to Survive" bewusst hervorgehoben. Denn welche andere Sportart kann schon sowas vorweisen? Deshalb werden Unfälle oft dramatisiert, zusätzliche Soundeffekte inklusive.

Verstappen ist im Prinzip der einzige Formel-1-Fahrer, der sich an dieser Art der Darstellung der Formel 1 stört. Sein Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez etwa meint: "Ja, da wird künstlich Drama geschaffen. Der Sport wird ein bisschen als Drama verkauft. Ich kann mir vorstellen, dass man damit eine Show bietet. Unterm Strich ist es aber gut für die Formel 1 und gut für die Fans. Ich bin happy damit."

Das Zielpublikum? Neue Fans!

Auch Lando Norris von McLaren gibt an, sich mit der Serie arrangiert zu haben. "Du kannst ja auch viele Dinge bestimmen, die am Ende drin oder nicht drin sein werden", sagt er. "Ich halte die Serie für eine coole Sache. Vor allem in Amerika. Dort gibt es jetzt so viele Fans, die sich für die Formel 1 interessieren, weil sie 'Drive to Survive' gesehen haben. Und ich denke, ich komme darin ganz okay rüber."

Die Ergebnisse der großen Formel-1-Umfrage

Die kompletten Ergebnisse der bisher größten Fanumfrage in der Geschichte der Formel 1 gibt's unter f1-global-fan-survey.motorsport.com. Weitere Formel-1-Videos

McLaren-Boss Zak Brown hat sich schon oft positiv über die Netflix-Serie geäußert. Tenor: "Sie spricht eine jüngere Fanschicht an und insgesamt ein breiteres Publikum. Das hat in Amerika wirklich einen Einfluss genommen.""Ich halte die Serie für insgesamt faktentreu, mit ein bisschen Drama drübergestreut. So ist halt das Fernsehgeschäft. Und damit macht die Serie genau das, was wir von ihr erwarten: Sie verschafft uns neue Fans. Daher glaube ich, die Serie ist unheimlich erfolgreich."

Netflix will keinen Saisonrückblick bieten

Mit diesen Äußerungen trifft Brown ins Schwarze. Es wird an manchen Stellen dramatisiert, was Hardcore-Formel-1-Fans missfallen dürfte. Doch die Wahrheit ist: Diese Insider-Fans sind nicht das Zielpublikum von "Drive to Survive". Nochmals: Die Serie soll kein Saisonrückblick sein.

Mercedes war einst auch skeptisch, welchen Einfluss Netflix nehmen könnte. Man hielt die Serie für eine Ablenkung, als 2018 die erste Staffel abgefilmt wurde. Toto Wolff erkannte aber rasch, wie viel Mehrwert damit generiert wird und dass man das ausnutzen musste.

Er sagte dann: "Anfangs waren wir nicht so begeistert von Netflix, weil wir uns auf unsere Leistung auf der Rennstrecke konzentrieren wollten. Aber: Damit lag ich falsch. Die Serie ist klarerweise ein großer Erfolg. Rund um die Welt war sie für einige Zeit die beliebteste Dokumentation auf Netflix. Sie ist jetzt ein Teil der Formel 1. Und man sieht eindeutig, welche Vorteile sie uns bringt."

"Wir sind ein Sport und wir müssen den Werten des Sports treu bleiben, ohne Gimmicks. Aber: Sport ist auch Unterhaltung. Und die Netflix-Leute haben einen neuen Blickwinkel reingebracht, eine neue Dimension."

Mal andere Dimensionen der Formel 1 aufzeigen

Ich selbst habe zu Jahresbeginn mit einem der Produzenten von "Drive to Survive" gesprochen, unter anderem über den Einfluss der Serie auf die Vereinigten Staaten. Der Produzent erzählte dann, wie er vor einigen Jahren eine amerikanische Familie getroffen hatte, in einem Hotel in Austin. Die Familie sei Fan geworden von Esteban Ocon, obwohl sie sich davor nicht für die Formel 1 interessiert hatte. Doch Ocon hatte in der ersten Staffel viel Raum eingenommen, weil er für 2019 keinen Stammplatz mehr fand.

In Austin erklärte Ocon selbst, er müsse sich bei Netflix für die Rettung seiner Formel-1-Karriere bedanken. "Da hat man einen Eindruck von mir gekriegt, als ich kein Cockpit hatte. Die Leute konnten sehen, wie entschlossen ich war, wieder zu fahren", so meint er. "Das hat wahrscheinlich dabei geholfen, meine Karriere neu zu beleben. Ich finde es einfach großartig, dass man heute diesen Zugang hat."

Mit 140.000 Zuschauern war Austin am Wochenende bis auf den letzten Platz besetzt. Die Atmosphäre war gigantisch. Und da kann man schon mal akzeptieren, dass sich Netflix bei "Drive to Survive" gewisse Freiheiten nimmt, wenn am Ende die Vorteile davon die Bedenken überwiegen.

Und genau wie ohne Hamilton und Mercedes in der ersten Staffel, so wird "Drive to Survive" der Formel 1 auch weiterhin neue Fans verschaffen - mit oder ohne Verstappen.

Ihr
Luke Smith


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Zuletzt geändert von Redaktion am 28.10.2021, 10:38, insgesamt 6-mal geändert.

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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von jacobi22 » 28.10.2021, 11:07

Nach dieser, dem Redakteur wohl eigenen Meinung, ist der Einbrecher ja auch ein guter Kerl, hilft er doch dabei, die Sicherheitsvorkehrungen zu optimieren. Und das läßt sich nun auf jede Berufsgruppe umlegen, der Drogendealer beschafft Einkommen für seine Truppe und selbst ein Mörder befreit die Gesellschaft von einem Sauerstoffverbraucher...

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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von schumi791 » 28.10.2021, 11:36

jacobi22 hat geschrieben: 28.10.2021, 11:07 Nach dieser, dem Redakteur wohl eigenen Meinung, ist der Einbrecher ja auch ein guter Kerl, hilft er doch dabei, die Sicherheitsvorkehrungen zu optimieren. Und das läßt sich nun auf jede Berufsgruppe umlegen, der Drogendealer beschafft Einkommen für seine Truppe und selbst ein Mörder befreit die Gesellschaft von einem Sauerstoffverbraucher...

Was ICH sehen möchte, wären echte Stories. Für Märchen bin ich bei den Grimm-Brüdern besser aufgehoben
Ja, korrekt was du sehen möchtest bietet dir Drive to Survive nicht und wollte es auch nie. Genau das ist nämlich der Punkt, den der Redakteur so hervorgehoben hat. Die "Netflix-Doku" war von Beginn an nicht für uns eingefleischte Fans, sondern sollte eine jüngere Zielgruppe ansprechen und genau das tut sie.

Wir sollten uns damit abfinden, dass nicht jedes Produkt, welches mit unserem Hobby zu tun hat, automatisch für uns konzipiert wurde um unseren Geschmack zu treffen. Die Zielgruppe war von vorneherein eine ganz Andere und da kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen, dass hier die Netflix-Serie einen perfekten Job macht. Die Serie hat in meinem Umfeld nämlich sehr großen Anteil daran, dass sich meine Schwester und ihr Verlobter nun für Formel 1 interessieren bzw. sogar zu Fans wurden, ironischerweise von Verstappen :lol:, wodurch wir jetzt immer zu dritt uns Formel 1 anschauen und mitfiebern.

Letztenendes habe ich, auch wenn ich die Serie selbst jetzt nicht so ansprechend finde, dadurch als eingefleischter Fan im Endeffekt auch etwas gewonnen. :)
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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von jacobi22 » 28.10.2021, 11:56

Ich hatte nur 3 Teile der 1. Staffel gesehen in der Hoffnung, mal Einblicke zu bekommen, die man nicht auf jeder Webseite sieht. War am Ende aber nicht das, was ich mir vorgestellt hatte und kam dann in der Prioritätenliste etwas nach hinten - lass ich "für nasse Herbsttage"... Dabei ist es dann geblieben. Meine Frau schaut wohl auch ab und an ein Rennen, wenn es die Zeit erlaubt oder sich etwas ankündigt, wie Regen, aber für eine Doku kann ich sie auch nicht begeistern. Naja, so hab ich immer etwas in der Schublade, falls mal wieder garnix drauf ist
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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von Felix1311 » 28.10.2021, 12:09

Natürlich zeigt die Sendung nicht die vorherige Saison und nicht die Punkte über die wir hier diskutieren. Aber ich finde die basteln immer eine schöne spannende Story daraus und man Mus das Ganze einfach als kleine Ergänzung sehen.

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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von jacobi22 » 28.10.2021, 12:21

Felix1311 hat geschrieben: 28.10.2021, 12:09 Natürlich zeigt die Sendung nicht die vorherige Saison und nicht die Punkte über die wir hier diskutieren. Aber ich finde die basteln immer eine schöne spannende Story daraus und man Mus das Ganze einfach als kleine Ergänzung sehen.
Das ist unbestritten, denk ich
Aber braucht es dann die besagte "künstlerische Freiheit", die Stories erfindet? Ich glaube nicht, das man irgendeinen Zuseher verloren hätte, wenn die Geschichten eben nicht erfunden werden, ganz im Gegenteil. Für mich ist da Verstappens Absage so gesehen eben auch okay
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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von Wester » 28.10.2021, 12:25

Wer Drive to Survive gesehen hat, weiß das die sich ohnehin auf alles fokussieren und nicht nur auf den Meisterkampf. Es obliegt den Fahrern und Teams ob sie mit machen wollen oder nicht. Am Anfang waren Mercedes und Ferrari nicht dabei und die 1. Staffel war dennoch ein voller Erfolg. So gesehen wird es auch ohne Verstappen ein großer Erfolg, der ja ohnehin eher seltener vorkam in den bisherigen Staffeln.
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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von Pentar » 28.10.2021, 12:30

Ich kenne die Serie nicht - und ich persönlich brauche sie als eingefleischter F1-Fan auch nicht.
Aber Autor Luke Smith hat hier einen informativen Artikel geschrieben!
Und er hat zweimal darauf hingewiesen, dass die Serie eben kein Saisonrückblick für Hardcore-Fans & Insider ist:
Redaktion hat geschrieben: 28.10.2021, 10:38Es wird an manchen Stellen dramatisiert, was Hardcore-Formel-1-Fans missfallen dürfte.
Doch die Wahrheit ist: Diese Insider-Fans sind nicht das Zielpublikum von "Drive to Survive".
Nochmals: Die Serie soll kein Saisonrückblick sein.
Für mich ist dieser Artikel ein klasse Beispiel für richtig guten Journalismus - Danke, Herr Smith...

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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von modernf1bodyguard » 28.10.2021, 13:39

Es ist mir vollkommen egal, wer die Zielgruppe von DTS ist, sich Geschichten aus dem Nichts heraus auszudenken, über echte Menschen, in einem Wettkampf, der mehr als genug echte brauchbare Geschichten liefert, ist Müll und das kann man mit der Ausrede, dass man ja gar kein Saisonrückblick sein will, nicht rechtfertigen. Was ist das überhaupt für eine beschissene Ausrede? "eS wIlL gAr KeIn SaIsOnRüCkBlIcK sEiN" - ist aber genau so inszeniert, also erzählt mir doch nicht so einen Unsinn. Wir müssen keine Scheiße erzählen um neue Fans für die Formel 1 zu gewinnen.

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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von Rundumlicht » 28.10.2021, 14:51

Ich finde diese Art von Journal- und Voyagismus grundsätzlich verkehrt.
Da filmen also Leute reale Veranstaltungen und machen dann ne eigene Story draus. Zum eigenen Profit.

So weit so gut. Für jeden gezeigten Sponsor, jede Marke und auch die F1, die dadurch offenbar mehr Reichweite erzielt.

Ich würde von so einer "Doku" jedoch mehr Hintergrundwissen, mehr mir sonst verborgene, echte Details erwarten.
Keinesfalls aber eine eigenmächtige, bewusste Überspitzung, Dramatisierung und Fehldarstellung der Ereignisse und Personen.

Satire z.B. darf sowas, keine Frage. Aber eine nur vermeintliche "Doku"?
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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von Sportsmann » 28.10.2021, 14:58

schumi791 hat geschrieben: 28.10.2021, 11:36
jacobi22 hat geschrieben: 28.10.2021, 11:07 Nach dieser, dem Redakteur wohl eigenen Meinung, ist der Einbrecher ja auch ein guter Kerl, hilft er doch dabei, die Sicherheitsvorkehrungen zu optimieren. Und das läßt sich nun auf jede Berufsgruppe umlegen, der Drogendealer beschafft Einkommen für seine Truppe und selbst ein Mörder befreit die Gesellschaft von einem Sauerstoffverbraucher...

Was ICH sehen möchte, wären echte Stories. Für Märchen bin ich bei den Grimm-Brüdern besser aufgehoben
Ja, korrekt was du sehen möchtest bietet dir Drive to Survive nicht und wollte es auch nie. Genau das ist nämlich der Punkt, den der Redakteur so hervorgehoben hat. Die "Netflix-Doku" war von Beginn an nicht für uns eingefleischte Fans, sondern sollte eine jüngere Zielgruppe ansprechen und genau das tut sie.

Wir sollten uns damit abfinden, dass nicht jedes Produkt, welches mit unserem Hobby zu tun hat, automatisch für uns konzipiert wurde um unseren Geschmack zu treffen. Die Zielgruppe war von vorneherein eine ganz Andere und da kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen, dass hier die Netflix-Serie einen perfekten Job macht. Die Serie hat in meinem Umfeld nämlich sehr großen Anteil daran, dass sich meine Schwester und ihr Verlobter nun für Formel 1 interessieren bzw. sogar zu Fans wurden, ironischerweise von Verstappen :lol:, wodurch wir jetzt immer zu dritt uns Formel 1 anschauen und mitfiebern.

Letztenendes habe ich, auch wenn ich die Serie selbst jetzt nicht so ansprechend finde, dadurch als eingefleischter Fan im Endeffekt auch etwas gewonnen. :)
Ich bin aber der Meinung das künstlerische Freiheit Grenzen hat. Etwas überspitzt darstellen ist die eine Sache. Dinge herbeizukonstruieren die es nicht gibt ist hingegen ein echtes Problem, welches unsere Gesellschaft bereits tief erfasst hat. Dementsprechend gehört es sich nicht ein Mischprodukt zu entwerfen, welches nicht klar macht ob es sich um Unterhaltung - mit vollen künstlerischen Freiheiten - oder eine Dokumentation - mit sehr limitierten Freiheiten - handelt. Gäbe es klare Hinweise wie "Die Handlung hat nichts mit der Realität zu tun und die im Film dargestellten Characktere stimmen nicht zwingend mit realen Personen überein" dann gäbe es nichts zu beanstanden.
Sowohl Michael Schmidt von AMUS als auch der Redakteur nehmen das ganze zu leichtfertig und vergessen das große Ganze - meiner Ansicht nach. Sicher es tut der F1 gut. Aber das allein kann keine Rechtfertigung sein alles zu tun was man tun möchte.
Für mich verhält sich dieser Fall ähnlich wie bei den Influencern. Die müssen nämlich auch mittlerweile kenntlich machen, dass sie Produkte bewerben, weil sie dafür bezahlt werden. Transparenz was "wirklich ist" muss sein. Wenn das gegeben ist, kann man immernoch viel Spaß mit der Unterhaltung haben und sich über die Inszenierung austauschen oder Memes machen - das geht alles nicht verloren.
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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von FastNubsi » 28.10.2021, 15:16

Man könnte glauben, jene Leute die Netflix verteufeln haben noch NIE eine Vorberichterstattung vor einem Rennen gesehen.
Was hier und auch auf dieser Seite manchmal für Stories aus 2 Sätzen eines Interviews basteln ist keinen Deut besser. Aber davon Leben die Medien, künstlichen Dramen und wir sind alle so voyeuristisch veranlagt, dass wir darauf auch geifern und draufklicken ;).
Die Formel 1 war schon immer mehr "als nur ein Sport". Und das wird Sie auch bleiben. Mit Netflix hat sie nur endlich ein Neues Medium erhalten. Und Drive to Survive ist nicht einzigartig. Im Football zuerst Hard Knocks und dann "All or Nothing" das sogar in den Rugby und Fussball einzog usw...

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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von schumi791 » 28.10.2021, 15:33

Sportsmann hat geschrieben: 28.10.2021, 14:58 Ich bin aber der Meinung das künstlerische Freiheit Grenzen hat. Etwas überspitzt darstellen ist die eine Sache. Dinge herbeizukonstruieren die es nicht gibt ist hingegen ein echtes Problem, welches unsere Gesellschaft bereits tief erfasst hat. Dementsprechend gehört es sich nicht ein Mischprodukt zu entwerfen, welches nicht klar macht ob es sich um Unterhaltung - mit vollen künstlerischen Freiheiten - oder eine Dokumentation - mit sehr limitierten Freiheiten - handelt. Gäbe es klare Hinweise wie "Die Handlung hat nichts mit der Realität zu tun und die im Film dargestellten Characktere stimmen nicht zwingend mit realen Personen überein" dann gäbe es nichts zu beanstanden.
Sowohl Michael Schmidt von AMUS als auch der Redakteur nehmen das ganze zu leichtfertig und vergessen das große Ganze - meiner Ansicht nach. Sicher es tut der F1 gut. Aber das allein kann keine Rechtfertigung sein alles zu tun was man tun möchte.
Für mich verhält sich dieser Fall ähnlich wie bei den Influencern. Die müssen nämlich auch mittlerweile kenntlich machen, dass sie Produkte bewerben, weil sie dafür bezahlt werden. Transparenz was "wirklich ist" muss sein. Wenn das gegeben ist, kann man immernoch viel Spaß mit der Unterhaltung haben und sich über die Inszenierung austauschen oder Memes machen - das geht alles nicht verloren.
Da bin ich dann doch anderer Ansicht, schon allein aus dem Grund, da es nunmal auch Eigenverantwortung erfordert, wie die "information" zu betrachten sind und welcher Wahrheitsgehalt genau da drin enthalten ist. Ich meine die BILD-Zeitung gibt es auch nicht erst seit gestern und diese bedient sich ja schon jahrzehntelang genau dieser Methodik.

Hier ist auch kein Warnhinweis, dass die hier enthaltenen Artikel, keine objektive Wahrheit abbilden, sondern eine meinungsbildende Richtung, welche gar vorgegeben ist, darstellen. Dieses Bewusstsein muss und sollte der Mensch dann doch selbstständig entwickeln. Letztenendes ist diese Serie nichts weiter als ein Werbeprodukt, welches auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten wurde, auch diese Form der Produktvermarktung ist nicht neu, die Spielzeugindustrie bewirbt so schon seit den 80zigern ihre Produkte, wenn nicht gar früher.

Zumal deine Hinweise auch nicht so wirklich zutreffend sind. Denn zum Einen hat die Handlung im Kern doch immer auch etwas mit der Realität zu tun und wird nur ausgeschmückt oder überspitzt dargestellt und zum Anderen sind die in der Serie dargestellten Charaktere ja die realen Personen selbst, es sind ja keine Karikaturen der realen Personen, sondern sie sind es ja höchstpersönlich und sind, abgesehen von Verstappen, mit der Darstellung ihrer Person in der Serie so wie es abgebildet wird, einverstanden.

Diese Hinweise wären daher eigentlich nur verwirrend.
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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von NR6-KeepFightingMSC » 28.10.2021, 15:36

FastNubsi hat geschrieben: 28.10.2021, 15:16 Man könnte glauben, jene Leute die Netflix verteufeln haben noch NIE eine Vorberichterstattung vor einem Rennen gesehen.
Was hier und auch auf dieser Seite manchmal für Stories aus 2 Sätzen eines Interviews basteln ist keinen Deut besser. Aber davon Leben die Medien, künstlichen Dramen und wir sind alle so voyeuristisch veranlagt, dass wir darauf auch geifern und draufklicken ;).
Die Formel 1 war schon immer mehr "als nur ein Sport". Und das wird Sie auch bleiben. Mit Netflix hat sie nur endlich ein Neues Medium erhalten. Und Drive to Survive ist nicht einzigartig. Im Football zuerst Hard Knocks und dann "All or Nothing" das sogar in den Rugby und Fussball einzog usw...
Das ist hier auch nicht geil, aber es gibt eben nochmal einen Unterschied zwischen überdramatisieren und eiskalt ins Gesicht lügen und das macht Netflix eben, indem sie Funksprüche faken etc. und damit darf man sehr wohl ein Problem haben.
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Re: Kommentar: Warum Netflix' künstlerische Freiheit kein Problem ist

Beitrag von Rundumlicht » 28.10.2021, 15:37

Sportsmann hat geschrieben: 28.10.2021, 14:58 Ich bin aber der Meinung das künstlerische Freiheit Grenzen hat. Etwas überspitzt darstellen ist die eine Sache. Dinge herbeizukonstruieren die es nicht gibt ist hingegen ein echtes Problem, welches unsere Gesellschaft bereits tief erfasst hat. Dementsprechend gehört es sich nicht ein Mischprodukt zu entwerfen, welches nicht klar macht ob es sich um Unterhaltung - mit vollen künstlerischen Freiheiten - oder eine Dokumentation - mit sehr limitierten Freiheiten - handelt. Gäbe es klare Hinweise wie "Die Handlung hat nichts mit der Realität zu tun und die im Film dargestellten Characktere stimmen nicht zwingend mit realen Personen überein" dann gäbe es nichts zu beanstanden.
Sowohl Michael Schmidt von AMUS als auch der Redakteur nehmen das ganze zu leichtfertig und vergessen das große Ganze - meiner Ansicht nach. Sicher es tut der F1 gut. Aber das allein kann keine Rechtfertigung sein alles zu tun was man tun möchte.
Für mich verhält sich dieser Fall ähnlich wie bei den Influencern. Die müssen nämlich auch mittlerweile kenntlich machen, dass sie Produkte bewerben, weil sie dafür bezahlt werden. Transparenz was "wirklich ist" muss sein. Wenn das gegeben ist, kann man immernoch viel Spaß mit der Unterhaltung haben und sich über die Inszenierung austauschen oder Memes machen - das geht alles nicht verloren.
Danke!

Mir erschließt sich auch eher nur über die Anzahl und Wertigkeit der Werbeeinblendungen, ob ein angeschautes Youtube-Video nun "privat" oder "kommerziell" ist. Dass die Influenza-Szene inzwischen das klassische Marketing in den Schatten gestellt hat, nehme ich, auch ob der neuen Präsenz der selbsterklärten Medienstars in vielen (Spiel)-Shows im "normalen" TV, bedauernd zur Kenntnis.

Ich kann mich mit dem Geschäftsmodell "Geld 4 Klicks im Web" noch nicht so recht anfreunden. Ich dachte immer, eine Volkswirtschaft funktioniert ob des "Schaffens" und "Erwirtschaftens". OK. Ich bin Ü60. Sorry.
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