Eigentlich war Mercedes auch beim Grand Prix von Italien auf den Sieg programmiert. Nach dem Pole-Rekord vom Samstag lag Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton von Beginn an vorn und baute seinen Vorsprung mit jeder Runde aus - bis zur Safety-Car-Phase, ausgelöst durch Kevin Magnussen (Haas).
Hamilton tat, was in seiner solcher Situation üblich ist: Er fuhr zum Reifenwechsel an die Box. Dabei bemerkte der Brite nicht, dass die Boxengasse eigentlich geschlossen war - und sein Team informierte nicht rechtzeitig beziehungsweise missverständlich über die Lage, wie ein Blick in den Boxenfunk zeigt.
Was folgte, war eine zehnsekündige Stop-&-Go-Strafe, die Hamilton den sicheren Sieg kostete und der Formel 1 mit Pierre Gasly (AlphaTauri) einen Premierensieger bescherte. Mehr noch: Neben ihm standen mit Carlos Sainz (McLaren) und Lance Stroll (Racing Point) zwei weitere Überraschungskandidaten auf dem Podest.
Strafe gegen Hamilton laut Wolff diskussionswürdig
Es war das erste Mal seit Australien 2013, dass kein Fahrer von Mercedes, Red Bull oder Ferrari den Sieg holte. Damals gewann Kimi Räikkönen im Lotus-Renault. Zum ersten Mal seit Ungarn 2012, als Hamilton (noch bei McLaren) vor zwei Lotus-Fahrern siegte, schaffte es keines der drei Topteams aufs Treppchen.Hat Vettel jetzt genug von Ferrari und der F1?
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Wolff mag Rennen mit einer anderen "Hackordnung"
Auch Lance Stroll im Racing Point dort oben zu sehen, sei "großartig" gewesen. "Man muss es also von dieser Seite sehen. Sie haben großartige Unterhaltung geboten", tröstet sich Wolff. Immerhin patzte in Monza auch die direkte Konkurrenz: Max Verstappen (Red Bull) kam gar nicht ins Ziel und machte folglich auch keine Punkte.
Der Traum von der perfekten Saison, in der man alle Rennen gewinnt, lebt bei Mercedes zwar weiter (er platzte ja bereits in Silverstone 2 mit dem Sieg von Verstappen). "Als Wettbewerber würde ich natürlich gerne diesen Rekord haben", sagt Wolff, "aber ich glaube, die Formel 1 würde darunter sehr leiden."
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Charles Leclerc (5): Der Unfall des Monegassen als Sinnbild für das schlechteste Ferrari-Ergebnis in Monza seit 1995. Ja, der SF1000 ist schwer zu fahren. Trotzdem hat Leclerc die Schuld für den Unfall auf sich genommen. Das ehrt ihn, lässt für uns aber keine andere Note als eine 5 zu.
"Ich glaube, wir alle brauchen Rennen wie dieses, wo die Hackordnung anders ist, wo neue Gesichter auf dem Podium erscheinen, weil sie einfach gut gefahren sind und das Team die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Ich mag es, wenn die Reihenfolge durcheinander gerüttelt wird", betont der Mercedes-Teamchef.
Um das auch in Zukunft sicherzustellen und nicht nur dem Zufall zu überlassen, rauchen die Köpfe der Formel-1-Führung nach Monza wieder ordentlich. Ross Brawn kündigte bereits an, Reverse-Grid-Rennen wieder auf die Agenda zu bringen. Gegen diese Idee hatte sich Mercedes zu Beginn der Saison noch gesträubt.
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