100 statt 175 Millionen: McLaren plädiert für niedrigere Budgetobergrenze

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100 statt 175 Millionen: McLaren plädiert für niedrigere Budgetobergrenze

Beitrag von Redaktion » 16.04.2020, 16:42

McLaren-Teamchef Andreas Seidl wünscht sich eine Senkung der Maximalausgaben in der Formel 1, um das Überleben der Rennserie zu gewährleisten
Start in Suzuka 2018

Die Kosten müssen runter, sonst dreht sich bald kein Rad mehr, sagt Andreas Seidl

"Das Allerwichtigste ist, dass die Budgetobergrenze weiter nach unten kommt", sagt McLaren-Teamchef Andreas Seidl. Es brauche diese Maßnahme, um das Überleben der Formel 1 zu sichern. Denn: "Ich glaube, mit dem aktuellen Status Quo [in der Coronakrise] laufen wir definitiv Gefahr, die Existenz einiger Teams zu gefährden."

Laut Seidl braucht es "nicht viele Teams, um die Formel 1 an den Rand des Abgrunds zu bekommen". Sollten zum Beispiel gleich mehrere Rennställe wirtschaftlich zur Aufgabe gezwungen sein, die Formel 1 könnte womöglich nicht mehr genug Fahrzeuge für den Erhalt des WM-Status aufbringen.

Es sei "nicht nur eine Sorge, sondern eine Realität", dass Formel-1-Teams die Saison 2020 nicht überstehen könnten, sagt Seidl weiter. "Es besteht ein großes Risiko, dass wir Teams in dieser Krise verlieren könnten. Denn wir wissen ja bisher nicht, wie das Einkommen dieses Jahr aussehen wird."

Der McLaren-Vorschlag im Detail

Deshalb drängt Seidl darauf, die Budgetobergrenze für 2021 von derzeit 175 Millionen Dollar deutlich abzusenken. "Wir wären auch absolut einverstanden damit, und das ist auch die Richtung, in die wir pushen, Richtung 100 Millionen zu gehen", meint er.Das wären umgerechnet gut 92 Millionen Euro im Vergleich zu den aktuell angesetzten rund 160 Millionen Euro pro Jahr und Team.

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Und Seidl betont: Das eigentliche Budget eines Rennstalls würde ohnehin darüber liegen. "Es gibt ja noch immer genügend Ausnahmen. Ich bin überzeugt, dass man mit einer Grenze von 100 Millionen [Dollar] auch weiterhin einen super Sport bieten kann."

Formel 1 muss kurz- und langfristig denken

Die Formel 1 müsse sich nur bewahren, "die schnellsten Autos auf diesem Planeten" ins Rennen zu schicken und weiterhin auf Hightech zu setzen. "Das", so Seidl, "ist wichtig für die Formel 1."

Die geringeren Budgets wären seiner Meinung nach die perfekte Ergänzung zu diesem Paket. "Es würde enorm helfen, die Show noch weiter zu verbessern, das Feld enger zusammen zu haben und, das Allerwichtigste, die Plattform der Formel 1 grundsätzlich für alle Teilnehmer nachhaltig zu gestalten."

Aber wie könnte eine Budgetreduzierung jetzt helfen, wenn eben diese erst 2021 zum Tragen kommt? Seidl verweist auf zahlreiche "kurzfristige Maßnahmen", die bereits greifen: "Verlängerung des Shutdowns [in den Werken], das Einfrieren verschiedener Komponenten an den aktuellen Fahrzeugen bereits für dieses und für das nächste Jahr."

Verantwortliche stehen vor "großen Entscheidungen"

"Das sind die richtigen Maßnahmen, um sicherzustellen, dass wir im Worst Case im nächsten Jahr mit den gleichen Autos an den Start gehen können, selbst wenn [2020] gar keine Rennen stattfinden und wir den maximalen finanziellen Impact haben."

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Jean Todt als Präsident des Automobil-Weltverbands FIA in dieser Hinsicht richtige Impulse gegeben, meint Seidl. "Mit seiner Führung sind wir sehr zufrieden." Todt und Formel-1-Boss Chase Carey stünden nun aber vor "großen Entscheidungen", um die Teams zu schützen und damit auch die Formel-1-Zukunft.Dass die Formel 1 eine Zukunft hat, davon ist Seidl überzeugt: "Ich sehe keine Anzeichen, dass die Formel 1 nächstes Jahr nicht mehr existiert. Das größte Risiko ist der Verlust von Teams, wenn wir nicht entschlossen handeln."

Formel 1 mit 70 Millionen pro Jahr?

Entschlossen zu handeln, das könnte eben eine Absenkung der Budgetobergrenze bedeuten. Genau das schlägt auch Formel-E-Serienchef Alejandro Agag für die Formel 1 vor. Er würde das Maximalbudget sogar auf nur knapp 70 Millionen Euro festschreiben.

Was Seidl davon hält? Seine Antwort: "Er hat leicht reden, er leitet diese Rennserie ja nicht. Ich halte [92 Millionen Euro] für eine gute Hausnummer für ein Formel-1-Team, wie wir es in der Formel 1 sehen wollen."

In einem weiteren Schritt müsse es dann darum gehen, die Rennserie "gesünder und nachhaltiger" zu gestalten. "Und das hilft dann hoffentlich auch den Teams, die Krise zu überstehen", sagt Seidl.


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Re: 100 statt 175 Millionen: McLaren plädiert für niedrigere Budgetobergrenze

Beitrag von TEAMLH44 » 16.04.2020, 18:39

bin dagegen , denn Mclaren möchte so an die Top Teams rankommen . Wer mehr Geld hat sollte auch einsetzen können.

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Re: 100 statt 175 Millionen: McLaren plädiert für niedrigere Budgetobergrenze

Beitrag von dersven » 16.04.2020, 19:49

Wer ernsthaft dagegen ist, dem ist auch nicht mehr zu helfen...Die Kluft zwischen den finanzstarken und weniger finanzstarken Teams ist einfach so groß geworden, dass alles andere als eine faire und verhältnismäßig niedrige Budgetobergrenze keinen Sinn macht. Schon jetzt "überleben" doch viele Teams nur noch, wenn sie für eines der großen Truppen als B-Mannschaft fungieren. Gesund ist das nicht. Traditionsreiche Teams wie Williams und McLaren fahren auch nur noch mit, weil sie auf eben diese neue, faire Regelung hoffen. Sonst wären die wohl nicht mehr lange da.

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Re: 100 statt 175 Millionen: McLaren plädiert für niedrigere Budgetobergrenze

Beitrag von Mithrandir » 16.04.2020, 20:14

Redaktion hat geschrieben: 16.04.2020, 16:42 Die Formel 1 müsse sich nur bewahren, "die schnellsten Autos auf diesem Planeten" ins Rennen zu schicken und weiterhin auf Hightech zu setzen. "Das", so Seidl, "ist wichtig für die Formel 1."
Seidl trifft fast immer den Nagel auf den Kopf, natürlich mit den Interessen seines Teams im Hinterkopf.
Ich wünsche ihm eine erfolgreiche Zeit bei McLaren und hoffe er führt das Team zurück auf's Podium.
Folgt mir, ich komm nach...

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Re: 100 statt 175 Millionen: McLaren plädiert für niedrigere Budgetobergrenze

Beitrag von Sportsmann » 16.04.2020, 21:05

TEAMLH44 hat geschrieben: 16.04.2020, 18:39 bin dagegen , denn Mclaren möchte so an die Top Teams rankommen . Wer mehr Geld hat sollte auch einsetzen können.
Wie passt die Aussage zu der von Lewis Hamilton - ich unterstelle du bist ein Fan - dass Kartfahren zu teuer geworden ist und man es so ändern müsste, dass nicht nur die reichen Kart fahren könnten? Auch Vater Hamilton und seine Söhne waren vor der F1 nicht reich.

Im Sinne des Sports ist deine Forderung nicht. Schade. Finanzielles Fair play - wenn es denn ordentlich kontrollierbar und gescheit umgesetzt und Vergehen hart bestraft würden - ist hilfreich, bzw. wichtig um den Sport attraktiv zu halten. Die F1 lebt noch in der Vergangenheit als sie wenig Konkurrenz hatte und 50% der Familien Sonntags F1 schauten, der Markt hat sich jedoch dank Videospielen, einer breiten TV-Landschaft, unzähligen Freizeitmöglichkeiten und Verboten z.B. von Tabakwerbung, verändert. Es muss also etwas verändert werden, leider lernen es die großen Teams nicht. Mercedes ist jetzt auch nur Kompromissbereit, weil der Automarkt und die Umstellung auf E-Mobilität so problematisch und teuer sind. Das eine enge F1 spannender mit 10-20 statt 6 Titelanwärtern spannender wäre als die heutige F1, steht zumindest für mich ausser Frage.
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Re: 100 statt 175 Millionen: McLaren plädiert für niedrigere Budgetobergrenze

Beitrag von mamoe » 16.04.2020, 22:32

also,
es ist doch letzten endes so, dass ...
wenn formel 1 das high end sein möchte
dann auch butget open end und die entwicklung auch incl. der grauzonen

wenn nicht, dann fair auch für die kleinen teams gegenüber

für mich max 100mio
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Re: 100 statt 175 Millionen: McLaren plädiert für niedrigere Budgetobergrenze

Beitrag von Sportsmann » 17.04.2020, 01:50

plastikschaufel hat geschrieben: 16.04.2020, 23:50 Ist das nicht in anderen Sportarten genau so? Klar, nicht überall, aber Reiche Vereine kaufen sich auch die besten Spieler ein.
Es gibt verschiedene Systeme. Z.b. in Amerika gibt es Draftsysteme, oder in der NFL gibt es seit vielen Jahren eine Gehaltsobergrenze - die jedoch ggf. derzeit durch ständige Erhöhung aufgeweicht wird. Bei den Drafts, also der Nachwuchsrekrutierung haben die Manschaften zuerst das Zugrecht, die am schlechtesten abgeschnitten haben. Ich bin jetzt kein Fan von all den amerikanischen Systemen, aber der Grundgedanke ist gut. Die haben schon seit Jahrzehnten im Sinn, dass ihre Franchises besser dastehen, wenn die Kämpfe spannend und der Sport attraktiv ist. In der F1 kriegst du nen Watschen, ja wie kann man nur auf die Idee kommen, einem schlechteren einen Vorteil zu schenken? Die sollen lieber mehr Geld auftreiben und verbrennen, wenn sie Erfolge haben wollen.

Auch der große Fc Bayern lebt nur davon, dass Dortmund und Bremen die Meistertitelserie unterbrechen konnten und derzeit auch Leipzig als starker Kontrahent auftritt. Wäre es anders, würde die Attraktivität - zum Teil - sinken. In Zeiten wo sich Menschen aussuchen können, welche Unterhaltung sie wollen, verliert man durch Langweiligen Sport schnell den Sportinteressierten, nicht harten Fan. Und hier ist genau der Punkt. Wenn andere Sportarten das genau so machen, sagt uns das etwas aus, ob es eine gute Zukunftsstrategie ist? Jede Sportart hat andere Zielgruppen, Einnahmen, Ausgaben, Sponsoren. Und alle dieser Gruppen unterliegen Veränderungen. Man muss also stets gut überlegen ob man mit Kontinuität über Jahrzehnte noch den richtigen Riecher hat, oder ob der einst stabile Ast auf dem man steht, langsam alt und morsch wird und nicht mehr tragen wird.
Für mich war der Punkt was die F1 angeht schon vor bald einem Jahrzehnt erreicht, aber man sieht was alte Verträge und Akteure die beim an die Zukunft denken, stets nur die eigene Zukunft sehen können, bewirken. Dass die F1 als Sport attraktiv sei, das kann ich selbst als Fan nicht sagen. Ohne all die Technikgeschichten und Dramen, wäre die F1 zu über 50% mit 0:0 Spielen im Fußball zu vergleichen. Nicht tragisch für einen Fan wie mich. Aber gut auch nicht und damit vermutlich nicht zukunftsfähig.

Ausserdem gibt es noch einen Unterschied. Kein Verein hat 500+ Mitarbeiter, die essenziell für die Performance am Spieltag sind. Die F1 ist relativ starr. Wechsel wie in anderen Sportarten wo jeder neue Saisonstart womöglich Kräfteverhältnisse verändert und einige erst richtig reinkommen müssen, oder am Saisonende keine Kraft mehr haben, das kennt die F1 nicht. Daher ist es ratsam, diesen - ich nenne es Unterhaltungswertsnachteil - irgendwie auszugleichen. Man darf es also gerne klüger anstellen, als weiter Geld zu verbrennen. Das können die Technologieunternehmen sicherlich besser in wirklich Zukunftsträchtige Dinge investieren, die nicht durch ein sportliches Reglement eingeengt werden.
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