Murray Walker (1923 - 2021): Die ewige Stimme der Formel 1
Der britische Kultkommentator Murray Walker ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Ein Nachruf auf die Formel-1-Legende von Adam Cooper
(Motorsport-Total.com) - TV-Legende Murray Walker ist im Alter von 97 Jahren verstorben. Er hat einen großen Beitrag zum wachsenden Interesse an der Formel 1 in Großbritannien geleistet. Mehrere Generationen von Fans wuchsen mit seiner unverwechselbaren Stimme auf, die die Heldentaten von Jackie Stewart, James Hunt, Nigel Mansell, Damon Hill bis hin zu Jenson Button beschrieb. Ein Nachruf.
In der breiten Öffentlichkeit war Walker besonders für seine gelegentlichen Schnitzer und seinen markanten Kommentarstil bekannt. Im Grund war er aber ein hart arbeitender und extrem sachkundiger Enthusiast, der von den Fahrern und Teamchefs, über die er sprach, bewundert und respektiert wurde - wie von jedem, der ihn aus den Fahrerlagern der verschiedenen Motorsport-Serien kannte.
Bekanntheit erlangte er weit über die Grenzen Großbritanniens hinaus, da sein Kommentar auch in Australien, Neuseeland, Kanada und Südafrika zu hören war. Auch in Holland und Belgien hörten die Zuschauer lieber ihm zu als den lokalen TV-Kommentatoren.
Vater Graham spielte eine wichtige Rolle
Seine Anfänge im Fernsehen bestritt er im Windschatten seines berühmten Vaters. Graham Walker spielte eine wichtige Rolle in seinem Leben, und Murray machte kein Geheimnis daraus, dass er immer versucht hatte, dem Vermächtnis seines Vaters gerecht zu werden.
"Ich wurde in eine Motorsport-Familie hineingeboren", erklärte er. "Mein Vater war ein professioneller Motorrad-Pilot in den 1920er-Jahren. Ich wurde 1923 geboren und bin mit ihm und meiner Mutter rund um den Kontinent zu den Rennen gefahren."
"Mir kam das ziemlich normal vor, weil das mein Vater eben gemacht hat. Aber während ich nach Deutschland, Holland, Belgien und Italien reisen konnte, war es für Menschen in England schon ungewöhnlich, nach Schottland, oder Wales, oder Clacton zu fahren - geschweige denn in ein anderes Land!"
Murray Walker: Die Stimme der Formel 1 (1923-2021)
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"Er hat die TT gewonnen und war so etwas wie ein Weltmeister vor dem Krieg. Ich nehme an - und das ist womöglich ein Meisterwerk der Vereinfachung - er war eher ein Graham Hill als ein Ayrton Senna. Aber durch die Kombination der natürlichen Begabung, extrem harter Arbeit und Einsatz hat er es geschafft."
"Er hatte eine gigantische Persönlichkeit. Er war ein wunderbarer Mann, sehr anständig, ehrlich und eine liebenswerte Person. Er konnte sehr gut mit Worten umgehen und war ein brillanter Redner. Er würde ohne Notizen aufstehen und den Raum eine Stunde lang in Atem halten."
Nachdem Walker senior seinen Helm an den Nagel gehängt hatte, war es nur logisch, dass er sich dem Rundfunk zuwandte. Er wurde zur Stimme der Motorräder bei der BBC. In jenen Tagen war die TT ein nationales Großereignis.
"Ein runder Pflock in einem eckigen Loch"
"Sie hatten immer ein Team aus fünf Kommentatoren an der Strecke", erinnerte sich Murray. "Er hat den ganzen Haufen gemanagt, und er hat es brillant gemacht. Ich habe noch Aufnahmen von ihm zu Hause, die ich mit Bewunderung und gigantischem Respekt anhöre."
Im September 1939 waren die Walkers bei einer Trail-Veranstaltung in Österreich, wo Graham das Team der britischen Armee leitete. Durch ein verschlüsseltes Telegramm gewarnt, flüchteten sie Stunden vor der Kriegserklärung.
Sobald er alt genug war, war Murray selbst mitten im Geschehen. Es ist heute schwierig, sich den Walker vorzustellen, der Befehle gab, während er seinen Kopf aus einem Panzerturm herausstreckte. Aber sein Kriegsdienst war eine ernste Sache.
"Ich bin die Sandhurst [Akademie] durchlaufen und wurde Gottes Geschenk an die britische Armee, weil ich nun ein Abzeichen als zweiter Leutnant auf der Schulter trage!"
"Die Royal Scot's Greys waren ein sehr starkes Kavallerieregiment - Prinzessin Dianas Vater war einer meiner Offiziere. Um ehrlich zu sein, war ich ein runder Pflock in einem eckigen Loch, weil ich kein Pferdemensch bin, aber sie waren keine Handwerksleute, und es passte ihnen sehr gut, dass ich einer war."
"Ich kam von Sandhurst aus zu ihnen in die Normandie. Ich kämpfte mich durch Holland und Deutschland, machte die Rheinüberquerung, und mein Regiment brachte die Verbindung mit den Russen zustande."
"Als Junge in die Armee, als Mann wieder heraus"
"Dann wurde ich befördert und wurde technischer Adjutant der Schule für gepanzerte Kampffahrzeuge der britischen Rheinarmee in Belsen, dem Konzentrationslager, das in eine Armeeeinrichtung umgewandelt worden war. Ich ging als Junge in die Armee und kam als Mann wieder heraus. Das ist ein bisschen ein Klischee, aber es stimmt."
Es war wohl unvermeidlich, dass der ausgemusterte Captain Walker danach versuchte, den zweirädrigen Errungenschaften seines Vaters nachzueifern.
"Ehrlich gesagt war ich zunächst nicht besonders interessiert an dem Sport", gab er zu. "Es war Teil meines Lebens. Mein Interesse kam erst nach dem Krieg auf. Dann hat es mich doch gepackt, und ich habe begonnen, Motorrad-Rennen zu fahren - aber ich war nicht sehr gut darin."
"Ein Rennen habe ich gewonnen, hatte ein paar Platzierungen, aber ich war besser im Trail-Fahren. Langsam wurde mir klar, dass ich nicht genug Talent hatte. Ich denke, ich habe realisiert, dass ich im Geschäftsleben besser abschneiden würde, und das Fahren wurde zu einem Hobby."
Im wahren Leben folgten Stationen in der Werbung bei Dunlop und Aspro, bevor "ich abgeworben wurde, um die Seiten zu wechseln - vom Kunden auf die Agenturseite. Das war wirklich meine Stärke - ich hatte endlich etwas gefunden, das zu mir passte. Und zu diesem Zeitpunkt begann ich auch beim Rundfunk."
Die Verbindungen seiner Familie brachte Murrays Teilzeit-Karriere bei der BBC im Jahr 1949 ins Rollen, zunächst eher mit Autos statt Bikes. Seinen ersten Einsatz fürs Radio hatte er beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone, an der Seite von Wimbledon-Guru Max Robertson.
Agenturjob unter der Woche, TV-Kommentar am Wochenende
Im selben Jahr gab Walker auch sein TV-Debüt im Rahmen einer eher obskuren Bergrennen-Veranstaltung in Kent. Er bildete außerdem eine einzigartige Paarung mit seinem Vater bei Motorrad-Übertragungen.
"Ich habe mit meinem Vater von 1949 bis er starb 1962 Motorrad-Rennen übertragen. Wir waren eher wie Brüder, statt Vater und Sohn. Wir hatten ein großartiges Verhältnis und eine telepathische Bindung."
"Es gab nie die Notwendigkeit, dieses 'Over-to-you-Murray'-Zeug zu machen, weil ich wusste, wann er aufhören würde und umgekehrt. Ich habe auch das gemacht, was ich die 'Krümel vom Tisch des reichen Mannes im Motorsport' nenne, nämlich die Dinge, die Raymond Baxter nicht machen wollte oder nicht machen konnte."
Baxter war der Moderator der BBC-Motorsportberichterstattung, und Murray wartete zwei Jahrzehnte lang geduldig in seinem Schatten. "Er machte die großen und ich die kleinen Rennen. Ich habe Formel 3, Rallycross, aber auch den ein oder anderen Grand Prix gemacht."
"Ich habe recht viel für das Radio gemacht und ich habe auch jahrelang für ITV gearbeitet, wo ich Motorrad-Rennen kommentierte, während ich für die BBC arbeitete. Zweimal kommentierte ich auf beiden Sendern parallel an einem Samstagnachmittag!"
Murray war allerdings nicht frustriert darüber, dass Baxter Priorität genoss: "Man muss verstehen, dass ich von Montag bis Freitag jeden Morgen um 8 Uhr ins Büro ging und lange Arbeitstage hatte. Jedes Jahr haben wir in der Agentur neue Rekorde aufgestellt. Und das war mein Leben."
1978 startete Walker mit der BBC durch
"Das Kommentieren war hingegen mein Hobby. Daher war ich nicht frustriert, weil ich für die Firma schon sehr viel reisen musste, und ich sehr beschäftigt war."
Walker feierte große Erfolge in der Werbebranche, wo er Kunden wie die britische Eisenbahn, Vauxhall, Kit-Kat oder die Mars Confectionery betreute. Er hat sich zwar die Slogans nicht ausgedacht, aber als Account-Direktor dafür gesorgt, dass sie im Gedächtnis von Millionen Menschen hängen bleiben.
Ein Trost war, dass auch Baxter kaum über die Formel 1 berichten konnte. Die BBC hat damals nicht mehr als eine Handvoll Grands Prix übertragen, und in den 1970er-Jahren verschwand der Sport von den britischen TV-Geräten. Das war zum Großteil eine verspätete Reaktion auf die Tabak-Werbung, aber auch Durex als Sponsor des Surtees-Teams 1976 war nicht hilfreich.
Die BBC-Berichterstattung über das legendäre Jahr 1976, in dem James Hunt den Titel gegen Niki Lauda gewinnen konnte, beschränkte sich auf das Finale in Japan - und auch das wurde zuerst von ITV gezeigt. Dann kam das Jahr 1978 und eine massive Wende.
ITV übertrug drei Rennen live. Die BBC reagierte und experimentierte mit Highlights am Sonntagabend. Die Grand-Prix-Berichterstattung war geboren und Walker bekam den Job, nicht Baxter. Der Stern des Letzteren war seit einem Monaco-Grand-Prix vier Jahre zuvor immer weiter gesunken.
Baxter kommentierte das Rennen im Fürstentum damals aus dem Londoner Studio und Walker war an der Strecke, um Informationen einzuholen und diese an seinen Kollegen weiterzuleiten. Jedoch versagten die technischen Leitungen und Baxter dümpelte hilflos vor sich hin, weil er in einem chaotischen und von Unfällen geprägten Rennen schlecht informiert war.
Im Alter von 59 Jahren: "Scheiß drauf!"
Trotz dieses Desasters gingen die kleinen Intrigen zunächst weiter. Murray recherchierte während der Trainings, reiste am Samstag zurück nach London und schaute das Rennen via Satellit bei der BBC. Dann wartete er darauf, bis die Highlights zusammengeschnitten waren und kommentierte das Geschehen, da die Übertragung erst in der Nacht ausgestrahlt wurde - wohl wissend, was als Nächstes passieren würde.
Trotz dieser Arbeit behielt Murray seinen Brotberuf. "Ich hatte ein absolut aufregendes Berufsleben. Ich habe dabei geholfen, eine Firma aufzubauen, die 1959, als ich angefangen habe, ein Büro in London hatte, und 1982 54 Stellen in 26 Ländern mit einem Umsatz von 1,5 Milliarden Pfund. Ich habe das nicht alles allein gemacht, aber vieles davon."
"Und es war recht stressig. Mit 59 kam ich an einem Punkt in meinem Leben an, wo ich dachte: 'Scheiß drauf, ich muss mit etwas aufhören.' Daher beendete ich meinen Job ein wenig früher, zum Glück bekam ich aber meine volle Rente. Und ich dachte, ich könnte noch ein wenig kommentieren, damit ich beschäftigt bin."
Die Zuschauerzahlen der Grands Prix stiegen, speziell nachdem James Hunt als Experte geholt wurde für seine unkonventionelle Expertise. Walker war anfangs misstrauisch, aber sie wurden gute Freunde. Gemeinsam begannen sie, über die meisten Rennen von vor Ort zu berichten.
Diese Praxis wurde dadurch verstärkt, dass Sunday Grandstand einen neuen Live-Slot bei BBC2 Mitte der 1980er-Jahre kreiert hatte. Allerdings bedeuteten Budgeteinschränkungen, dass Walker noch 1993 nicht bei vielen Rennen außerhalb Europas vor Ort war.
Er selbst hatte immer wieder versucht, diese Illusion aufrechtzuerhalten. Die Live-Übertragungen erhöhten den Druck und steigerten das Risiko, dass womöglich etwas schieflaufen konnte. Einen Teil von Walkers anhaltender Anziehungskraft machte aus, dass er manchmal über seine Zunge stolperte.
"Alle Menschen machen Fehler"
Oder aber er gratulierte jemandem zum Sieg, der nur wenig später in die Mauer krachte. Millionen von Fans vor den TV-Bildschirmen mochten ihn dabei erwischen, aber Walker behauptete, dass ihm das nichts ausmache.
"Nein, das tut es nicht, obwohl ich nicht selbstgefällig klingen will. Zunächst einmal bin ich ein Mensch und alle Menschen machen Fehler. Aber mein Trost ist, dass das, was viele als Fehler bezeichnen, in meinen Augen nur ein Verspreche war, oder ich gerade etwas versäumt habe, weil ich etwas anderes zu tun hatte."
"Das erklärt es zumindest - es entschuldigt [die Versprecher] zwar nicht, aber erklärt sie. Wenn die Menschen mir vorwerfen würden, dass ich nicht genügend wisse, meine Hausaufgaben nicht gemacht oder mich nicht angestrengt hätte, dann würde ich mir extrem große Sorgen machen."
"Aber zum Glück für mich scheint es eher ein liebevolles Markenzeichen geworden zu sein und das entlastet mich bis zu einem gewissen Grad. Ich muss sagen, und das klingt jetzt wohl ein wenig zynisch, dass es besser ist, sie sagen überhaupt etwas über dich, als gar nichts."
Murray lachte als Letzter. Er nutzte die Sticheleien und traditionellen Schmähungen, um ein gutbezahlter Redner zu werden. Er wurde außerdem ein begehrter Name in der Welt der TV-Werbung, die er so gut kannte.
Viele Zuschauer wussten nicht, wie schwierig seine Arbeit wirklich war, speziell nachdem Boxenstopps Standard in der Formel 1 und die Rennen dadurch deutlich komplexer wurden. "Ich denke, es ist frustrierender in meinem Sport als in vielen anderen", erklärte er.
Formel 1 wurde immer komplexer - auch für Walker
"Fußball ist zum Beispiel ein recht simpler Sport. Man kann jeweils elf Jungs auf jeder Seite sehen und versteht, warum sie den Ball zwischen den zwei Toren hin und her spielen. Aber nicht einmal ich weiß die Hälfte darüber, was innerhalb eines Formel-1-Teams passiert. Und ich habe das nun lange genug beobachtet und jahrelang versucht, das herauszufinden."
"Ich spreche also aus der Sicht von jemandem, der nicht alles weiß, zu jemandem, der unendlich weniger weiß als ich, der sich wahrscheinlich nicht sonderlich für den Sport interessiert und der gerade zu Mittag gegessen, seinen Hund spazieren geführt und den Fernseher eingeschaltet hat."
"Ich spreche hier über den Großteil der Zuschauer, nicht von den Nerds. Und irgendwie müssen wir allen von ihnen erklären, worum es geht."
Und dann war da noch das ständige Wissen darüber, dass sich Fahrer verletzten können - oder noch schlimmer. Als Gerhard Berger 1989 in Imola hilflos in seinem brennenden Ferrari saß, meinte Walker im Kommentar schlicht und würdevoll, dass er nichts hinzufügen könne, was der Zuseher nicht ohnehin sehen könne.
"Ich dachte, Berger sei tot und sein Körper würde live im Fernsehen verbrennen", musste er später zugeben. "Aber man kann doch nicht sagen: 'Mein Gott, er wurde getötet und wird zu Asche verbrannt'. Auch nicht kann man sagen: 'Oh, ihm geht es gut. Macht euch keine Sorgen, sie werden das Feuer bald löschen und ihm wird es gut gehen'. Denn auch das weiß man zu dem Zeitpunkt nicht."
"Das ist der schwierige Teil der Übung. Man ist live auf Sendung, spricht zu Millionen Menschen weltweit. In diesen stressigen Situationen ist es extrem schwierig, das richtig hinzubekommen, und nicht ins eine oder andere Extrem zu kippen."
Der "Kloß im Hals" in Suzuka 1996
"Man entwickelt einen Instinkt dafür oder hat ein Gespür, was man sagen sollte und was besser nicht, anstatt dauernd nur darüber nachzudenken. Würde man wirklich nachdenken, würde man die richtigen Worte wohl sowieso nicht finden, oder zumindest nicht zur richtigen Zeit."
Zum Glück wurde Berger bei dem Feuerunfall nicht ernsthaft verletzt. Fünf Jahre danach verunfallte Ayrton Senna in derselben Kurve. Sein Williams sah kaum beschädigt aus auf den TV-Aufnahmen aus dem Helikopter, der darüber schwebte, doch nach kurzer Zeit war klar, dass etwas Ernsthaftes passiert war. Murray musste weitersprechen, zumindest bis die BBC zurück ins Studio schaltete.
"Das war der schwärzeste Tag, an dem ich als Kommentator je tätig war und jemand starb. Es gab noch nie eine Situation, in der eine solch gigantische, charismatische Persönlichkeit involviert war und in der es wortwörtlich vor den Augen von Millionen Menschen passierte, denen man die Fakten verantwortungsvoll berichten musste, ohne dabei emotional zu werden. Das war eine extrem schwierige Erfahrung."
Zwei Jahre später erfuhr Walker hingegen einen Höhepunkt in seiner Karriere. Berühmt durch seine Aussage, er müsse jetzt wegen eines Kloßes im Hals aufhören zu reden, kommentierte er, wie Damon Hill in Suzuka 1996 die Ziellinie überquerte und sich zum Weltmeister krönte.
In jenem Jahr erhielt er auch einen britischen Orden für seine Verdienste im Fernsehen. Wenige Monate zuvor schockierte in Großbritannien die Nachricht die Fans, dass die BBC den Formel-1-Deal ab 1997 an ITV verlieren würde.
"Ich hatte gerade eine Rede gehalten", erinnerte sich Walker an den Moment, indem er davon erfahren hatte. "Ich stieg ins Auto, fuhr die 20 Meilen nach Hause, drehte das Radio zu den Nachrichten auf und hörte: 'Die BBC hat die Grand-Prix-Rechte an ITV verloren'."
Der Wechsel von der BBC zu ITV 1997
"Ich dachte: 'Verdammt nochmal!' Das kam für mich völlig aus dem Nichts. Niemand wusste davon. Sogar Jonathan Martin, der Sportchef, wusste es nicht. Also ja, es war ein Dämpfer, um es milde auszudrücken."
Was ging ihm damals durch den Kopf? "Schock, Alarm, Verzweiflung, Besorgnis, Empörung, Sorge. Aber dann, als ich darüber nachdachte, sagte ich mir: 'Nun, ich mache das schon verdammt lange, ich stehe eher am Ende meiner Karriere als am Anfang. Wenn es hier aufhört, ist das mein Pech, aber ich hätte sowieso nicht viel länger weitermachen können, also ist das vielleicht kein schlechter Zeitpunkt, um aufzuhören'."
Der Rechtewechsel sollte Walkers Karriere aber noch lange nicht beenden. Schnell wurde klar, dass ITV Interesse daran zeigte, Walkers Dienste in Anspruch zu nehmen, und er unterschrieb. Er sollte noch fünf weitere Jahre als Hauptkommentator arbeiten, gemeinsam mit Martin Brundle formte er ein neues, brillantes Team - bevor er am Ende des Jahres 2001 endgültig aufhörte.
"Es spricht viel dafür, am Zenit aufzuhören", meinte er ein paar Jahre zuvor. "Das ist auch die Art von Entscheidung, die Jackie Stewart getroffen hat, und andere, wie Graham Hill, so schlecht. Ich könnte an der Spitze mit welchem Ruf auch immer aufhören, oder versuchen es so wie sie zu machen."
"Ich werde es wissen, wenn ich es nicht mache oder doch, vor allen anderen. Und ich denke, ich werde den Verstand dazu haben und sagen: 'Das war's!' Ich möchte schließlich kein alter Hase sein." Aber auch nach 2001 hörte Walker nicht auf.
Er hat weiterhin zu Interviews und Features bei ITV, BBC Radio 5 Live, Sky und Channel 4 beigetragen und eine enorm erfolgreiche Autobiographie veröffentlicht. Gesundheitliche Probleme haben ihn in seinen Neunzigern schließlich ein wenig kürzertreten lassen, aber er hat sich weiterhin über die neuesten Formel-1-Gerüchte informiert.
Er hatte auch keine Zeit, anderen Hobbies nachzugehen - einfach weil er keine anderen hatte. "Ich bin ein eingleisiger Geist. Meine Frau sagt, wenn etwas keinen Motor hat, bin ich nicht interessiert. Ich bin unfähig, mich an die kleinen Dinge des Lebens zu erinnern, wie zum Beispiel in den Laden zu gehen und etwas zu besorgen, wenn es nicht mit einem Motorengeräusch verbunden ist!"
"Aber ich arbeite an meinem Hobby. Die meisten Leute freuen sich in ihrer Rente darauf, ihre Briefmarkensammlung oder was auch immer anzulegen. Nun, ich tue das."