• 29. Juni 2019 · 10:07 Uhr

Auf "Schumis" Spuren: Lewis Hamilton in der Form seines Lebens?

Lewis Hamilton erklärt, warum Roger Federer anders wahrgenommen wird als er, und sieht sich noch nicht auf dem Höhepunkt seines Schaffens in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton war in den ersten acht Rennen der Formel-1-Saison 2019 sechsmal Erster und zweimal Zweiter. In der Fahrer-WM beträgt sein Vorsprung auf Valtteri Bottas 36, auf Sebastian Vettel sogar 76 Punkte. Kein Wunder, dass der fünfmalige Weltmeister dem Vernehmen nach langsam die sieben WM-Titel von Michael Schumacher als nächsten großen Meilenstein ins Auge gefasst hat.

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Lewis Hamilton fährt 2019 seinem siebten Titel in der Formel-1-WM entgegen Zoom Download

In den ersten vier Rennen schien es so, als müsse sich Hamilton dieses Jahr auf teaminterne Konkurrenz von Bottas einstellen. Doch je länger die Saison dauert, desto besser kommt er in Fahrt. Was Beobachter dazu veranlasst, ihn in der Form seines Lebens zu sehen. Hamilton selbst sieht sich da kritischer.

"Ich bin ganz gut drauf", sagt er zwar, aber: "Ich habe immer das Gefühl, dass es noch besser geht. Im Vorjahr war ich sehr gut in Form. Aber dann steigst du in ein neues Auto, und das ist jedes Mal wieder eine große Herausforderung. Besonders dieses Jahr, weil die Reifen so schwierig zu verstehen sind."

"Aber langsam komme ich wieder da hin, wo ich Ende vergangenen Jahres war, als es mir so gut ging. Ich finde, dass ich ein besserer Fahrer bin als da, denn mit neuen Erfahrungen wirst du immer besser. Ich arbeite hart daran, die beste Leistung abzurufen, auch mental. Aber das ist immer 'Work in Progress'."

Wolff nimmt Bottas in Schutz: "Pace stimmt"

Während der 34-Jährige es immer wieder zu schaffen scheint, sich zu steigern, stagniert die Entwicklung von Bottas seit einigen Rennen - zumindest den Ergebnissen nach. Für Toto Wolff ist das aber kein Grund zur Sorge, denn: "Die Pace auf eine Runde stimmt bei Valtteri absolut. Ich habe auch keinen Grund zu sehen, warum sich das ändern sollte."

"Aber in den Rennen ist Lewis einfach fähig, nochmal eins draufzulegen. Lewis ist als Fahrer außergewöhnlich. Das ist das Sichtbarste. Aber um ein Rennen und eine Meisterschaft zu gewinnen, zählen alle anderen Faktoren", erklärt der Mercedes-Teamchef.

Was nicht sichtbar ist, ist die harte Arbeit, die Hamilton hinter den Kulissen leistet. Während er auf seinen Social-Media-Accounts meistens nur sein Jetset- und Partyleben zeigt, berichten Insider, dass es durchaus vorkommt, dass er sich abends im Hotelzimmer in dutzenden Datenausdrucken vergräbt und stundenlang studiert, wie er noch besser werden kann.

"Das ist ein Element, das oft übersehen wird", wendet sich Hamilton an die Journalisten: "Ihr versucht immer, die Dinge einzufangen, aber hinter den Kulissen gibt es so viele Geheimnisse. Meine größte Stärke ist vielleicht - ja, ich kann gut Autofahren -, wie ich mit diesen tollen Ingenieuren und Designern zusammenarbeite."

"Diese Jungs kommen alle von Unis wie Oxford oder Cambridge und haben richtig was auf dem Kasten. Sie kommen zu uns und ich muss mit ihnen kommunizieren, damit sie etwas aus mir rausziehen können. Es macht mir manchmal Spaß, wenn sie sagen: 'Die Daten sind so und so.' Und ich kann dann kontern: 'Habe ich euch ja gesagt!'"

"Dieses Zusammenspiel ist wirklich cool, denn diese Jungs sitzen am Laptop und meinen, dass dieses und jenes passieren wird, und dann kommt es doch anders. Da kommt einfach das menschliche Element ins Spiel."

"Im letzten Rennen wussten sie nicht, dass die Reifen so lange halten würden, wie ich damit gefahren bin. Aber ich wäre noch fast die schnellste Runde gefahren. Sowas macht mich stolz", sagt Hamilton. "Die Ingenieure sind manchmal ein bisschen festgefahren. Es ist nicht immer leicht, sie von so einer Spur abzubringen. Aber genau das macht mir Spaß."

Hamilton und die "Yellow Press"

Dass er in seiner Heimat Großbritannien insbesondere von der "Yellow Press" oft kritisiert wird, ist Hamilton eigenen Angaben nach "egal. Ich meine das gar nicht negativ. Aber ich lasse das nicht an mich heran. Jeder hat ein Recht auf seine Meinung. Das beeinflusst nicht, ob ich meinen Job gut oder schlecht mache."

"Ich weiß ja, welch tolle Arbeit ich im Team leiste, und ich weiß auch, wenn ich mal ein Wochenende nicht so gut bin", betont der Mercedes-Star. Zum Teil erklärt er sich die Kritik an seiner Person so: "Es gibt nur 20 von uns, die diese Autos fahren. Kein Fan und kein Journalist weiß, wie das ist."


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Das sei anders als bei anderen Sportarten: "Wenn ich Basketball spiele, gelingt mir manchmal ein Wurf wie LeBron James oder Steph Curry. Manchmal spiele ich Tennis mit meinem Vater - wir Hamiltons sind nicht gut im Tennis! Aber hin und wieder treffe ich genau die Ecke mit einem superschnellen Aufschlag. Da fühle ich mich dann für einen Moment wie Federer."

"So etwas in einem Formel-1-Auto nachzuempfinden, ist nicht möglich. Es kann nicht jeder einfach eine Runde fahren. Daher ist es wahrscheinlich schwieriger, mit unseren Leistungen etwas anzufangen und die Nuancen in Leistung und Strategie zu erkennen. Aber es gibt auch die Menschen, die das Spektakel und die Technologie bewundern."

Dass Mercedes in Österreich den elften Grand Prix hintereinander gewinnen kann - etwas, was bisher nur McLaren geschafft hat (1988) -, beschäftigt Hamilton indes nicht: "Vielleicht ist es für Toto und das Team anders. Vielleicht haben sie eine Liste aller Rekorde und sind stolz auf solche Dinge. Es ist ja auch toll, aber das steht auf der Prioritätenliste nicht ganz oben."

"Aber es ist schon bemerkenswert, dass wir im 125. Jahr der Geschichte von Mercedes-Benz sind und in dieser Ära so viele Rekorde brechen. Ich bin sehr stolz darauf, Teil dieser Ära zu sein", sagt er. Dass er bei zwei weiteren WM-Titeln 2019 und 2020 mit Michael Schumacher gleichziehen könnte, stellt natürlich einen gewissen Reiz dar.

"Es ist immer noch genial, durch das Mercedes-Museum zu gehen", schwärmt Hamilton. "Ich weiß noch, als ich 1996 oder 1997 dort war und die Autos von David Coulthard und Mika sah. Da habe ich mir gewünscht, dass eines Tages auch ein Auto von mir dort steht. Jetzt sind es schon mehrere. Und ich hoffe, dass es noch ein paar mehr werden ..."

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