Glock: "Verstappen ist der beste Fahrer der Gegenwart"

(Motorsport-Total.com) - Der ehemalige Formel-1-Fahrer und jetzige Sky-F1-Kommentator Timo Glock analysiert Norris' und Verstappens Stärken und Schwächen und wagt einen Ausblick auf die kommenden Jahre.

"Mit Lando Norris haben wir meiner Meinung nach einen verdienten Weltmeister", sagt Timo Glock. Der ehemalige Formel-1-Fahrer begründet seine Einschätzung klar: "Wenn du am Ende ganz oben stehst, selbst wenn es nur zwei Punkte Vorsprung sind, hast du über die gesamte Saison vieles richtig gemacht."

Gleichzeitig hebt Glock Max Verstappens Leistung hervor. "Gleichzeitig müssen wir Max Verstappen danken, der mit einer unglaublichen Aufholjagd dafür gesorgt hat, dass es nach seinem 104-Punkte-Rückstand in Zandvoort doch noch einmal richtig spannend wurde", erklärt der Deutsche. Die Art, wie Red Bull und besonders Verstappen diese WM gedreht und so intensiv gemacht haben, bezeichnet Glock als herausragend.

Verstappen für Glock der Beste

Für Glock steht außer Frage, wer aktuell der stärkste Pilot ist. "Über den besten Fahrer der Gegenwart brauchen wir nicht diskutieren: Das ist Max Verstappen", stellt er unmissverständlich klar. Im gleichen Atemzug betont er aber: "Trotzdem haben wir mit Lando Norris einen würdigen Weltmeister." Die beiden Aussagen widersprechen sich für ihn nicht.

Die 20 Fahrer im Startfeld bringen völlig unterschiedliche Charaktere mit. "Natürlich orientiert man sich häufig an Max Verstappen, einem gnadenlosen Racer, der sehr direkt ist und klar ausspricht, was er denkt", sagt Glock. Norris geht anders an die Sache heran.

"Lando Norris hingegen ist offener. Viele waren überrascht, dass er seine Schwächen öffentlich zugibt. Aber das ist seine Art", erklärt Glock. Diese Offenheit macht Norris aus. "Er sagte auch gestern, dass er froh sei, seinem Weg treu geblieben zu sein. Und letztlich hat es sich ausgezahlt: Er ist Weltmeister geworden."

Emotionen gut für die F1

Glock findet es wichtig, dass Fahrer Emotionen zeigen. "Es ist schön zu sehen, dass heutige Formel-1-Fahrer nicht nur aus Stahl bestehen, sondern Emotionen zeigen", sagt er. Das galt für Verstappen bei seinem ersten Titel und ebenso für Norris.

Der Titel war für Norris unglaublich emotional. Ein Podestplatz in Abu Dhabi reichte aus, um den größten Triumph seiner Karriere perfekt zu machen. Als er die Ziellinie überquerte, war er überwältigt.

Norris sagte selbst, dass er lange nicht mehr geweint hatte und nicht damit gerechnet hatte. Die Saison sei eine lange Reise gewesen, mit Höhen und Tiefen, und endlich könne er seinem Team etwas zurückgeben, als erster McLaren-Weltmeister seit vielen Jahren.

Norris muss nun den Titel bestätigen

Wie sehen die Aussichten für Norris aus? "Momentan ist das schwer zu sagen. Von seiner Art her ist er kein Max Verstappen, das hat er selbst oft genug zugegeben", erklärt Glock. Mit einem konkurrenzfähigen Auto kann Norris fair um die WM kämpfen. "Muss er direkt gegen einen Max Verstappen antreten, weiß er, wie schwierig das wird."

Die Herausforderungen lagen nicht nur im Duell mit der Konkurrenz. "Auch teamintern mit Oscar Piastri war es dieses Jahr nicht einfach. Man stand sich teilweise selbst im Weg", sagt Glock. Die Konstellation bei McLaren brachte eigene Schwierigkeiten mit sich.

"Entscheidend wird sein, ob Norris aus dieser Saison wächst", meint Glock. Die Fragen, die er stellt, sind klar: "Wo hat er es sich selbst schwer gemacht? Wo kann er sich fahrerisch und mental verbessern? Das wird man sehen." Die Antworten liegen in der Zukunft.

Großes Fragezeichen für 2026

Das große Fragezeichen bleibt 2026. "Ein großes Fragezeichen ist außerdem 2026: Was passiert mit den neuen Regeln?", fragt Glock. Die Formel 1 steht vor einem Regelwechsel, der alles verändern kann. "Hat McLaren dann überhaupt ein Auto, das um den WM-Titel fahren kann? Die Karten werden neu gemischt."

Die neuen Regeln könnten die Kräfteverhältnisse komplett durcheinanderbringen. Teams, die jetzt vorne fahren, können zurückfallen. Andere könnten nach vorne stoßen. McLaren muss beweisen, dass das Team nicht nur ein konkurrenzfähiges Auto für die aktuellen Regeln bauen kann, sondern auch für 2026 die richtige Entwicklung findet.

Norris hat gezeigt, dass er Champion werden kann. Ob er den Titel verteidigt, hängt von vielen Faktoren ab. Das Auto muss stimmen, die Entwicklung bei McLaren funktionieren, und Norris selbst muss aus den Erfahrungen dieser Saison lernen. Verstappen bleibt der Maßstab, an dem sich alle messen lassen müssen.