• 24. Juli 2025 · 13:44 Uhr

Ein Satz von Schumacher - und Perry McCarthy riskierte alles

Wie eine scheinbar harmlose Bemerkung von Michael Schumacher den Formel-1-Testfahrer Perry McCarthy schier um den Verstand brachte

(Motorsport-Total.com) - Im Herbst 1992 bekam der englische Rennfahrer Perry McCarthy seine große Chance: Er durfte bei Formel-1-Team Benetton als Testfahrer einspringen und dem Team von Michael Schumacher bei der Entwicklung helfen. Doch dabei brachte ihn ausgerechnet ein Gespräch mit Schumacher völlig aus dem Konzept.

Foto zur News: Ein Satz von Schumacher - und Perry McCarthy riskierte alles

Fotomontage: Perry McCarthy neben dem Benetton B192 von Michael Schumacher Zoom Download

Im Formel-1-Podcast "Beyond The Grid" schildert McCarthy, wie sich die Sache damals genau zugetragen hat: "Nach ein paar Runden in Silverstone war ich echt schnell unterwegs. Dann sagte ich zu Michael: 'Wie fährst du eigentlich die Runde?' Also ging er mit mir die ganze Runde durch."

Laut McCarthy erzählte Schumacher ihm nichts Neues: "Ich sagte nur: Ja. Ja. Jaja. Ja. Ich auch. Ja. Ja. Ja.' Aber dann sagte Michael: 'Und die Bridge-Kurve nehme ich voll.' Da sagte ich: 'Nein. Nein, nein, nein. Ich versuche das schon die ganze Zeit, aber es geht einfach nicht.' Doch Michael beharrte auf seinem Standpunkt und meinte: 'Ich nehme die Kurve voll.'"

Das traf bei McCarthy einen Nerv. "Es ließ mir keine Ruhe", räumt der spätere "Top-Gear"-Star ein. "Ich dachte mir: 'Wenn er das kann, kann ich das auch.' Aber innerlich schrie bei mir alles: 'Ich kann das nicht!' Denn ich hatte es schon versucht, doch das Auto bewegte sich viel zu sehr."

Trotzdem probierte es McCarthy bei einer seiner folgenden Runden aus: "Ich drückte das Gaspedal voll durch und lenkte ein. Und das wars."

McCarthy dreht sich nicht weg, aber ...

Ob er sich weggedreht habe, wollte Podcast-Moderator Tom Clarkson an dieser Stelle von McCarthy wissen. Der antwortet: "Nein, ich habe mich nicht gedreht. Da war sicher ein bisschen Können im Spiel, aber ganz ehrlich - ein ordentlicher Schuss Glück war definitiv auch dabei!"

Denn McCarthy musste bei seinem Vollgas-Versuch im Abschnitt "Bridge" - dieser Streckenteil wird in der aktuellen Silverstone-Version nicht mehr befahren - sein bockiges Auto abfangen. "Ich habe mir dabei fast in die Hose gemacht! Meine Hände waren schneller als die von Bruce Lee in einem Kung-Fu-Film", sagte McCarthy.

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Michael Schumacher im Benetton B192 aus der Saison 1992 Zoom Download

Als Testfahrer, noch dazu als Ersatz von Benetton-Stamm-Testfahrer Alessandro Zanardi, habe er auf keinen Fall "das Auto schrotten" wollen. "Das war ja meine Chance", erklärte McCarthy.

Benetton kommt McCarthy auf die Schliche

Konsterniert sei er anschließend zurück an die Box gefahren, wo Benetton-Ingenieur Pat Symonds schon auf ihn gewartet habe - und ihn zur Rede stellte, weshalb er seine Fahrt abgebrochen hatte.

"Ich sagte: 'Pat, können wir mal die Reifendrücke checken? Ich glaube, da stimmt was nicht.'"

Daraufhin machte sich Symonds daran, die Daten von McCarthy zu sichten. "Dann kam er wieder zurück, kniete sich neben das Auto, grinste und sagte: 'So, mein Freund, wir hatten also da draußen so eine kleine Szene, ja?'"

McCarthy leugnet den Zwischenfall

McCarthy dementierte zunächst: "Ich wollte mir keine Blöße geben." Doch Symonds bohrte weiter und sagte laut McCarthy: "Das ist witzig, denn die Telemetrie zeigt, dass du bei 290 km/h voll gegenlenken musstest!"

Dann lenkte McCarthy ein und gab sich geschlagen, aber er schob den "Schwarzen Peter" zu Schumacher: "Michael war das. Er hatte mir gesagt, er nehme 'Bridge' voll - also habe ich das auch gemacht."


Alle Formel-1-Autos von Michael Schumacher

Wieder schmunzelte Symonds und erklärte dem verdutzten McCarthy: "Michael fährt 'Bridge' voll, wenn er wenig Benzin im Tank und Quali-Reifen am Auto hat. Du aber warst mit gebrauchten Rennreifen und halbvollem Tank unterwegs!"

McCarthy dämmert, was passiert ist

Da wurde McCarthy klar, dass ihn Schumacher verladen hatte. "Ob er das absichtlich gemacht hat oder nicht, das weiß ich nicht. Aber er hat mich angestachelt. Und ich stand wie ein Idiot da."

"Aber so war ich eben gestrickt: Als Rennfahrer treibt dich so was an. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum er so viel schneller gewesen war, aber ich hätte mir einfach selbst vertrauen sollen."

Eine echte Gelegenheit dazu bekam McCarthy aber nicht: Schon vor seinem Benetton-Test hatte einen Teil der Formel-1-Saison 1992 für Andrea Moda absolviert, ein chronisch unterfinanziertes Team mit fragwürdiger Führung, das seinen Fahrer McCarthy fortwährend sabotierte. McCarthy kam anschließend nur als Testfahrer in der Formel 1 unter, ein Stammcockpit bekam er nie. (Mehr dazu in der Formel-1-Datenbank!)

Karriere machte McCarthy abseits der "Königsklasse", indem er zwischen 1996 und 2003 fünfmal an den 24 Stunden von Le Mans teilnahm, aber nie das Ziel sah. Parallel dazu übernahm er die Rolle des "Stig" in der beliebten TV-Show "Top Gear" - was erst Jahre später enthüllt wurde.

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