• 11. Juni 2025 · 08:06 Uhr

Der letzte Schritt: Jetzt spricht der Macher der Formel 2

Bruno Michel kümmert sich seit vielen Jahren um die Nachwuchsserien der Formel 1 und hat schon viele Talente kommen und gehen sehen

(Motorsport-Total.com) - Bruno Michel hat das Sagen über sowohl die Formel 2 als auch die Formel 3 und hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Topfahrer durch die Meisterschaften ziehen sehen. Wie ein Jugendtrainer im Fußball oder ein inspirierender Lehrer hat Bruno Michel die Aufgabe, ein Umfeld zu schaffen, in dem außergewöhnliche Talente gedeihen können - mit dem Ziel, Nachwuchsrennfahrer auf dem Weg in die Formel 1 zu begleiten.

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Die Formel 2 ist heiß umkämpft, schließlich will jeder nach oben Zoom Download

"Eine Gesellschaft wird groß, wenn alte Männer Bäume pflanzen, in deren Schatten sie nie sitzen werden", besagt ein bekanntes Sprichwort. Michel dürfte den Verweis auf sein Alter womöglich nicht schätzen, doch in seiner Rolle als Geschäftsführer von Formel 2 und Formel 3 ist es genau das, was von ihm erwartet wird.

Michels Aufgabe ist es, aufstrebende Fahrer zu fördern, indem er Meisterschaften schafft, die wettbewerbsfähig sind, die Entwicklung unterstützen und die Piloten gleichzeitig auf das vorbereiten, was sie erwartet, wenn sie eines Tages den Ruf in die Formel 1 erhalten.

Rennsieger wie Lando Norris, George Russell, Oscar Piastri und Charles Leclerc haben allesamt ihre Fähigkeiten in der Formel 2 verfeinert, während die aktuelle F1-Saison mit nicht weniger als sechs Neulingen begann - allesamt Produkte der Nachwuchsserien.

"Ich hatte immer das Gefühl, dass es einen klaren Weg gibt", sagt Michel gegenüber Motorsport.com. "Aber die Frage war immer, wie viele freie Plätze es in der Formel 1 überhaupt gibt."

"Auch die Attraktivität der Fahrer, die wir in der Formel 2 hatten. Das kann sich natürlich von Jahr zu Jahr ändern, aber was wir Ende 2024 für die aktuelle Formel-1-Saison erreicht haben, ist absolut unglaublich."

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Bruno Michel (rechts) mit Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur Zoom Download

"So etwas hatten wir noch nie. Ich glaube, das Beste, was wir bislang hatten, waren drei Fahrer, die gleichzeitig in die Formel 1 kamen - George, Lando und Alex [Albon] -, aber so viele wie in diesem Jahr hatten wir noch nie. Und es gab auch Jahre, in denen gar kein Fahrer den Sprung in die Formel 1 geschafft hat, einfach weil kein Platz frei war - das ist eben das andere Ende der Pyramide."

Gabriel Bortoleto holte sich 2023 den Formel-3-Titel und legte im vergangenen Jahr mit dem Gewinn der Formel-2-Meisterschaft nach, was ihm ein Cockpit bei Sauber einbrachte - und damit die Chance, 2026 für Audi zu fahren, wenn der Hersteller das Team vollständig übernimmt.

Isack Hadjar konnte bei Racing Bulls auf sich aufmerksam machen, wo er mittlerweile an der Seite von Liam Lawson fährt - der nach nur zwei Rennen von Red Bull zurückgestuft wurde und nun an seinem Comeback arbeitet. Jack Doohan hingegen wurde nach dem Großen Preis von Miami auf wenig zimperliche Weise von Alpine fallen gelassen.

Talente durchaus erkennbar

Gefragt, ob er das Talent im Rohzustand erkennen könne, antwortete Michel: "Wir haben da schon ein paar Ideen, klar. Wir liegen nicht immer richtig, und es ist - wie gesagt - auch eine Frage der Gelegenheiten."

"Ein Fahrer, der als Rookie sowohl die Formel 3 als auch die Formel 2 gewinnt, hat ein riesiges Potenzial. Das haben wir bei Charles Leclerc gesehen, bei George Russell und bei Oscar Piastri. Und natürlich hat Gabriel Bortoleto im vergangenen Jahr seinen Job gemacht. Das ist also nichts Neues."


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"Andere Fahrer brauchen ein bisschen länger, um zur Reife zu gelangen. Und wieder andere sind sofort da, auch wenn sie den Titel nicht gewinnen. Wir sehen also schon, welches Potenzial sie haben."

"Das heißt aber nicht, dass sie automatisch in die Formel 1 kommen - es spielen viele andere Faktoren eine Rolle. Etwa, ob sie Teil eines Nachwuchsprogramms sind oder nicht. Aber ja, im Allgemeinen sehen wir schon, wer über den anderen steht."

"Ob sie dann auch in der Formel 1 herausragend sein werden, ist schwer zu sagen - aber man kann das Potenzial erkennen."

Starker Einstand von Bearman

Um das Sextett an Rookies in dieser Saison zu vervollständigen, haben auch die Prema-Teamkollegen aus der Formel-2-Saison 2024, Andrea Kimi Antonelli und Oliver Bearman, in ihren jeweiligen Formel-1-Debütjahren bereits starke Leistungen gezeigt - Antonelli etwa mit der Sprint-Pole in Miami, Bearman mit seinem Können bei Haas.

Während Antonelli frisch in die Formel 1 kam, hatte Bearman bereits Erfahrung aus drei Grands Prix im Vorjahr, in denen er eingesprungen war: zunächst für Ferrari beim Grand Prix von Saudi-Arabien, wo er Siebter wurde, da Carlos Sainz wegen einer Blinddarm-OP ausfiel.

Danach fuhr Bearman zweimal für sein jetziges Team Haas - einmal als Ersatz für den gesperrten Kevin Magnussen in Aserbaidschan, einmal für den erkrankten Dänen in Brasilien. Doch es war sein Auftritt in Dschidda im Ferrari, bei dem Michel etwas Besonderes sah.

"Ollie - wir wussten schon im Jahr zuvor, dass er außergewöhnlich sein könnte. Das Wochenende in Baku 2024 hat der Welt gezeigt, dass dieser Typ etwas ganz Besonderes ist", so Michel.

"Ein Rookie, der auf einer Strecke wie Baku so ein Wochenende abliefert - das sagt alles. Da gab es keinen Zweifel an seinem riesigen Potenzial. Was er in Dschidda gezeigt hat, war eine Botschaft an die Welt: Die Jungs aus der F2 sind bereit. Und das war natürlich ein starkes Signal."

"Ich bin mir sicher, dass das auch den Teamchefs der Formel 1 geholfen hat, sich zu trauen - denn für sie war es ein Risiko, einen Rookie statt eines erfahrenen Fahrers zu verpflichten. Eine Zeit lang waren die F1-Teams da deutlich vorsichtiger. Sie hatten den Eindruck, dass erfahrene Fahrer eine bessere Garantie für Punkte seien."

Bearman ebnete den Weg

"Die Bedeutung der Konstrukteurswertung - mit Blick auf Preisgelder und alles Weitere - ist riesig. Daher war man wohl eher konservativ. Aber das hat sich im vergangenen Jahr komplett geändert. Dass nun 25 Prozent des Starterfelds aus Rookies bestehen, ist absolut außergewöhnlich."

"Ich glaube, das liegt sowohl an unserer herausragenden Saison in Sachen Infrastruktur als auch daran, dass sich die Herangehensweise der Teams geändert hat. Ollie fuhr drei F1-Rennen, verpasste dadurch einige F2-Läufe - aber es gab keinen Zweifel: Er war ein Produkt der Formel 1. Ganz klar."

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Oliver Bearman wusste 2024 als Ersatzfahrer zu überzeugen Zoom Download

"Als ich darüber sprach, dass die F1-Teams weniger zögerlich gegenüber Rookies wurden - natürlich hat Ollie da eine große Rolle gespielt. Er kam 2024 mit dem Ziel in die F2, den Titel zu holen. Direkt zum Auftakt in Dschidda stand er auf Pole, fuhr dann für Ferrari ein überragendes Wochenende."

"Er war bereits auf dem Weg in die Formel 1 und wusste, dass es Gespräche mit Teams für die folgende Saison gab. Er war nicht ganz in derselben Situation wie Gabriel oder Isack im vergangenen Jahr. Es war ein bisschen anders. Aber er hat dennoch ein paar Rennen gewonnen und gezeigt, wie stark er wirklich ist."

Bearman kämpfte 2024 bei Prema gegen seinen Teamkollegen Antonelli, das große Mercedes-Hoffnungstalent - die beiden sind noch immer befreundet, seit sie gemeinsam in die Formel 1 aufgestiegen sind.

Druck von Antonelli genommen

Längst ein offenes Geheimnis vor der offiziellen Bekanntgabe Ende August, wurde Antonellis Präsentation als Nachfolger von Lewis Hamilton bei Mercedes etwas überschattet - durch einen heftigen Crash bei seinem allerersten F1-Auftritt im ersten Freien Training beim Italien-Grand-Prix Anfang des Monats.

Obwohl er gleich zu Beginn eine beeindruckende Pace zeigte, ging es nach nur zehn Minuten schief: Er flog in der Parabolica ab, weil er zu früh zu viel wollte. Teamchef Toto Wolff wies die Schuld jedoch rasch von ihm.

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Zwei Rookies: Andrea Kimi Antonelli und Gabriel Bortoleto Zoom Download

Michel war von Wolffs Reaktion beeindruckt und glaubt, dass Antonelli das Beste aus dem Vorteil machen kann, ein konkurrenzfähiges Auto zur Verfügung zu haben.

"Kimi ist ein unglaubliches Talent. Als er beim FT1 in Monza crashte - das passiert eben", sagt er. "Da kann man nichts sagen. Es war sein erstes Mal im Auto. Das passiert. Und Toto reagierte großartig: 'Kein Problem, ist okay.' Kein zusätzlicher Druck."

"Ich denke, die Jungs müssen lernen, mit dem Druck umzugehen - ganz klar. Kimi ist natürlich zu einem Team gekommen, das ein Top-Auto hat. Also muss er liefern. Das ist anders als bei George, der schon lange bei Mercedes ist. Ich bin sicher, die anderen Rookies in der Formel 1 würden liebend gern ein solches Auto haben."

Immer wieder neue Namen

Wer der nächste F1-reife Fahrer aus dem Nachwuchssystem sein wird, das er mit aufgebaut hat, will Michel nicht verraten - aber er weiß, dass die besten Talente in seinen Serien stets auf dem Sprung sind.

"Das ist eben das große Rad des Motorsports - und ich liebe es, das zu sehen", sagt er.


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"Es ist schwierig. Aber so ist es nun mal: Jedes Jahr kommen neue Jungs aus der Formel 3 in die Formel 2. So funktioniert das System. Und das ist großartig."

"Ich glaube, etwas weniger als die Hälfte des aktuellen F2-Feldes kommt aus der Formel 3. Und genau so soll es sein. Darüber sind wir sehr glücklich. Und es werden in Zukunft noch viele weitere Fahrer folgen."

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