• 19. Dezember 2024 · 18:15 Uhr

Datenanalyse: War Sergio Perez wirklich so schlecht?

Nach einer enttäuschenden Saison trennt sich Red Bull von Sergio Perez: Datenanalysen zeigen, wie groß der Abstand zu Max Verstappen tatsächlich war

(Motorsport-Total.com) - Nach einer enttäuschenden Saison hat Red Bull die Reißleine gezogen: Sergio Perez wurde trotz eines gültigen Vertrags für die Formel-1-Saison 2025 aus dem Cockpit entfernt. An seiner Stelle wird Liam Lawson, der erst elf Grand-Prix-Starts absolviert hat, neuer Teamkollege von Max Verstappen. Doch wie langsam war Perez tatsächlich?

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Die Formel-1-Karriere von Sergio Perez nahm in Abu Dhabi ein vorerst unrühmliches Ende Zoom Download

2024: Perez sogar schlechter als Logan Sargeant im Vergleich

In der abgelaufenen Formel-1-Saison lag Perez laut den Daten unseres Technologiepartners PACETEQ im Qualifying im Schnitt 0,66 Sekunden pro Runde hinter Teamkollege Verstappen - gemessen an den jeweils schnellsten Zeiten der beiden Fahrer. Kein anderes Stammfahrer-Duell war 2024 so eindeutig. Selbst Logan Sargeant konnte im Williams den Abstand zu seinem Teamkollegen Alexander Albon enger halten - wenn auch nur um knappe vier Tausendstelsekunden.

Von insgesamt 30 Qualifyings und Sprint-Qualifyings gelang es Perez lediglich ein einziges Mal, Verstappen zu schlagen: Beim Qualifying in Baku war der Mexikaner auf Rang vier zwei Zehntelsekunden schneller als Verstappen, der Sechster wurde. Doch auch in den Rennen sieht die Bilanz ernüchternd aus. In 30 Grands Prix und Sprintrennen schaffte es der 34-Jährige nur ein einziges Mal vor Verstappen ins Ziel. Dies war in Australien der Fall, wo Perez Fünfter wurde, während Verstappen ausschied.

Dieses Bild spiegelt sich auch in der Rennpace wider: Im Renntrimm war Verstappen Perez 2024 durchschnittlich um 0,56 Sekunden pro Runde überlegen - der deutlichste Unterschied zwischen Stammfahrer-Teamkollegen in der gesamten Saison. Der nächstgrößere Abstand war zwischen Albon und Sargeant, mit einem Delta von 0,38 Sekunden pro Runde.

Die schwache Pace hatte auch Konsequenzen in der Fahrerwertung. Während Verstappen Weltmeister wurde, fiel Perez mit 285 Punkten Rückstand auf Rang acht zurück. Besonders drastisch: Ab dem siebten Saisonlauf in Imola holte der Mexikaner in den verbleibenden 18 Rennen lediglich 49 Punkte.

Gründe für den Pace-Verfall von Perez

Perez war aber nicht immer so weit von Verstappen entfernt wie in der Saison 2024. Seine beste Saison bei Red Bull war 2022, wie die Daten von PACETEQ zeigen. Damals fehlten ihm im Qualifying durchschnittlich "nur" 0,39 Sekunden auf Verstappen, und im Renntrimm lag er 0,23 Sekunden zurück. Diese Leistung brachte ihm den dritten Platz in der Fahrerwertung ein, hinter Verstappen und Ferrari-Pilot Charles Leclerc.

Eine Theorie für den Pace-Verfall von Perez besagt, dass der Mexikaner - ähnlich wie andere erfahrene Fahrer wie Lewis Hamilton oder Daniel Ricciardo - größere Schwierigkeiten mit den 2022 eingeführten Ground-Effect-Autos hatte, während die jüngere Fahrergeneration besser mit dem neuen Reglement zurechtkommt.

Allerdings lässt sich diese Theorie nicht eindeutig durch die Daten stützen. Betrachtet man die Saison 2021, Perez' erste bei Red Bull und noch unter dem alten Reglement, so war sein Rückstand zu Verstappen zwar geringer als 2024, aber ähnlich hoch wie 2023. Zudem war Perez im ersten Jahr der Ground-Effect-Autos 2022 näher an Verstappen dran als im Jahr zuvor.

Dass der Rückstand von Perez 2024 so stark ins Gewicht fiel, liegt zweifellos an der zunehmenden Leistungsdichte in der Formel 1. Während 2021 die Differenz zwischen dem schnellsten und dem langsamsten Auto im Qualifying noch durchschnittlich 2,52 Sekunden betrug, waren es 2024 nur noch 1,41 Sekunden.

Eine halbe Sekunde Rückstand auf Verstappen konnte 2021 noch den Unterschied zwischen Startplatz zwei und fünf ausmachen - 2024 bedeutete eine halbe Sekunde hingegen den Unterschied zwischen Poleposition und einem Aus in Q2. Große Abstände zwischen Teamkollegen schlagen sich in der modernen Formel 1 somit stärker in den Ergebnissen nieder.

Waren Pierre Gasly und Alexander Albon besser als Perez?

Perez trat 2021 bei Red Bull die Nachfolge von Alexander Albon an, der zuvor große Schwierigkeiten hatte, mit Verstappen mitzuhalten. 2020 reichte es für den Thailänder im zweitschnellsten Auto nur für den siebten Platz in der Fahrerwertung, mit über 100 Punkten Rückstand auf Verstappen in 17 Rennen.


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Auch sein Vorgänger Pierre Gasly konnte 2019 nicht überzeugen. Seine schwache Pace, mehrere Unfälle und der Umstand, dass Gasly in einigen Rennen von Verstappen überrundet wurde, führten schließlich zu seiner Ablösung nach der Sommerpause.

Vergleicht man die Qualifying-Daten der Saisons 2019 und 2020, dann war Gasly im Schnitt 0,592 Sekunden langsamer als Verstappen, Albon lag 0,625 Sekunden zurück. Beide liegen damit knapp unter dem Wert von Perez aus der Saison 2024 (0,66 Sekunden). Betrachtet man jedoch alle vier Saisons bei Red Bull, kommt Perez auf einen durchschnittlichen Qualifying-Rückstand von 0,561 Sekunden und ist damit der schnellste der drei Fahrer.

In der Rennpace liegt Perez dafür deutlicher vorn. Im Renntrimm war der Mexikaner durchschnittlich etwas mehr als vier Zehntelsekunden pro Runde langsamer als Verstappen. Albon wies ähnlich wie im Qualifying einen Rückstand von mehr als sechs Zehnteln auf, während Gasly sogar über eine volle Sekunde pro Runde verlor - was auch erklärt, warum er mehrfach überrundet wurde.

Trauert Red Bull Daniel Ricciardo hinterher?

Trotzdem ist Perez datentechnisch nicht der beste Red-Bull-Teamkollege von Max Verstappen. Diese Ehre gebührt weiterhin Daniel Ricciardo. Zwischen 2016 und 2018 hatte Verstappen im Qualifying im Schnitt nur einen Vorsprung von 0,154 Sekunden auf Ricciardo. 2016 war sogar die einzige Saison, in der Verstappen im Schnitt langsamer war als ein Red-Bull-Teamkollege.

Damals war Verstappen jedoch erst 18 Jahre alt und befand sich noch in einer Phase rasanten Lernens. Während Ricciardo 2016 im Schnitt 0,049 Sekunden schneller war, wuchs der Rückstand des Australiers bis 2018 auf 0,267 Sekunden an - mit einer klaren Tendenz nach oben.

Kein anderer Fahrer konnte bei Red Bull jedoch so gut mit Verstappen mithalten wie Ricciardo. Aus diesem Grund plante das Team, den Australier nach Stationen bei Renault und McLaren sowie einer Testphase bei Racing Bulls zurückzuholen. Allerdings erhielt Ricciardos Reputation durch deutliche Niederlagen gegen Lando Norris bei McLaren und Yuki Tsunoda bei Racing Bulls Risse. Die Zweifel an einer Red-Bull-Rückkehr wurden zu groß.

Übrigens: Der datentechnisch stärkste Teamkollege Verstappens ist Carlos Sainz, wenn man allein die Qualifying-Zeiten betrachtet. In der gemeinsamen Zeit bei Toro Rosso (2015 und die ersten vier Rennen 2016) war Sainz im Schnitt 0,075 Sekunden schneller als Verstappen. Im Rennen hatte der Spanier jedoch Schwierigkeiten: In 23 gemeinsamen Starts holte Verstappen 46 Punkte für Toro Rosso, Sainz lediglich 16.

Eine umfangreiche Analyse der Red-Bull-Zeit von Sergio Perez aus Datensicht gibt es auch auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, wo Datenexperte Kevin Hermann außerdem klärt, ob Liam Lawson der richtige Nachfolger für den Mexikaner ist.

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