Lando Norris: Saison 2024 wäre auch ohne Titelgewinn erfolgreich!
Lando Norris spricht über die Aussichten im WM-Kampf gegen Max Verstappen und sagt, dass er auch mit Platz zwei glücklich wäre - aber nicht so wie mit dem Titel
(Motorsport-Total.com) - Der Formel-1-Titelkampf geht in die nächste Runde. Sechs Rennen stehen vor dem Wochenende in Austin noch auf dem Programm, in denen Lando Norris versuchen muss, die 52 Punkte Vorsprung von Max Verstappen noch zu tilgen. Die bessere Form hat ganz klar McLaren, doch Verstappen hat eben den Vorsprung und Red Bull in den USA ein größeres Upgrade im Gepäck.
Genau diese Konstellation macht es aktuell spannend, weil nicht abzusehen ist, wie sich der Rest der Saison entwickeln wird - auch nicht für Norris selbst: "Die Leute fragen mich jedes Wochenende, ob das ein Wochenende ist, das irgendetwas verändern wird", sagt er. Und die Antwort? "Es kann in meine Richtung gehen, es kann in Max' Richtung gehen."
Ihm bleibt daher nur, einfach so weiterzumachen wie bisher, denn damit sei er bislang ganz gut gefahren. "Ich habe einen guten Job gemacht und bin zufrieden, wie es gelaufen ist", sagt er.
Zwar sei er aus unterschiedlichen Gründen nicht immer mit dem Endresultat im Reinen gewesen, "aber ich bin glücklich damit, was wir als Team gemacht haben und wie wir zusammengearbeitet haben". Daher sei er auch zuversichtlich, dass man die Lücke schließen kann, wenn man weiter konzentriert arbeitet.
Doch der Brite weiß auch: "Es ist nicht einfach. Ich brauche mehr, als dass ich Erster werde und Max Zweiter. Aber das kann ich nicht ändern, von daher muss ich mich einfach auf mich selbst fokussieren und den Rest allen anderen überlassen."
Norris: Schaue nicht, was Max am Wochenende macht
Das heißt auch, dass sich Norris an einem Rennwochenende gar nicht darum kümmert, was sein großer WM-Rivale macht. "Ob Max sich als Erster, Fünfter oder Zehnter qualifiziert ändert nichts daran, was ich zu tun habe", betont er. Denn für ihn gehe es ohnehin darum, so viele Punkte wie möglich einzufahren.
F1: Grand Prix der USA (Austin) 2024 - Pre-Events
Kevin Magnussen (Haas) und Nico Hülkenberg (Haas) Galerie
Am ehesten spielt es eine Rolle, wenn es so ist wie in Baku, als Verstappen auf der Strecke vor ihm lag. Denn wenn er ihn überholt, gewinnt er nicht nur selbst Punkte, sondern klaut seinem Gegner auch noch welche, was einen großen Unterschied macht. Denn Norris muss konstant aufholen - bleiben die Punkte gleich, dann hilft ihm das nicht, weil nur die Anzahl der Rennen runtertickt.
"Aber ich fokussiere mich nur auf mich, und Max kommt halt da ins Ziel, wo er ins Ziel kommt", sieht es der McLaren-Pilot pragmatisch.
Austin ein besseres Pflaster als Singapur?
So war es zuletzt auch in Singapur, als Verstappen hinter dem dominanten Norris Zweiter wurde, und so wird der Ansatz auch für Austin sein. Dort ist Norris übrigens noch zuversichtlicher als in Singapur, weil McLaren 2023 in Austin besser gewesen sei als im südostasiatischen Stadtstaat.
"Wir haben die erste Hälfte des Rennens angeführt", erinnert er sich. "Ich weiß, dass einige Dinge aufgrund von Umständen durcheinander waren, aber es war ein gutes Wochenende."
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Allerdings gibt es doch einige Dinge, die sich für 2024 am Circuit of the Americas verändert haben: Die Streckenbetreiber haben einige Auslaufzonen und Randsteine verändert und auch die Strecke neu asphaltiert.
Hinzu kommt die Unwägbarkeit, dass in den USA ein Sprintwochenende ansteht, wo es zwar für Norris eine weitere Gelegenheit gibt, Punkte auf Verstappen gutzumachen, aber auch die Gefahr besteht, dass man bei nur einem Training nicht optimal vorbereitet ist.
"Ich habe keine Ahnung, ob es gut oder schlecht sein wird", sagt Norris über das Format. "Ich denke, wir alle sehen es als Möglichkeit, bis wir etwas anderes wissen."
Auch ohne Titel wäre 2024 ein gutes Jahr
Für Norris und McLaren bietet sich 2024 eine vielleicht einzigartige Chance auf den Titel, den viele zu Saisonbeginn nicht für möglich gehalten haben. Eigentlich muss McLaren nur seine Form der vergangenen Rennen behalten, dann hat Norris eine reelle Chance, Verstappen noch abzufangen.
Für viele ist der Brite sogar bereits Favorit, doch wäre es wirklich ein Scheitern, wenn es am Ende nicht zum Titel reichen würde? "Es wäre trotzdem ein gutes Jahr", winkt er ab. "Es gibt immer ein paar Dinge, die man hätte besser machen können", sagt er und sieht diese auch 2024 - auch wenn er nicht verraten möchte wo.
"Sollte ich die Meisterschaft um ein paar Punkte verlieren, kann ich ganz einfach zurückschauen und sagen, dass ich da eine falsche Entscheidung getroffen habe. Und sollte ich um einen Punkt gewinnen, dann bin ich sicher, dass auch Max ein paar Dinge finden wird, wo er es verloren hat."
"Es ist einfach, mit Ausreden und Gründen für gewisse Dinge zu kommen, und wenn ich Zweiter werde, dann weil Red Bull und Max einen besseren Job gemacht haben - das ist meine einzige Antwort darauf", sagt er.
Denn McLaren war zu Beginn nur schwer in die Saison gekommen, während Red Bull dominant war und es lange Zeit so aussah, als würde man beide Titel wieder im Vorbeigehen pflücken. Laut Norris sei man nur viertbeste Kraft gewesen, und dass man den Kampf trotzdem so aufnehmen konnte, sei ein Grund, stolz auf das Jahr zu sein - egal wie es ausgeht.
Aber: Natürlich ändern sich Ziele und Erwartungen im Laufe einer Saison. Mittlerweile ist McLaren ein Topteam, das Siege einfahren will und um beide Titel kämpft. "Klar kann es schiefgehen, aber es kann auch gutgehen", sagt er. "Wir kämpfen gegen die Besten, und es war ein tolles Jahr."
"Egal, wie es sein wird, es war trotzdem eine erfolgreiche Saison. Aber natürlich wäre ich glücklicher, wenn ich gewinne, als wenn ich Zweiter werde."
Team spürte schon in Miami, dass etwas gehen könnte
Gleichzeitig sagt er, habe der WM-Kampf einen neuen Fokus in das Team gebracht, den er schon seit Miami spüren könne. "Es zeigt, wie früh wir gemerkt haben, dass es ein Jahr sein könnte, in dem die Dinge anfangen könnten, gut für uns zu laufen", so Norris. "Es war offensichtlich, dass wir mehr Fokus und mehr Arbeit in allen möglichen Bereichen brauchen."
Ein Knackpunkt sei laut ihm dann das Heimrennen in Silverstone gewesen, wo Norris Dritter wurde, das Team aber das Gefühl hatte, ein besseres Ergebnis verpasst zu haben. Ab da habe es noch einmal einen erneuerten Fokus gegeben, der sich auf das ganze Team gelegt hat. "Es wurde immer realer, dass wir in einer Position sind, für die wir hart gearbeitet haben."
Fotostrecke: Diese Siege hat McLaren in der Formel-1-Saison 2024 weggeworfen
In Miami ist Lando Norris am Ziel seiner Träume angekommen. Der Brite gewinnt (etwas glücklich) sein erstes Formel-1-Rennen. Seitdem kämpft McLaren praktisch an jedem Wochenende um den Sieg, doch einige davon sind auf der Strecke geblieben. Wir blicken auf die Patzer des britischen Rennstalls. Fotostrecke
"Und ich liebe es", stellt er klar. "Es macht definitiv mehr Spaß. Es ist immer besser, wenn du um Siege und Meisterschaften kämpfst, aber ich bin immer noch entspannt. Der Druck ist höher, aber ich bin immer noch relaxt über die ganze Sache", betont er.
"Ich bin sicher, dass es später in der Saison noch stressiger und schwieriger werden wird, aber ich bin glücklich", so der McLaren-Pilot. "Ich bin an einem komfortablen Ort und fokussiere mich auf mich selbst. Ich genieße den gesamten Moment."
Norris: Dass ich um die WM kämpfe, ist seltsam
Und man muss auch festhalten, wie weit Norris in seiner Karriere bereits gekommen ist. Viele würden davon träumen, in der gleichen Position zu sein, in der sich der 24-Jährige derzeit befindet. Auch er selbst muss sich manchmal kneifen: "Ich finde das immer ein bisschen seltsam", lacht er.
"Vielleicht braucht es noch ein paar Jahre, um zu sacken, aber ich denke immer, dass es noch nicht lange her ist, dass ich vor dem Fernseher saß und Fernando [Alonso], Lewis [Hamilton], Jenson [Button] und den ganzen Jungs zugeschaut habe", erzählt er. "Und jetzt bin ich in dieser Position, das finde ich seltsam, aber gleichzeitig auch extrem cool."
"Ich bin glücklich und geehrt, dass ich in dieser Position sein darf - vor allem mit McLaren."