"Kann man nicht bei Amazon bestellen": FIA gründet neue Abteilung für Offizielle
Die FIA hat eine neue Abteilung eingeführt, um einen zentralisierten Ansatz für die Ausbildung von Offiziellen zu gewährleisten - Was der FIA-Präsident dazu sagt
(Motorsport-Total.com) - Vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Rennkalenders und der immer umfangreicheren Aufgaben der Offiziellen hat der Automobil-Weltverband FIA am Montag die Gründung einer neuen Abteilung bekannt gegeben, die eng mit der FIA-Kommission für Freiwillige und Offizielle zusammenarbeiten wird.
© Dom Romney / Motorsport Images
FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem engagiert sich für die Offiziellen Zoom Download
Sie soll vor allem die Rekrutierung junger Talente unterstützen, die später als Offizielle, vom Sportwart der Streckensicherung über Sportkommissare bis zum Rennleiter, tätig werden könnten. Darüber hinaus soll es die Offiziellen auf regionaler Ebene befähigen, die Effizienz verbessern und "einen kohärenten operativen Prozess darstellen".
FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem weiß um die Bedeutung der Offiziellen, ohne die ein reibungsloser Ablauf aller Motorsportveranstaltungen nicht möglich wäre. "Es ist so wichtig, dass wir sie haben", sagt bin Sulayem in einem Exklusiv-Interview mit Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.
"Man kann nicht wahllos fahren, man kann nicht weitermachen: Es ist einfach so, wie es ist. Es muss eine Verbesserung geben", stellt der FIA-Präsident klar. "Und wenn man sich unsere Offiziellen und Rennleiter anschaut: Wir haben ein Problem. Und das Problem ist, dass wir nicht [genug davon] haben."
Offizielle "kann man nicht bestellen"
"Kann man also einfach hingehen und sie bestellen? Nein", erinnert der 62-Jährige, der sich kürzlich auch in den sozialen Netzwerken dazu äußerte. "Ich sagte: "Man kann sie nicht bei Amazon oder Google bestellen. Nein. Man muss sie aufbauen. Man muss sie ausbilden."
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Ben Sulayem sagt, es sei "gefährlich" für die Formel 1, sich bei einem Grand Prix auf einen einzigen Rennleiter zu verlassen. "Wenn wir nur das nehmen, was wir hier heute machen, also die Formel 1, dann kann man sich nicht auf einen verlassen. Gott bewahre, dass ihm etwas zustößt. Und bis man dann jemanden [für den Notfall] hat, der weit weg ist..."
"Was tun Sie also? Jemanden herbringen, der nicht 100-prozentig fit ist?", fragt der FIA-Präsident scherzhaft. Und: "Wie lange wird es dauern, sie hierher zu fliegen?" Der 62-Jährige weiß, dass die FIA "in der Lage sein muss, die Nachfrage zu befriedigen, und wir müssen einen guten Dienstweg haben."
Eigene Abteilung für Offizielle "längst überfällig"
Die Abteilung wird die Rekrutierung von Offiziellen auf regionaler Ebene unterstützen. Bin Sulayem gibt jedoch zu, dass es nicht einfach ist, neue Freiwillige zu finden. Ein Problem, das sich seiner Meinung nach seit der Corona-Pandemie verschärft hat.
"Jetzt entscheiden die Menschen, wo und wie sie ihre Zeit zur Verfügung stellen. Sie gehen lieber in Krankenhäuser, um Menschen zu helfen. Aber wenn sie es aus Liebe zum Sport tun wollen, sagen wir dann 'Tut mir leid' und bleiben einfach bei dem alten System? Nein."
Auch deshalb ist bin Suyalem der Ansicht, dass die Einführung einer Abteilung für Offizielle, die spätestens zu Beginn der Saison 2025 alle Ebenen der Offiziellen abdecken wird, längst überfällig war. "Es ist erstaunlich, wir haben Abteilungen für viele Dinge, aber wir haben keine Abteilung für eine Sache, die für uns wie ein Rückenmark ist, nämlich die Stewards und die Rennleitung. Jetzt haben wir also eine richtige Abteilung."
Überarbeitung der Kriterien angekündigt
Neben der neuen Abteilung werden auch die notwendigen Vorschriften überarbeitet und aktualisiert, in denen die Kriterien für den Erhalt, die Beibehaltung und den Aufstieg in den Lizenzklassen festgelegt werden. Der FIA-Präsident ist der Meinung, dass dies in der Vergangenheit zu gefährlichen Situationen geführt habe.
"'Oh, wir brauchen noch einen Rennleiter, bringt ihn einfach mit.' Oder: 'Wir brauchen einen anderen Steward, nimm ihn einfach mit.' So geht das nicht. Es ist gefährlich. Es ist falsch", weiß der 62-Jährige über die Gefahren von ungebildeten Mitarbeitern.
"Und dann gibt es eine Menge guter Leute, junge Leute, Frauen und Männer, die sich für den Sport engagieren wollen. Aber man muss sie anleiten, man muss sie ausbilden, man muss ihnen auch die Hand reichen."
"Und diese Abteilung wird offiziell dafür zuständig sein. Denn man kann es mit Freiwilligen machen, aber man bräuchte dafür eine richtige Abteilung, die sich der Sache widmet. Das ist notwendig. Ich weiß nicht, wie wir viele Jahre lang ohne eine richtige Abteilung auskommen konnten."