• 17. Mai 2024 · 11:46 Uhr

Kritik an Strafen und Strafpunkten: "Dann wird das halbe Feld gesperrt"

Werden aktuell zu viele Strafen und Strafpunkte vergeben? - Piloten wie Fernando Alonso und Carlos Sainz kritisieren gleich mehrere Punkte am aktuellen System

(Motorsport-Total.com) - "Wahrscheinlich würde ich alle fünf Rennen gesperrt werden", antwortet Ex-Formel-1-Pilot Juan Pablo Montoya mit einem Schmunzeln auf die Frage, was wohl passiert wäre, wenn es das System der Strafpunkte, das seit einigen Jahren in der Königsklasse zum Einsatz kommt, bereits zu seiner Zeit gegeben hätte?

Foto zur News: Kritik an Strafen und Strafpunkten: "Dann wird das halbe Feld gesperrt"

Logan Sargeant steht aktuell bei acht Strafpunkten Zoom Download

Es ist genau dieses System, das aktuell für Unmut bei vielen aktuellen Formel-1-Fahrern sorgt. Sammelt ein Pilot im Verlauf eines Jahres zwölf Strafpunkte, wird er für ein Rennen gesperrt. Und genau dieses Schicksal droht momentan gleich mehrere Fahrern.

So stehen Sergio Perez und Logan Sargeant bereits bei acht Strafpunkten, Kevin Magnussen sogar schon bei zehn. "Ich verstehe, dass die Stewards und die FIA versuchen, für saubere Rennen zu sorgen, und sie haben dabei gute Arbeit geleistet", erklärt Montoya.

"Aber ich persönlich denke, dass es ein paar [andere] Möglichkeiten gibt, [die Fahrer] zu bestrafen", so der ehemalige Formel-1-Pilot, der zu seiner aktiven Zeit in der Königsklasse für seine harte Fahrweise bekannt war. "Ich verstehe die Idee dahinter", sagt er über das aktuelle Strafpunktesystem.

"Aber es ist schwierig, einen Fahrer vom Rennen auszuschließen, wenn seine Sponsoren auf ihn zählen und so weiter", betont er und resümiert: "Ich denke, das Punktesystem ist gut, aber die Strafe ist zu hart." Zumal es auch zur Unterhaltung beitrage, wenn ein Fahrer im Zweikampf hart agiere.

Magnussen habe zum Beispiel beim Sprint in Miami mit seinen Aktionen für ein interessantes Rennen gesorgt, so Montoya. "Wenn er ein bisschen übertrieben hat [...], dann soll er bei ein paar Rennen als Letzter starten oder so", findet er. Eine Rennsperre sei aber der falsche Weg.

Werfen die Rennkommissare mit Strafpunkten um sich?

Lance Stroll, der aktuell bei sieben Strafpunkten steht, sieht das Problem derweil darin, dass die Rennkommissare in diesem Jahr "etwas zu streng" seien und einfach zu viele Strafpunkt vergeben. "Manchmal bekommt man für ein kleines Vergehen zwei Strafpunkte - und drei für etwas viel schlimmeres", so Stroll.

"Wenn das die Richtung ist, in die es geht, dann wird das halbe Fahrerfeld irgendwann am Sonntag ein Rennen nicht fahren dürfen", schmunzelt der Kanadier. Tatsächlich wirken einige Strafpunkte, die von den Kommissaren in diesem Jahr vergeben wurden, auf den ersten Blick fragwürdig.

So bekam Logan Sargeant in China beispielsweise zwei Strafpunkte dafür, dass er ein anderes Auto hinter dem Safety-Car überholte. Die Szene ereignete sich allerdings am Boxenausgang und Sargeant konnte unmöglich sehen, ob er vor oder hinter dem anderen Auto wieder auf die Strecke gekommen war.


Fotostrecke: Miami: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion

Zudem erklärt Stroll, das die Strafen auch "nicht konstant" seien und es manchmal "schockierend" sei, für was ein Fahrer überhaupt bestraft werde. "Aber es ist schon seit Jahren so", zuckt er die Schultern und erklärt: "Manche Strafen ergeben einfach keinen Sinn."

Stroll nennt ein Beispiel und erklärt: "Vergangenes Wochenende in Miami überholte ich Albon außen. Er hat mir keinen Platz gelassen, und ich ging ganz leicht mit vier Reifen über [die weiße Linie] - und bekam eine Strafe dafür."

Strafpunkte gab es in diesem Fall zwar nicht, dafür aber eine Zehn-Sekunden-Strafe. Stroll hat für diese kein Verständnis und erklärt: "Wenn [Albon] mir mehr Platz gelassen hätte, hätte ich nicht über die Markierung fahren müssen." Und auch sein Teamkollege ist aktuell nicht gut auf die Rennkommissare zu sprechen.

Alonso: Gibt selbst dann Strafen, wenn Fahrer sich einig sind

Fernando Alonso ist ebenfalls der Meinung, dass die Stewards momentan zu oft eingreifen. Er erklärt: "Wir sind dabei, über mehr Dinge zu sprechen. Das ist zwischen Fahrern, FIA und den Kommissaren. Es geht um zukünftige Regeln, zukünftige Fahrstandards."

"Ich finde, dass die Strafen einfach inkonstant waren. Das wird auch immer der Fall sein. Wenn es einen Unfall oder eine Untersuchung gibt, dann wird ein Teil eine Meinung haben und der andere Teil eine andere Meinung. Das ist in der Natur des Sports", weiß Alonso.

"Aber es gab in den vergangenen zwei oder drei Jahren Fälle, wo beide Parteien einer Meinung waren, die Schiedsrichter aber einer anderen. Und das ist seltsam. Daran müssen wir arbeiten", so Alonso, der diesen Umstand in der Vergangenheit bereits häufiger kritisiert hat.


Sainz-Deal mit Audi vor Abschluss? Was macht Newey?

Video wird geladen…

  Weitere Formel-1-Videos

"Wir versuchen immer, hart zu fahren und uns dabei nicht zu berühren. Wir haben gesehen, wie sensibel die Autos bei aerodynamischen Mitteln sind. Selbst ein Ausflug ins Kiesbett ist fast schon ein Ausfall, weil du dein Auto beschädigst und dann super langsam bist", erklärt er.

"Das Letzte, was wir haben wollen, ist eine Kollision", stellt er klar. Doch manchmal komme es im Motorsport eben zu einer Berührung, so Alonso, der betont: "Wir müssen es einfacher halten. Alle versuchen, sich zu verbessern und aus Fehlern zu lernen."

Auch Landsmann Carlos Sainz fühlte sich zuletzt als "Opfer" der Rennkommissare. Der Spanier kassierte beim Rennen in Miami eine Fünf-Sekunden-Strafe und einen Strafpunkt, weil es bei einem Überholmanöver zu einer Berührung mit Oscar Piastri kam.

Sainz: Konsequenzen sollten eigentlich keine Rolle spielen

Darauf angesprochen, dass viele Fans häufig nicht verstehen würden, wann eine Aktion bestraft werde und wann nicht, antwortet er mit einem Schmunzeln: "Fahrer manchmal auch nicht!" Ein Beispiel sei der Start in Miami, als sich Sergio Perez komplett verschätzt habe.

"Checo [...] verlor die Kontrolle über das Auto und hätte fast zwei Jungs abgeräumt. Wir hatten einfach Glück, dass wir ihm ausweichen konnten", berichtet Sainz und erklärt: "Es gab keine Berührungen oder so etwas, aber es hat mich und viele andere Leute einen großen Teil des Rennens gekostet."

"Und er hat keine Strafe bekommen", erinnert Sainz und zieht einen Vergleich zu seiner eigenen Strafe: "Ich verlor beim Überholen von Oscar nur minimal die Kontrolle über das Auto. Leider habe ich seinen Frontflügel beschädigt. Er fiel zurück, 15 Positionen, und ich bekam eine Fünf-Sekunden-Strafe."

Was er damit sagen will: Obwohl Perez eigentlich den größeren Fehler machte, ging dieser seiner Meinung nach deshalb straffrei aus, weil es nicht zu einer Kollision kam. Dabei sollte die Konsequenz eines Zwischenfalls für eine Strafe eigentlich keine Rolle spielen.

In Miami sei das in seiner Situation aber ganz sicher der Fall gewesen, "denn ich bin mir absolut sicher, dass ich keine Strafe bekommen hätte", so Sainz, wenn der Frontflügel am Piastri-McLaren bei dem Überholmanöver nicht beschädigt worden wäre.

"Jeder würde von einem guten Überholmanöver und einer guten Aktion auf der Strecke sprechen", glaubt der Spanier. Im Hinblick auf die Strafen und Strafpunkte in der Formel 1 gibt es aktuell also in mehr als nur einer Hinsicht Gesprächsbedarf.

Aktuelles Top-Video
Foto zur News: Würde Ferrari Hamilton am liebsten loswerden?
Würde Ferrari Hamilton am liebsten loswerden?

Es gibt ein wildes Gerücht, das wir nicht glauben: Angeblich soll Ferrari...

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Monaco: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Monaco: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Foto zur News: F1: Grand Prix von Monaco
F1: Grand Prix von Monaco
Sonntag

Foto zur News: F1: Grand Prix von Monaco
F1: Grand Prix von Monaco
Freitag

Foto zur News: F1: Grand Prix von Monaco
F1: Grand Prix von Monaco
Samstag

Foto zur News: F1: Grand Prix von Monaco
F1: Grand Prix von Monaco
Pre-Events
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: Würde Ferrari Hamilton am liebsten loswerden?
Würde Ferrari Hamilton am liebsten loswerden?
Foto zur News: Noch ein Jahr Perez: Macht Red Bull einen Fehler?
Noch ein Jahr Perez: Macht Red Bull einen Fehler?

Foto zur News: Ralf Schumacher: "Zu unserer Zeit gab's sowas nicht!"
Ralf Schumacher: "Zu unserer Zeit gab's sowas nicht!"

Foto zur News: Monaco-Bummelei macht Fans wahnsinnig: Was kann man dagegen machen?
Monaco-Bummelei macht Fans wahnsinnig: Was kann man dagegen machen?
Formel1.de auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!

Formel 1 App