• 30. April 2024 · 10:00 Uhr

30. Todestag von Roland Ratzenberger: Dokuserie als späte Würdigung

Heute vor 30 Jahren ist Roland Ratzenberger in Imola tödlich verunglückt, und der Filmemacher Peter Levay hat zu diesem Anlass eine Dokuserie gestaltet

(Motorsport-Total.com) - Die Ereignisse von Imola 1994 jähren sich zum 30. Mal. Ein Horrorwochenende mit zwei toten Rennfahrern, schwerverletzten Zuschauern und der Erkenntnis, dass viele Rennfahrer seither ihr Leben den überarbeiteten Sicherheitsstandards verdanken.

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Peter Levay hat 30 Jahre nach Roland Ratzenbergers Tod in Imola eine Dokuserie gedreht Zoom Download

Jeder, der damals mit dem Motorsport und der Formel 1 zu tun hatte, wird bis heute nicht vergessen haben, mit welcher Wucht die Ereignisse des Grand Prix von San Marino am Wochenende des 1. Mai alle Beteiligten getroffen hat. Das Ausmaß dieser "Katastrophe", wie es Malte Jürgens in seinem Artikel in der auto motor und sport zu Protokoll gab, war immens.

Ob Mechaniker, Streckenposten, Rennarzt, Journalisten und nicht zuletzt die übrigen Formel-1- Fahrer: Sie alle haben unter den Eindrücken der schweren Unfälle gelitten, manche sogar bis heute. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es zwölf Jahre lang keinen Toten mehr während einer Veranstaltung zu beklagen gegeben.

Doch Imola 1994 hat auch uns als Zuschauer an der Rennstrecke und vor den Fernsehschirmen beschäftigt und nie wieder losgelassen. Die Rettungsversuche der Ärzte, die damals schamlos in die Wohnzimmer eines Millionenpublikums gesendet wurden, haben auch mich als Kind verstört. Als Zwölfjähriger konnte ich schwer damit umgehen, dass dieser Sport, der mich so begeistert hatte, eine so hässliche Seite zeigen konnte.

Die Tatsache, dass in den Medien hauptsächlich über den dreimaligen Weltmeister Ayrton Senna berichtet wurde, hat man hingenommen und in gewisser Weise akzeptiert, da die breite Masse der Motorsportinteressierten von Roland Ratzenberger schlichtweg wenig bis gar nichts wusste.

Die Freundschaft zur Familie Ratzenberger

Als ich vor zehn Jahren die Eltern von Roland Ratzenberger bei der Gedenkveranstaltung anlässlich des 20. Todestages von ihrem Sohn und Ayrton Senna in Imola kennengelernt habe, hat sich eine sehr enge Freundschaft entwickelt. Es ist ein familiäres Verhältnis, das wir seither pflegen und das mir vor allem in zweierlei Hinsicht die Augen geöffnet hat.

Mögen die Weltmeistertitel von Ayrton Senna höher zu bewerten sein, als das Debüt eines österreichischen Formel-1-Neulings, so verdient zumindest die Tatsache größte Anerkennung, dass Roland Ratzenberger es ohne finanzielle Mittel bis in die höchste Klasse des Motorsports geschafft hat.

Darüber hinaus sollte sich jeder darüber im Klaren sein, dass letztendlich Eltern, sowohl in Sao Paulo als auch in Salzburg, ihr Kind verloren haben. Vielleicht das Schlimmste und Schmerzhafteste, was einem Menschen widerfahren kann. Da spielen Weltmeistertitel oder Podiumsplatzierungen mit Sicherheit keine Rolle. Gerade diese Tatsache hat mich dazu veranlasst, eine Dokumentation zu drehen.

Die Erfolgsstory Ratzenbergers

Entstanden ist ein Film, der nicht unbedingt die Erfolge von Roland Ratzenberger im Motorsport, sondern vielmehr auf menschlicher Ebene aufzeigen will. Der fleißige, unermüdliche Networker, der es immer wieder geschafft hat, die Menschen um sich herum zu überzeugen, dass er Rennen fahren kann und will.

Ohne finanzielle Mittel hat er das erreicht, wovon er immer geträumt hat. Eine Story, die weit über den Motorsport hinausgeht. Denn am Ende des viel zu kurzen Lebens des Österreichers steht nicht die Enttäuschung über fehlende Formel-1-Siege, sondern die Vollendung eines Kindheitstraums im Vordergrund. Ein Vorbild für junge Menschen an das zu glauben, was einem selbst Erfüllung bringt und sich dabei auch bei Misserfolgen nicht unterkriegen zu lassen.

Walter Lechner sen. sagte einmal zu mir: "Der Roland ist in der Welt gestorben, in der er sein wollte." Und das ist noch heute für diejenigen, die in kannten, ein kleiner Trost.

Recherchearbeit und Glaubwürdigkeit

Seit nunmehr zehn Jahren bin ich mit der Person und der Karriere Roland Ratzenbergers vertraut. Nach so vielen Jahren kenne ich natürlich sämtliche Teams, Platzierungen, Rennstrecken und Sponsoren des Salzburgers. Ich habe zudem etliche Freunde und Weggefährten, aber auch Motorsportkollegen von ihm kennenlernen dürfen.

Es sind teilweise Freundschaften entstanden, denen ich sehr viel zu verdanken habe. Denn um eine Dokumentation zu drehen und möglichst auch große Namen ins Boot zu holen, genügen E-Mail-Adresse oder Telefonnummer nicht. Da braucht es schon Unterstützer, die einem weiterhelfen, um Kontakte herstellen.

Auf diese Weise gelang es, Franz Tost, David Brabham, Giancarlo Minardi, aber auch Rennarzt Dr. Sandro Rosa zu gewinnen. Erzählungen und Einblicke, die so einen Film wertvoller machen.

Ich selbst hatte auch die Möglichkeit, bei einigen Besuchen im Formel-1-Paddock den einen oder anderen selbst von meiner Arbeit zu überzeugen. Für eine Filmdokumentation braucht es gegenseitiges Vertrauen, damit das Gegenüber sich öffnet und persönliche Geschichten preisgibt.

Vier Episoden, vier Lebensabschnitte

Von vorneherein standen zwei Dinge fest: Die Dokumentation sollte in englischer Sprache erscheinen (mit Untertiteln) und in vier Teile aufgeteilt werden. Ich wollte so viele Menschen wie möglich erreichen und die wichtigsten Stationen von Roland Ratzenberger klar voneinander trennen, um sie besser zu skizzieren.

"The early Years" (Die frühen Jahre), "Fortune favours the Brave" (Das Glück ist mit dem Tüchtigen), "Racing in Japan" (Rennen fahren in Japan) und "Living his Dream" (Seinen Traum leben) beschreiben treffend, in welche Hauptabschnitte die Karriere des Österreichers eingeteilt ist.


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Es erzählen 24 Zeitzeugen aus vier Ländern in drei verschiedenen Sprachen, und alle haben sie zwei Dinge gemeinsam: Die lebhafte Erinnerung an Roland Ratzenberger - und den Wunsch, dass er nie vergessen wird.

30. Todestag

In Imola finden dieser Tage Gedenkveranstaltungen zu Ehren von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger statt. Die Eltern des Österreichers werden zugegen sein. Mit Sicherheit eine emotionale und belastende Situation, dort Blumen niederzulegen, wo der Sohn viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde.

Schon im Vorfeld haben wir festgestellt, dass die mediale Aufmerksamkeit für Roland Ratzenberger immens ist. Viele Posts auf Instagram und Facebook, viele Kommentare unter Videobeiträgen. Die Anteilnahme in Imola wird sicher groß sein.

Die Fans haben ihn nicht vergessen, und es scheint, als würde Roland nach 30 Jahren die Würdigung zuteil, die er als Rennfahrer für seine Leistungen im Motorsport verdient hat.

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