• 12. April 2024 · 02:30 Uhr

Alonso: Deshalb bleibe ich bei Aston Martin

Fernando Alonso bleibt der Formel 1 erhalten: Der Spanier nennt die Beweggründe für seine mehrjährige Vertragsverlängerung mit Aston Martin

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso bekennt sich: zu Aston Martin, vor allem aber zur Formel 1. Der Spanier unterschreibt einen neuen Vertrag beim Team von Lawrence Stroll, der ihn mindestens bis Ende 2026 in der Königsklasse hält. Trotz seines bereits hohen Rennfahreralters von 42 Jahren, sei ihm die Entscheidung nicht wirklich schwer gefallen, verrät Alonso nach Verkündung des Deals und gewährt ausführlichen Einblick in seine Rennfahrerseele:

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Fernando Alonso setzt weiterhin auf Aston Martin Zoom Download

"Es fühlt sich für mich wie eine natürliche Entscheidung an weiterzumachen - und das mit Aston Martin zu tun", sagt Alonso und erklärt mit Blick auf die Verhandlungen mit seinem Team: "Es war einfach. Ich denke, es hat sich nicht viel geändert seit wir im Februar bei der Auto-Vorstellung gesprochen haben. Ich brauchte nur ein paar mehr Rennen oder Wochen, um für mich darüber nachzudenken, ob ich bereit bin mich für ein paar weitere Jahre der Formel 1 zu verschreiben."

"Die Kalender werden einfach etwas intensiver, auch die Autos und die Verpflichtungen. Aber meine Liebe zur Formel 1 und zu Aston Martin hat sich nicht geändert. Ich wollte nur einfach in mich gehen", sagt der Spanier, wohl wissend: "Die Formel 1 nimmt deine ganze Zeit und Energie ein, du musst quasi alles aufgeben, um weiter Rennen zu fahren. Darüber wollte ich einfach mit mir ins Gebet gehen, ob ich weiterhin bereit dafür bin."

"Doch sobald ich diese Entscheidung getroffen hatte, ich glaube es war kurz nach Australien, habe ich mich mit Aston zusammengesetzt, genauso wie ich es im Februar gesagt habe: Dass das meine erste Priorität ist und ja, es war nicht besonders schwierig. Ich denke, wir wollten beide dasselbe", sagt Alonso: "Ich wollte weiter bei Aston Martin fahren und Aston Martin wollte, dass ich meinen Sitz behalte. Wenn beide Parteien es wollen, dann kommt man an einem gewissen Punkt zusammen."

"Es konnte nicht das Ende sein"

Nach nur vier Saisonrennen anno 2024 und trotz diverser Gerüchte über einen möglichen Wechsel zu Red Bull oder Mercedes, schafft Alonso Klarheit und verlängert sein Ende der Saison auslaufendes Arbeitspapier um mindestens zwei weitere Jahre:

"Es ist extrem aufregend, weiter Rennen zu fahren und das mit diesem Team, bei dem ich mich zuhause fühle", sagt Alonso, der einräumt: "Es gab auch ein Gefühl von Loyalität, das ich dem Team gegenüber gerne zum Ausdruck bringen wollte. Vor anderthalb Jahren haben wir zusammen angefangen und haben so viele Dinge erreicht, einige davon waren wahrscheinlich unerwartet, dass man so schnell so viel erreicht in der Formel 1."


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Für Alonso ist retrospektiv klar: "Das war, oder fühlte sich zumindest so an, wie der Beginn der Reise. Es konnte nicht das Ende der Reise sein für mich und Aston Martin. Deswegen bin ich sehr, sehr glücklich und extrem aufgeregt. Auch für die Leute in der Fabrik, für die Belegschaft und unsere Partner."

Alonso: Gab Gespräche mit anderen Teams

Dabei macht der Oldie der Königsklasse keinen Hehl daraus, dass er vor seiner Unterschrift auch mit anderen Teams gesprochen hat: "Ich denke, das ist normal. Wenn man in Verhandlungen einsteigt, muss man erstmal ein bisschen den Markt ausloten. Man muss sich auch mal alle anderen anhören, das ist einfach ein normales Prozedere. Ich denke, es ist auch berechtigt sich Vorschläge anzuhören und sich die Bewegung am Markt anzuschauen."

Gleiches gelte für die betroffenen Rennställe: "Es ist klar, dass sich auch die Teams umhören, die einen Fahrer suchen, dass sie bei jedem mal anklopfen und nach der Vertragssituation fragen, selbst wenn sie nicht super interessiert sind. Für mich war es das Gleiche, aber ohne klares Ziel. Meine erste Priorität war Aston", beteuert Alonso und schiebt hinterher: "In meinem Kopf war Aston einfach die logischste Entscheidung, auch die beste. Und ich fühlte mich bei Aston Martin am meisten gewollt."

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Denn so wirklich konkret wurde es mit anderen Teams laut dem Spanier nie: "Vielleicht hätte es dafür noch mehr Zeit gebraucht oder diese Dinge, aber bei Aston war der klare Wille zusammenzuarbeiten, den ich auch hatte. Deswegen kam es recht leicht", glaubt Alonso, der das Thema damit auch abschließen will: "Ich werde nicht ins Detail gehen, mit welchen Teams ich gesprochen habe, weil das jetzt nicht mehr wichtig ist. Jetzt ist es Aston Martins Tag und der Tag für die guten Neuigkeiten."

Alonso: "Bestimme mein Schicksal selbst"

Ein Element, auf das Alonso viel wert legt, ist ihm dabei aber dennoch wichtig zu betonen: "Ich habe das schon in Dschidda gesagt, dass es hier und da etwas Bewegung gibt, Gerüchte über alle, aber auch, dass ich ein bisschen abseits davon bin. Ich treffe meine Entscheidung, wenn es Zeit dafür ist. Ich werde mich nicht hetzen, weil es hier oder da Druck gibt. Andersrum werde ich nicht warten, um zu sehen, ob irgendwo etwas passiert, damit ich dann einspringen kann", so der Spanier.

Alonso selbstbewusst: "Ich werde der sein, der sein Schicksal bestimmt - im Guten, wie im Schlechten. Ich werde das tun, was ich für das Beste halte, zu meiner Zeit - und nicht zu einer, die irgendwer vorgibt. Nach drei oder vier Rennen habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich weitermache und bereit bin, noch ein paar mehr Jahre meines normalen Lebens zu opfern. Aber ich glücklich damit, weiter zu reisen. Ich fühle mich frisch, physisch top und motiviert."

So lief Alonsos Entscheidungsfindung

Für die neuerliche Überprüfung dieser Parameter wartete Alonso laut eigener Aussage ganz bewusst den Saisonstart ab, um die anstrengende Zeit in dieser Phase des Jahres zu evaluieren: "Fotoshootings, Videos, die Auto-Präsentation. All diese Dinge saugen viel Energie", sagt der Spanier: "Reisen, Zeitverschiebungen, große Flugzeuge, all diese Sachen. Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dass ich nicht mehr mag, was ich da mache, dass es dann vielleicht besser wäre aufzuhören mit dem Racing."

Doch die Antwort fiel bekanntlich anders aus - zumal noch etwas Alonso die Entscheidung erleichterte: "Ich wollte natürlich auch sehen, wie wir uns schlagen", räumt der Aston-Martin-Pilot ein: "Es gibt keine Garantien, dass wenn ich mich gut fühle, aber sehe, dass bei Aston Dinge nicht richtig laufen, wir ein Auto haben, das schwierig zu fahren ist, wir nicht wettbewerbsfähig sind, ich keinen Fortschritt im Team sehe, aber einige negative Seiten, dass ich dann nicht vielleicht nach etwas anderem schaue."

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Doch die ersten Eindrücke 2024 ermutigten den Spanier: "Okay, wir waren nicht auf dem Podium, aber ich denke, es geht sehr eng zu zwischen den Top-4-Teams Red Bull, ausgenommen. Es wird Rennen geben, wo wir besser oder schlechter sind. Aber wir haben bei den ersten Rennen auch viermal neue Teile ans Auto gebracht, wir hatten jedes Rennen Upgrades. Das ist ermutigend und gut zu sehen."

Alonso ist überzeugt: "Das Team macht Fortschritte. Natürlich geht es in der Formel 1 nie schnell genug, es ist ein sehr fordernder Sport, ein herausforderndes Umfeld. Aber vor 18 Monaten, vor 22 Monaten, hatten wir noch die kleine, ehemalige Jordan-Fabrik. Jetzt sind wir hier, ein halbes Zehntel rauf oder runter mit Ferrari und Mercedes, mit Top-Teams. Diese Art Fortschritt ist wirklich etwas an diesem Projekt, mit all seinen Ambitionen, das einfach etwas anderes ist. Deshalb will ich Teil davon sein."

Alonso hat mit Aston Martin noch viel vor

Dass er, trotz seiner bereits 42 Jahre, von Aston Martin gleich einen mehrjährigen Vertrag vorgelegt bekam, spielte auch eine Rolle: "Das war ein wichtiger Punkt, da will ich nicht lügen. Mich auf ein Einjahres-Projekt einzulassen, das hätte für mich keinen Sinn ergeben. Es ist aber auch nicht so, dass ich irgendwo anders ein Einjahres-Vorschlag gehabt hätte. Es ging nur bei Aston gleich in den ersten Gesprächen darum, dass der reizvolle Part dieses Projekts all das ist, was wir aufbauen", verrät Alonso.

"Der neue Campus letztes Jahr, der neue Windkanal dieses Jahr, 2026 kommen dann die neuen Regeln. Und Honda kommt als Partner dazu. Für mich war das ein Muss: neue Regeln mit einem neuen Projekt anzugehen, mit einem neuen Windkanal", sagt der Spanier und lobt: "Wir haben jetzt unglaublich talentierte Leute im Team auf technischer Seite, die von den neuen Einrichtungen weiter profitieren werden. Es gab also viele Faktoren, die 2026 mit Aston sehr attraktiv gemacht haben. Aber es geht nicht nur um 2026, es ist ... auf gewisse Weise ist das für mich ein Lebensprojekt."

Denn Alonso bestätigt, dass er mit dem neuen Vertrag auch über das Ende seiner aktiven Karriere hinaus bei den Grünen bleibt!

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Fernando Alonso hat noch lange nicht genug von der F1 Zoom Download

"Das ist der längste Vertrag, den ich je in meinem Leben unterschrieben habe, denn er wird mich auf viele, viele Jahre mit Aston verbinden: Mal sehen in welcher Rolle und wie lange ich noch fahren werde. Aber auch danach werde ich meine über 25 Jahre Erfahrung in der Formel 1, und die zehn oder 15 außerhalb, also fast 40 Jahre Erfahrung im Motorsport, zugunsten des Teams einfließen lassen, das mir an diesem Punkt meiner Karriere diese Chance gibt. Das ist sehr verlockend für mich und ich bin extrem motiviert für die kommenden Jahre."

Alter schreckt Alonso nicht ab

Sein bereits fortgeschrittenes Alter bereitet dem Methusalem der Formel 1 dabei überhaupt keine Kopfschmerzen: "Ich werde 45 sein oder älter und weiter Rennen fahren. Wenn ich eines Tages fühle, dass ich nicht motiviert bin, außer Form oder nicht mehr schnell", sagt Alonso, "dann werde ich - und ich denke, ich habe eine sehr ehrliche Beziehung mit Aston - der Erste sein, der die Hand hebt und sagt: 'Vielleicht habe ich hier und da etwas verloren.' Und dann werden wir eine Lösung finden."

Allerdings ist Alonso überzeugt: "Ich sehe nicht, dass das in den nächsten paar Jahren passiert. Wie schon zuletzt in Japan gesagt: Vielleicht bin ich vor fünf Tagen erst eines meiner besten Rennen gefahren. Ich denke, ich fühle mich gut, ich fühle mich stark. Da sehe ich also kein Problem", so Aston Martins alte und neue Speerspitze, der sich zudem freut: "Lewis (Hamilton) wird nächstes Jahr im Januar 40. Ich werde also wenigstens nicht der einzige über 40-Jährige sein, über den ihr redet."

Liebe zur Formel 1 gab den Ausschlag

Dass das Feuer zumindest in ihm noch unverändert brennt, daran lässt der Weltmeister der Jahre 2005 und 2006 keinen Zweifel: "Ich hatte das Gefühl, dass ich das Fahren einfach zu sehr liebe und im Moment nicht aufhören kann. Die Opfer, die man bringen muss, sind kleiner als die Freude für das Fahren und die Leidenschaft, die ich habe."

Alonso stellt klar: "Ich amte die Formel 1, ich lebe die Formel 1, ich trainiere, um fit zu sein Formel-1-Autos zu fahren, ich esse sogar, um fit für die Formel 1 zu sein. Und der Moment, wo ich das Gefühl habe, diesen Lebensstil zu ändern, ist noch nicht gekommen. Mein Leben ist großartig und ich liebe, was ich tue. Ich wäre also nicht glücklich, wenn ich daheim sitze und mir Formel-1-Rennen anschaue, weil ich im Moment das Gefühl habe, dass ich noch dabei sein sollte."

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Schöne Aussichten: Fernando Alonso genießt die F1 noch etwas länger Zoom Download

Seine einzige Angst sei, so Alonso, "dass ich meine Familie vermisse und nicht mein normales Leben oder meine eigene Familie habe an einem gewissen Punkt. Aber in dieser Sache habe ich gesagt: 'Okay, schauen wir einfach Jahr für Jahr, Monat für Monat.' Ich habe auch mit meiner Familie gesprochen, dass sie öfter zu Rennen kommen. Jetzt kommen alle nach Miami, meine Mutter, meine Schwester, meine Nichten. Wir haben also beschlossen, dass wir auch ein paar Änderungen machen bei den Dingen, die mir fehlen und die mir vielleicht Sorgen bereit haben, weiterzumachen."

An ein echtes Karriereende habe er aber sowieso nie gedacht, gibt der Spanier zu: "Wenn ich mit der Formel 1 aufhöre, werde ich woanders fahren." Wenngleich er aktuell nur die Königsklasse im Kopf habe, wolle er sich irgendwann erneut bei der Rallye Dakar versuchen und auch Aston Martins Hypercar-Projekt für Le Mans sei eine interessante Perspektive für ihn, so Alonso.

Der Vollblutracer sagt: "Für mich ist es sehr schwer, sich wirklich ein Leben ohne Lenkrad in der Hand vorzustellen. Das wird nie passieren, oder zumindest nicht in der nächsten Zeit. Also nein, ich war mir zu 99 Prozent sicher, dass ich nächstes Jahr weiterfahre. Ein Karriereende war keine Option."

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