• 08. März 2024 · 09:16 Uhr

Auch wenn Horner anderes behauptet: Verstappen-Streit nicht ausgeräumt!

Christian Horners Auftritt in der Pressekonferenz am Donnerstag wird von Ralf Schumacher als "skurril" empfunden - Streit mit Verstappens noch nicht beigelegt

(Motorsport-Total.com) - Am 8. März ist Weltfrauentag, und während Red Bull Racing mit der Suspendierung jener Mitarbeiterin, die gegen ihren Chef Christian Horner schwere Vorwürfe grenzüberschreitenden Verhaltens erhoben hat, auch irgendwie ein Statement zu diesem Thema setzt, schafft es Horner bisher nicht, sich bei seiner ehemaligen Assistentin für jene unangemessenen Nachrichten, die er ihr mutmaßlich geschickt hat und die durch ein Datenleak bekannt geworden sind, zu entschuldigen.

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Max Verstappen versucht sich rauszuhalten, Christian Horner steht weiter unter Beschuss Zoom Download

Fast eine Stunde lang saß der Red-Bull-Teamchef am Donnerstag in der FIA-Pressekonferenz und klagte an, wie die Medien seine Ehefrau, seine Kinder und sogar seine Eltern mit Berichten über sein persönliches Fehlverhalten belasten. "Enough is enough", also "genug ist genug", das ist der Tenor von Horners vorgetragenen Aussagen. Und er macht damit klar: Für ihn ist die Angelegenheit erledigt.

Ian Parkes, ein Journalist von der New York Times, stellte Horner an einem Punkt die Frage, ob er eigentlich, bei all der Kritik an den Medien, die so intensiv über den Fall berichten, auch Mitleid mit der Frau habe. Eine Frage, die Horner mit der Aussage (nicht) beantwortet, dass es "eine herausfordernde Zeit" sei, weil "ich verheiratet bin und drei Kinder habe".

Also muss ORF-Experte Alexander Wurz übernehmen, auch mal das auszusprechen, was Horner seiner Meinung nach längst hätte über die Lippen kommen sollen: "Es tut mir für seine persönliche Assistentin leid, dass ihr das passiert ist." Sky-Experte Ralf Schumacher schlägt in die gleiche Kerbe, wenn er sagt: "Eine Entschuldigung habe ich noch nicht gehört. Ich finde, er macht sich da einen schlanken Fuß."

Ralf Schumacher: "Fast skurril, was Horner sagt"

Schumacher findet Horners Auftritt in der Pressekonferenz grenzwertig: "Er spielt jetzt die Opferrolle. Aber dass er da reingeraten ist, und seine Familie mit reingeraten ist", liege "nur an ihm selbst. [...] Die Medien sollen schuld dran sein, dass die Unruhe da ist. Das ist fast schon skurril, was er da sagt! Aber sei's drum, ich verstehe ihn. Er will seine Haut retten."

"Man sieht ja, dass er nicht beliebt ist, wenn man sieht, wo der Sturm überall herkommt. Er hat sich nicht viele Freunde gemacht. Gerüchte werden gestreut, aber da scheint ja was dran zu sein", analysiert Schumacher und ergänzt: "Er könnte es ja lösen. Er könnte zurücktreten. Das wäre das Einfachste, und das ist er seinen Partnern irgendwann auch schuldig."

Ist zwischen Horner und Verstappen wirklich alles ausgesprochen?

Besonders spannend war jene Stelle in der Pressekonferenz, in der Horner über sein Verhältnis zu Jos Verstappen sprach. Dessen Aussagen, wonach Horner selbst das Problem sei und das Team Gefahr laufe, zu explodieren, machten nach Bahrain erstmals auch öffentlich deutlich, wie die Rollen in diesem Machtspiel bei Red Bull verteilt sind.

Nach Bahrain gab's dann auch Gespräche. Dass sich Horner mit Verstappen-Manager Raymond Vermeulen getroffen hat, war schon vorher bekannt. Was noch nicht bekannt war: "Ich habe nach dem Grand Prix mit Jos gesprochen und ihm zur Leistung seines Sohnes gratuliert. Es ist in unser aller Interesse, dass wir übereingekommen sind, uns auf die Zukunft zu konzentrieren."

Das klingt so, als wäre zwischen Horner und Jos Verstappen alles geklärt. Recherchen von Motorsport-Total.com haben ergeben: Auf Verstappen-Seite wird das ganz und gar nicht so wahrgenommen, wie es von Horner in der Pressekonferenz dargestellt wurde. "Was Horner da erzählt hat, war alles nur Show", verrät ein Insider.

Die Frage stellt sich weiterhin: Gehen die Verstappens zum Beispiel zu Mercedes, wenn Horner am Ende bleiben darf? "Zuzutrauen ist ihnen das", sagt der gleiche Insider. Adrian Newey soll sich ebenfalls schon von Horner distanziert haben. Und Helmut Marko würde womöglich vorzeitig in Rente gehen, wenn Horner den Machtkampf gewinnen sollte.

Max Verstappen: Wenn Mateschitz noch am Leben wäre ...

Max Verstappen, so wird das berichtet, hat zu dem Thema eine klare Meinung - hält sich aber aus allen öffentlich ausgetragenen Grabenkämpfen heraus. Dennoch lässt er tief blicken, wenn er im Interview mit dem ORF sagt: "Wir vermissen Dietrich. Wenn Dietrich noch hier wäre, wären viele Sachen anders gelaufen. Aber das ist jetzt so."

Die jüngsten Paddock-Theorien gehen so: Die Wahrscheinlichkeit, dass Horner die Sache überleben könnte, ist in den vergangenen Tagen gestiegen. Er weiß die thailändischen Mehrheitseigentümer von Red Bull auf seiner Seite, und ist damit de facto unangreifbar. Auch wenn die österreichische Seite der Red Bull GmbH nicht zum Horner-Fanclub gehört.


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In Saudi-Arabien werden an diesem Wochenende auch zwei der drei Red-Bull-CEOs erwartet. Neben Oliver Mintzlaff, verantwortlich für Corporate Projects und Investments, auch Franz Watzlawick, der Chef des Getränkebusiness. Allein das zeigt schon, dass die Gespräche auf höchster Ebene hinter den Kulissen noch nicht zu Ende geführt sind.

Mintzlaff und Watzlawick, dem Vernehmen nach zunächst "entsetzt" gewesen über die Beweise, die gegen Horner intern vorliegen, sollen sich inzwischen damit arrangiert haben, dass am Willen von Chalerm Yoovidhya, an Horner festzuhalten, schwer zu rütteln ist. Vielleicht ist ihre Aufgabe in Saudi-Arabien, sicherzustellen, dass Superstar Verstappen nicht ernst macht und zu Mercedes wechselt.

Ralf Schumacher analysiert: "Zaungast bei dem Ganzen ist, mit relativ großer Freude, Toto Wolff. Der kann als großer Gewinner aus der Sache aussteigen. Aber ich sehe das so: Wenn Christian Horner mit aller Gewalt an seinem Sitz festhält, beschädigt er Red Bull. Und er wird auch dafür sorgen, dass Max Verstappen das Team verlässt."

Jos Verstappens Drohung in der Daily Mail sei allerdings, relativiert Alexander Wurz, womöglich auch ein wenig "mediales Säbelrasseln, und auch ein bisschen Drohgebärde, um Nachrichten und den Ernst der Sache zu übermitteln. Ich glaube, das haben jetzt alle kapiert, dass es wirklich ernst ist", sagt der Österreicher.

Glauben die Thailänder, dass Jos Verstappen blufft?

Es verdichten sich Gerüchte, dass der Yoovidhya-Clan auch deswegen an Horner festhält, weil man die Drohung von Verstappen für einen Bluff hält. Yoovidhya scheint die Situation so einzuschätzen, dass sich am Ende alle beruhigen werden, wenn etwas Zeit vergeht. Und Verstappen doch bleibt, weil er bei Red Bull gute Chancen hat, 2024 und 2025 Weltmeister zu werden.

Andere Stimmen meinen, Verstappen sei alles zuzutrauen, wenn es hart auf hart kommt. Auch, weil sowohl Jos als auch Max mit ausreichend Selbstvertrauen ausgestattet sind, zu glauben, auch mit einem anderen Auto als dem RB20 Weltmeister werden zu können. Ob sie aber wirklich dazu bereit wären, das durchzuziehen, können die Verstappens letztendlich nur selbst beantworten.

Die Lage sei jedenfalls "dramatisch, es geht ums Eingemachte", glaubt Wurz. "Es sind die Ellbogen draußen, die Messer sind gewetzt. Es gibt Gerüchte im Fahrerlager, dass noch viel mehr rauskommen wird. Ich glaube, das ist eine lange Geschichte. Das wird aufgearbeitet, denn dieser Sport steht in der Weltöffentlichkeit, und da kann man sich nicht verstecken. Auch wenn's natürlich hart ist."

Über Horner sagt Wurz: "Es betrifft ihn, die Familie - aber in dem Fall auch die Gegenpartei. Was dahintersteckt, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß auch nicht, was diese Untersuchung genau untersucht hat. Haben sie schon alles gesehen?" Und: "Das ist ganz normal in der Formel 1, dass man Angriffspunkte des Gegners nutzt, auch wenn sie außerhalb der Rennstrecke liegen."

"Nur weil die in die Privatsphäre reingehen, macht keiner Halt. Das ist ein beinhartes Business. Ich verstehe ihn, dass er hier fast um Hilfe ruft. Aber andererseits ist es ganz klar, dass es Leute gibt, die Gegner sind und hier vielleicht auch noch ein bisschen antreiben. Dem muss er sich bewusst sein, denn auch er hat's manchmal in die andere Richtung gemacht", sagt Wurz.

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