• 30. August 2023 · 16:12 Uhr

Birgt der ruhige Formel-1-Fahrermarkt für 2024 noch eine Überraschung?

Bei den großen Formel-1-Teams deuten sich für 2024 im Kader keine großen Veränderungen an, doch im Hintergrund rumort es trotzdem gewaltig

(Motorsport-Total.com) - Vor zwölf Monaten wurde der Grand Prix der Niederlande von der wohl explosivsten Umwälzung auf dem Fahrermarkt seit Jahren überschattet - ausgelöst durch Sebastian Vettels Rücktritt und Fernando Alonsos Wechsel zu Aston Martin.

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Über die Formel-1-Zukunft von Lance Stroll wurde zuletzt wild spekuliert Zoom Download

Daraufhin entbrannte ein Streit zwischen Alpine und McLaren um Oscar Piastri, der erst am Zandvoort-Wochenende durch den Ausschuss für Vertragsbestätigungen beigelegt wurde.

Doch so wie die Formel-1-Action 2023 auf der Strecke nicht ganz so aufregend ist wie im vergangenen Jahr, ist auch die sogenannte Silly Season des Grand-Prix-Rennsports dieses Mal eher ruhig verlaufen, wenn man vom vorzeitigen Rauswurf von Nyck de Vries bei AlphaTauri mal absieht. Denn in Bezug auf 2024 scheinen bis zum Ende des nächsten Jahres alle wichtigen Fahrerplätze fest vergeben zu sein.

Da die Fahrerpaarungen von Red Bull, Ferrari, Mercedes (in der Erwartung, dass Lewis Hamilton endlich einen Vertrag unterschreibt), McLaren, Aston Martin, Alpine und Haas so gut wie feststehen, richtet sich das Hauptinteresse auf die Plätze am hinteren Ende der aktuellen Hackordnung in der Königsklasse.

Dort sind die Dinge weiterhin im Fluss: Alfa Romeo muss sich noch entscheiden, ob es an Guanyu Zhou festhält, während AlphaTauri Liam Lawson genauer unter die Lupe nimmt und überlegt, wie es mit Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo weitergehen soll.

Der Platz von Logan Sargeant bei Williams ist ebenfalls ein wichtiges Ziel für eine Reihe von Fahrern, die sich in die Startaufstellung bringen wollen. Spekulationen brachten sowohl Mick Schumacher als auch Felipe Drugovich mit dem Team in Verbindung.

Hält Williams an Sargeant weiter fest?

Es könnte jedoch sein, dass dort kein Platz mehr frei ist, da Teamchef James Vowles in der Öffentlichkeit deutlich gemacht hat, dass es allen Grund gibt, am Amerikaner festzuhalten, wenn er weiterhin Fortschritte macht, um die Lücke zu Alex Albon zu schließen.

In Zandvoort sagte Vowles: "Das Lerntempo muss jetzt steigen. Er ist sich all dessen bewusst, und ich denke, er ist für sein Alter schon sehr reif. Er weiß, dass er eine Karriere und eine Reise vor sich hat, die er selbst steuern kann. Und unsere Aufgabe ist es, ihn auf diesem Weg zu unterstützen, anstatt ihn zu bestrafen."

Während es auf dem Fahrermarkt oberflächlich betrachtet also ruhig zu sein scheint, ist das Formel-1-Paddock ein hoch spannendes, schnelllebiges politisches Umfeld. Das bedeutet, dass gerade dann, wenn man denkt, dass die Dinge in eine Richtung gehen, etwas auftauchen kann, das sie in eine völlig andere Richtung lenkt.

In dem Zusammenhang lassen vertrauenswürdige Quellen aus dem Fahrerlager aufhorchen, die angedeutet haben, dass Aston Martin in den letzten Wochen die Fühler nach mehreren Fahrern ausgestreckt hat, um zu erfahren, ob sie in Zukunft zur Verfügung stehen, da der Fahrermarkt für 2025 ziemlich offen zu sein scheint.


Fotostrecke: Aston Martin: Alle F1-Autos seit 1991, von Jordan über Force India & Co.

Es wurde sogar angedeutet, dass dies bereits im nächsten Jahr der Fall sein könnte, wenn sich die Dinge auf die richtige Weise ergeben. Allerdings ist das mit Vorsicht zu genießen ist.

Insider berichten, dass Aston Martins Konzernchef Martin Whitmarsh, der Alonso vor einem Jahr von Alpine weggelockt haben soll, unter anderem mit Lando Norris und Charles Leclerc gesprochen habe. Beide sind vorerst an ihre aktuellen Teams gebunden: Leclerc an Ferrari bis Ende 2024, Norris bei McLaren bis Ende 2025. Bei einem eventuellen Kontakt dürfte es sich daher um einen langfristigen Ansatz handeln.

Spekulationen über Zukunft von Stroll

Eine Binsenweisheit auf dem Formel-1-Fahrermarkt besagt: Es ist die Pflicht eines jeden Teams, mit jedem Fahrer zu sprechen und zu wissen, ob er verfügbar ist, weil sie sonst ihre Arbeit nicht machen. Manchmal bedeutet ein solcher Austausch zwischen Team und Fahrer also nicht unbedingt, dass man jemanden abwerben will.

Dennoch ist allein schon die Tatsache, dass eine Annäherung (egal wie informell sie auch ist) zu einem Zeitpunkt erfolgt, an dem der Fahrermarkt so ausgeglichen zu sein scheint, faszinierend. Denn es geschieht im Fall von Aston Martin vor dem Hintergrund neuer Spekulationen über die Zukunft von Lance Stroll.

Der Kanadier hat ein schwieriges Jahr hinter sich, in dem es nicht so gut läuft wie bei seinem neuen Teamkollegen Fernando Alonso, der eine der Sensationen 2023 war.

Basierend auf der Leistung des AMR23 sollte das Team in der Konstrukteurswertung bequem Zweiter sein, aber es läuft Gefahr, hinter Ferrari zurückzufallen und das Jahr auf dem vierten Platz zu beenden, wenn es nicht mit beiden Autos punktet.

Auch wenn das Gerede, Lance Stroll würde der Formel 1 den Rücken kehren und sich einer Tenniskarriere zuwenden, sehr weit hergeholt zu sein scheint, muss irgendwann der Punkt kommen, an dem Aston Martin, wenn es die Weltmeisterschaft gewinnen will, sicher sein muss, dass beide Fahrer das maximale Potenzial des Autos ausschöpfen. Wenn das nicht der Fall ist, müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden.

Alonso ist jetzt der Star, aber das Team weiß, dass er mit seinen 42 Jahren wahrscheinlich nicht mehr derjenige ist, der das Team in fünf oder zehn Jahren anführen wird. Es ist also eine Selbstverständlichkeit, sich auf dem Fahrermarkt zu profilieren, denn man kann sich nicht ewig auf das aktuelle Duo verlassen.

Welche Rolle Palou und Honda spielen

Die eigentliche Frage ist, ob Aston Martin vor allem versucht, einen kurzfristigen Ersatz oder einer langfristigen Führungsfigur zu finden - oder beides. Und letztendlich muss jemand den Startschuss, um sich für das Jahr 2025 zu sortieren, denn kein Team will angehängt werden, wenn die Reise nach Jerusalem beginnt.

Zu beachten ist dabei auch die Hintergrundgeschichte zu Alex Palous Vertragssaga in der IndyCar, nachdem der Spanier seine Pläne, zu McLaren zu wechseln, revidiert und sich stattdessen verpflichtet hat, bei Chip Ganassi Racing zu bleiben.

Es wird vermutet, dass Honda, ab 2026 Aston Martins Werkspartner in der Formel 1, dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Denn es heißt, dass der japanische Hersteller Palou gerne in sein nächstes Formel-1-Kapitel einbinden möchte.

Wenn er also tatsächlich als die langfristige Zukunft von Aston Martin angesehen wird, ist es unwahrscheinlich, dass das Team glaubt, sein erklärtes Ziel, nämlich mit Honda sofort die Weltmeisterschaft zu gewinnen, mit einem absoluten Rookie erreichen zu können. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man ihn früher einsetzen müsste: frühestens 2025, besser noch 2024 (auch wenn das unwahrscheinlich ist).

Es ist eine faszinierende Herausforderung für Aston Martin, in den nächsten Jahren die richtigen Puzzlestücke in Bezug auf sein Line-up zu finden, und eine, die sicherlich auch Fahrer wie Leclerc beschäftigen wird, die kurz vor Vertragsverhandlungen stehen und daher wissen müssen, welche anderen Optionen es gibt.

Interesse von mehreren Teams immer gut

Außerdem ist es bei Vertragsverhandlungen mit dem aktuellen Team immer hilfreich, wenn man weiß, dass auch ein anderes Team interessiert ist. So erklärte Leclerc vor der Formel-1-Sommerpause, dass sein oberstes Ziel darin besteht, bei Ferrari zu bleiben - trotz des offensichtlichen Interesses anderer Teams.

"Natürlich denkt jeder Fahrer über seine verschiedenen Optionen nach, wenn er die Möglichkeit dazu bekommt", sagte er. "Aber ich habe eine große Liebe zu Ferrari. Und mein erstes Ziel und mein größter Traum ist es, mit Ferrari Weltmeister zu werden."

Aber für jeden Fahrer in Leclercs Position ist es unerlässlich, einen Ausweichplan zu haben, wenn solche Träume nicht erreicht werden können. Angesichts der aktuellen Form wäre Aston Martin sicherlich eine realistische Option für den Monegassen.

Zwar mag die Idee eines schockierenden Fahrerwechsels 2024, an dem Aston Martin und einer der aktuellen Big Player wie Norris oder Leclerc beteiligt sind, aktuell undenkbar erscheinen und für 2025 viel wahrscheinlicher sein. Doch hat uns die letzte Saison gelehrt, dass nur Narren das Undenkbare völlig ausschließen.

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