• 08. Juli 2023 · 09:54 Uhr

Ferrari: Zwei Drittel unseres Jobs sind erledigt

Ferrari sieht sich nach dem positiven Ergebnis in Spielberg auf einem guten Weg, weiß aber, dass der schwierigste Schritt noch bevorsteht

(Motorsport-Total.com) - Kann Ferrari in der Formel 1 wieder die zweite Kraft hinter Red Bull werden? Die Scuderia erlebte einen schwierigen Start in die Saison 2023 und liegt hinter Mercedes und Aston Martin sogar nur auf Rang vier der Konstrukteurs-WM. In Spielberg konnte man jedoch mit dem zweiten Platz von Charles Leclerc das beste Saisonergebnis einfahren.

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Charles Leclerc fuhr in Spielberg zu seinem besten Saisonergebnis Zoom Download

Teamchef Frederic Vasseur sieht Ferrari damit auf dem richtigen Weg, wenn er es mit dem Saisonbeginn vergleicht. "Damals hätte Max [Verstappen] mit einer Runde Vorsprung gewinnen können, aber diesmal war er vor dem letzten Boxenstopp nur 20 Sekunden vorne", sagt er über das vergangene Rennen in Spielberg.

"Wir haben vermutlich zwei Drittel unseres Jobs erledigt. Das letzte ist nicht das einfachste, aber wir gehen in die richtige Richtung", so Vasseur.

Doch während Red Bull an der Spitze - zumindest in Form von Max Verstappen - einsam seine Kreise dreht, fluktuiert das Feld dahinter von Rennen zu Rennen. In Spanien war Mercedes der erste Verfolger, in Kanada war es Aston Martin und zuletzt in Spielberg war es plötzlich Ferrari.

Trotzdem glaubt Vasseur nicht, dass der Aufschwung der Scuderia streckenspezifisch ist. "Ich denke, das war auch schon in Kanada der Fall", sagt er. Dort sei es mit den Positionen vier und fünf aber nicht so auffällig gewesen, "weil wir kein gutes Qualifying hatten und von weiter hinten starten mussten (von zehn und elf; Anm. d. Red.)", so der Teamchef. "Aber die Rennpace war gut."

Ferrari hatte in Montreal nicht die üblichen Probleme mit dem hohen Reifenabbau, der in Kanada aber kein Thema zu sein schien. Denn dafür bekam Red Bull Probleme, die Reifen in das richtige Fenster zu bekommen, was ihnen sonst beim Reifenabbau hilft.

Richtige Richtung seit Barcelona

Im Grunde ging die Saison für Ferrari so richtig in Barcelona los, auch wenn das Ergebnis dort ernüchternd war. Doch dort führte das Team sein bislang umfangreichstes Upgrade für den SF-23 ein. Die auffälligen Badewannen-Seitenkästen wurden überarbeitet und eher in Richtung Downwash-Konzept von Red Bull gegangen.

"Ich finde, dass das Gefühl seit Barcelona in die richtige Richtung geht", sagt Charles Leclerc, "wir konnten es nur auf keiner anderen Strecke so richtig beweisen."


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Barcelona, und das hatte Ferrari immer betont, war wohl die schlechteste Strecke für das Team und das neue Paket, wo Leclerc als 19. auch bereits in Q1 ausgeschieden war. Auch in Montreal hatte es im Qualifying schwierige Verhältnisse gegeben, sodass für den Monegassen schon in Q2 Schluss war.

"Aber in Österreich war das Gefühl gut, und die Pace war besser als das, was wir im ersten Teil der Saison hatten", sagt er. "Ich denke, das zeigt, dass wir einige Schritte nach vorne gemacht haben."

Leclerc betont aber auch: "Wir sollten nicht abheben. Red Bull ist immer noch deutlich voraus. Und ich glaube, dass diese Strecke unsere Schwächen noch einmal mehr herausstellen wird. Wir könnten also ein paar mehr Probleme bekommen als in Österreich."

Defekt stoppt Leclerc am Freitag

Das hat sich im Training am Freitag (Formel 1 2023 live im Ticker) durchaus schon so gezeigt. Zwar lag Carlos Sainz als Zweiter zeitentechnisch gut dabei, doch der Longrun war für Ferrari problematisch: Knappe acht Zehntel lag er im Durchschnitt hinter Max Verstappen, womit er auch langsamer als Alexander Albon im Williams war.

"Wir müssen weiter an unserem Reifenmanagement und unserer Rennpace arbeiten", sagt der Spanier. "Das sollte morgen unser Hauptaugenmerk sein, denn heute konnten wir sehen, dass wir über eine Runde nicht allzu schlecht waren. Insgesamt sind wir mit dem heutigen Tag recht zufrieden, aber natürlich gibt es noch einiges zu tun."

Schlechter lief es hingegen für Leclerc, der im zweiten Training keine einzige Runde drehen konnte. Eine Elektrikdefekt hielt den Ferrari die ganze Session über in der Box, sodass er keine Longrun-Daten sammeln konnte.

"Es ist schade, dass ich nicht am zweiten Training teilnehmen konnte, weil uns einige Rennsimulationen für Sonntag fehlen, aber wir werden trotzdem daran arbeiten, das Beste aus dem herauszuholen, was wir in der Vorbereitung auf das Qualifying und das Rennen haben", sagt Leclerc.

Zumindest sei das Gefühl mit wenig Benzin im ersten Training gut gewesen, "aber wir müssen immer noch daran arbeiten, unsere Rennpace zu verbessern", so der Monegasse. "Wir hoffen, dass wir morgen einige Schritte nach vorne machen können, auch wenn die Bedingungen sehr unterschiedlich sein werden, da wir Regen erwarten."

Leclerc: Fokus auf Leistung im Regen

Das könnte für Leclerc zum Stolperstein werden, denn unter nassen Bedingungen war er in den vergangenen Wochen ziemlich abgesoffen, um es drastisch auszudrücken. Im nassen Barcelona-Qualifying gab es Platz 19, im wechselhaften Montreal-Qualifying Platz elf. Und auch wenn es in Spielberg sonst gut lief: Im nassen Sprint war er als Zwölfter unter ferner Liefen.

Leclerc musste - ungewöhnlich für einen Formel-1-Piloten - zugeben, dass er unter wechselnden Bedingungen Probleme hat. In Silverstone könnte am Samstag aber erneut Regen drohen. Er betont: "Ich meine, ich bin zuversichtlich, denn wann immer ich in meiner Karriere an etwas gearbeitet habe, habe ich immer einen Schritt nach vorne gemacht - und zwar ziemlich schnell."

"Und im Moment ist das wahrscheinlich mein größter Fokus: Was kann ich als Fahrer tun, um die Reifen bei diesen Bedingungen immer ins richtige Fenster zu stellen? Das ist wahrscheinlich der Faktor, der über allem anderen steht. Daran habe ich viel gearbeitet, und ich bin zuversichtlich, dass ich einen Schritt nach vorne gemacht habe."

In der Verfolgergruppe ist viel möglich

Bei Ferrari weiß man aber auch, dass das gute Ergebnis von Spielberg keine Garantie dafür ist, dass es auch in Silverstone gut laufen wird - zumal Ferrari das einzige Team im Feld ist, das kein einziges Upgrade mit nach Großbritannien gebracht hat. "Wir sind in einer Gruppe zwischen Platz zwei und Platz zehn, in der man sich Session für Session bewegt - von vorne bis hinten", sagt Vasseur.

"Daher kommt man auch nicht voller Überzeugung zum nächsten Event", so der Franzose.


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Und auch wenn Ferrari in Silverstone kein Upgrade hat, zehrt Ferrari von den Neuerungen, die man vor einer Woche in Spielberg hatte. Was sie außerhalb des Red-Bull-Ring bringen, wird sich erst noch zeigen. "Wir wollten im Vergleich zum Saisonbeginn mehr Konstanz und Fahrbarkeit des Autos", erklärt Vasseur. "Und ich denke, wir haben einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht."

"Aber das ist noch nicht das Ende", ergänzt er. "Wir haben noch 13 Rennen vor uns, und es wird ein langer Kampf. Das bedeutet, dass wir uns nicht einbilden müssen, dass der Job erledigt ist und wir bis zum Ende in einer einfachen Situation sein werden, sondern dass es jedes Wochenende von der Streckenführung, dem Asphalt und dem Wetter abhängt."

"Es wird ein kompletter Reset sein, und es ist so eng, dass ein oder zwei Zehntel einen Unterschied zwischen vorne und hinten machen können", so Vasseur, der aber hofft, dass man in Silverstone zumindest hinter Verstappen die zweite Kraft sein kann. "Aber du weißt nie, was passiert", sagt er.

Red Bull für 2024 mit großem Vorteil?

Auch langfristig peilt Ferrari noch Platz zwei in dieser Saison an. 154 Punkte hat man aktuell auf dem Konto (zur Gesamtwertung) und befindet sich somit noch in Schlagdistanz zu Mercedes (178) und Aston Martin (175). Red Bull ist mit 377 Zählern hingegen vermeintlich uneinholbar.

Doch da droht für Ferrari schon das nächste Problem: Denn während sich die Italiener in einem engen Kampf befinden, kann Red Bull theoretisch die Saison schon austrudeln lassen und sich auf 2024 konzentrieren. Auch da droht der Konkurrenz ein großer Nachteil.

Doch Leclerc sagt: "Ich bin nicht besonders besorgt, das gehört zum Spiel, oder? Wenn man in einer Saison einen Vorsprung hat, dann besteht das Risiko für die anderen Teams natürlich darin, dass dieses Team versucht, sich Zeit zu nehmen, um das Auto für das nächste Jahr zu entwickeln."

"Aber im Endeffekt ist es in gewisser Weise miteinander verbunden", ergänzt er. "Wir konzentrieren uns immer noch hauptsächlich auf das diesjährige Auto, weil wir eindeutige Schwächen haben und wissen, dass wir diese angehen müssen, und wenn wir diese angegangen sind, wird das Auto im nächsten Jahr viel besser sein."

"Aber auch dieses Mal bin ich zuversichtlich, weil wir einen klaren Plan haben, was wir verbessern wollen", so Leclerc. "In den vergangenen drei Rennen haben wir bereits einen Schritt nach vorne gemacht. In den nächsten Rennen werden wir noch viel mehr tun, um nicht nur vor Mercedes und Aston zu sein, sondern auch, um die Red Bulls so schnell wie möglich zu bekämpfen."

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