"Helmut-Runde": Ricciardo nicht auf dem Niveau von Verstappen und Perez
Helmut Marko ist zufrieden mit dem Job, den Daniel Ricciardo als Testfahrer und Werbeträger erledigt, vom Speed her ist er aber nur die Nummer 3 bei Red Bull
(Motorsport-Total.com) - Viele Red-Bull-Fans wünschen sich im A-Team eine Neuauflage des alten Duells Max Verstappen gegen Daniel Ricciardo, doch dazu wird es vermutlich in absehbarer Zukunft nicht kommen. Denn Ricciardo, nach zwei schwierigen Jahren bei McLaren als Testfahrer in die alte Heimat zurückgekehrt, scheint mit 33 Jahren nicht mehr ganz der Alte zu sein.
Bereits Teamchef Christian Horner hatte nach Ricciardos Rückkehr erklärt, dass dieser körperlich nicht mehr so gut in Form sei wie Ende 2018, als er Red Bull in Richtung Renault verlassen hat: "Wir mussten ihn ein bisschen aufpäppeln. Er kam recht dünn zu uns, ist jetzt aber wieder besser in Schuss."
Und auch fahrtechnisch scheint Ricciardo einen Teil seiner früheren Qualitäten eingebüßt zu haben. Denn im direkten Vergleich gegen Max Verstappen und Sergio Perez im Simulator sei er "nicht auf deren Niveau", sagt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko in einem ausführlichen Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de.
Wie viel Ricciardo auf der berühmt-berüchtigten "Helmut-Runde", die Red-Bull-intern als Simulator-Vergleichswert zwischen den Fahrern gilt, auf Verstappen und Perez verliert, möchte Marko aber nicht verraten: "Das sind interne Details."
Marko galt früher stets als Fan von Ricciardo. Erstens wegen dessen immer freundlicher und gut gelaunter Art, und zweitens wegen des herausragenden Zweikampfverhaltens des Australiers. Noch heute schwärmt er von Ricciardos Überholmanövern, "einmal links, einmal rechts" an den Gegnern vorbei.
Bei Renault und McLaren habe er dann aber "diese Zielstrebigkeit, mit der er bei uns geglänzt hat", vermisst: "Da ist sicher etwas in ihm vorgegangen, was ihn in seiner Wettbewerbsfähigkeit eingebremst hat."
Warum AlphaTauri kein Thema für Ricciardo ist
"Sein Ziel ist, wieder in ein Topteam zu kommen. Das waren seine Aussagen. Und ich glaube, diese Pause vom aktiven Sport tut ihm gut, damit er sich findet und weiß, wo er wirklich hinwill", erklärt Marko und erteilt Spekulationen, wonach Ricciardo statt Nyck de Vries für AlphaTauri fahren könnte, eine Absage: Das sei "aus den genannten Gründen" und "auch wegen der Aussagen von ihm selbst keine Alternative".
"AlphaTauri ist AlphaTauri. Und Red Bull Racing ist Red Bull Racing. Ob du im Mittelfeld fährst oder ob du an der Spitze fährst, das ist ein ganz anderer Druck, ein ganz anderes Klima. [...] Wir kennen seine Qualitäten. Dann kam die Renault-Zeit. Dann kam McLaren, und da gab es einen Einbruch. Das war nicht der Ricciardo, den wir kannten."
Heute fühlt sich Ricciardo in seiner neuen Rolle als Testfahrer und Werbeträger offenbar wohl, versichert Marko: "Er macht einen sehr guten Job, macht sehr viele Marketing- und PR-Aktivitäten." Eine Rolle, die ihm mit seinem fröhlichen Naturell auf den Leib geschneidert ist. Ob der Weg aber zurück ins Red-Bull-Stammcockpit führen kann, das erscheint Stand heute fraglich.
Das ganze Interview mit Helmut Marko (29 Minuten) gibt's jetzt auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de zu sehen. Kanalmitglieder haben darauf bereits seit Mittwochmorgen werbefreien Vorabzugriff. Am Donnerstag wird das Video dann kostenlos für alle User freigeschaltet.