• 12. Juni 2022 · 12:11 Uhr

Toto Wolff: Warum Russell derzeit schneller ist als Hamilton

George Russell führt im Mercedes-Teamduell, aber Teamchef Toto Wolff kann im Kräfteverhältnis zu Lewis Hamilton noch kein belastbares Muster erkennen

(Motorsport-Total.com) - George Russell scheint Lewis Hamilton im Griff zu haben. Das suggeriert zumindest der Blick auf die Statistik der Teamduelle in der Formel 1 2022. 5:3 führt der Mercedes-Junior gegen den siebenmaligen Weltmeister nach Qualifyings, gar 6:1 nach Rennen - und in der wichtigsten Statistik, bei den WM-Punkten, da hat Russell mit 84:50 die Nase vorn.

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Toto Wolff ist überzeugt davon, dass Lewis Hamilton bisher unter Wert geschlagen wird Zoom Download

Aber Hamilton vor dem Grand Prix von Aserbaidschan (Rennen in Baku ab 13:00 Uhr im Formel-1-Liveticker) bereits abzuschreiben, das wäre ein Fehler. Der Mercedes-Superstar hat, da sind sich fast alle Experten einig, sein wahres Gesicht 2022 noch nicht gezeigt. Und das hat seine Gründe.

Toto Wolff erklärt am Beispiel Baku: "Lewis hat einige experimentelle Teile an seinem Auto ausprobiert. Und einen anderen Unterboden, der nicht funktioniert hat. Das Auto hat damit mehr aufgesetzt - bis hin zu einem Grad, dass es gefährlich wurde. So konnte er die Leistung nicht abrufen."

Wolff: Kein Muster erkennbar, wer schneller ist

Auffällig ist, dass Hamilton offenbar öfter solche Experimente durchführt, und auffällig ist auch, dass Russell oftmals schneller ist als er. Aber Wolff erkennt noch kein Muster, "und ich bin sehr nahe an den beiden dran. Manchmal ist der eine schneller, in der nächsten Session dann wieder der andere", winkt der Mercedes-Teamchef ab.

"Unser Auto ist auf Messers Schneide. Wir müssen diese Experimente durchführen, um zu lernen, wie wir das Auto hinkriegen. Aber wenn da was nicht klappt, fehlen halt gleich mal zwei oder drei Zehntel. Und in den letzten paar Rennen sind diese Experimente bei Lewis öfter schiefgelaufen als bei George", erklärt Wolff.

"Ich glaube, wir wissen, was die Ursache für unseren Mangel an Performance ist", sagt der Österreicher. "Wir haben aber noch nicht die passenden Lösungen. Darum experimentieren wir im Moment so viel. Ich glaube immer noch, dass wir auch eine kurzfristige Lösung finden können. Die wird aber vielleicht noch nicht alle Probleme lösen."

"Ich wünsche mir, dass wir das Auto für die zweite Saisonhälfte richtig hinbekommen, und auch im Hinblick auf nächstes Jahr. Das, was wir dafür lernen können, ist uns im Moment viel wichtiger als irgendwelche Lektionen, die die Situation gerade am aktuellen Rennwochenende verbessern würden."

War Barcelona eine Eintagsfliege oder nicht?

Mercedes hat in Barcelona mit einem größeren Update einen großen Sprung gemacht. Im Rennen fuhr Hamilton phasenweise sogar die schnellsten Zeiten, und der F1 W13 lag so ruhig wie schon lang nicht mehr auf der Straße. Auf den buckligen Stadtkursen in Monte Carlo und Baku hingegen war das "Porpoising" zurück - und das genauso intensiv wie eh und je.

"Wir haben in Barcelona einen wirklich guten Schritt gemacht, aber das war eine Strecke mit einer glatten Oberfläche und weniger Bodenwellen. Da sind wir gut dabei", sagt Wolff. "Ich denke, wir haben ein gutes Auto. Im Rennen in Barcelona konnten wir das Potenzial entfalten. Im Qualifying haben wir uns etwas schwerer getan."


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Das Problem: "Wir haben uns jetzt zwei Monate lang drauf konzentriert, das 'Porpoising' in den Griff zu kriegen, und in dieser Zeit hat die Weiterentwicklung der Performance des Autos gelitten. Aber wir verstehen, wo das Problem liegt, und wir verstehen, was wir dagegen tun müssen."

Testverbot bremst das Troubleshooting

In früheren Jahren wäre ein Tief, wie es Mercedes gerade durchlebt, wahrscheinlich nach ein bis zwei Rennen aussortiert gewesen. Doch anno 2022 gilt in der Formel 1 nicht nur eine Budgetobergrenze, sondern es herrscht auch noch ein Testverbot. Sprich: Die Probleme müssen an den Rennwochenenden gelöst werden. Mit limitierten Ressourcen.

"Ich schätze, wenn wir ein bis zwei Testtage hätten, würden wir einen großen Schritt machen", ist Wolff überzeugt. "Aber es ist nun mal so, es ist für alle gleich. Wir müssen die Rennwochenenden mehr als Tests sehen. Im Moment können wir aus eigener Kraft keine Rennen gewinnen. Also steht im Vordergrund, das große Ganze zu verstehen, und weniger die einzelne Session."

Auch das Rennen in Baku werde man mit dem obersten Ziel angehen, Informationen für die Zukunft zu sammeln und per Ausschlussverfahren den Kreis immer enger zu ziehen. "Montreal", sagt Wolff, "ist da auch eine gute Strecke, denn Montreal ist wellig und hat hohe Randsteine. Nach Montreal glaube ich, dass wir noch mehr wissen."

Wolff gibt zu: Manchmal schleicht sich Frust ein

"Das alles ist Wissenschaft und Physik und keine Mystik. Das dauert halt", so der Mercedes-Teamchef, der erstmals zugibt: "Wenn du so viele Jahre erfolgreich warst und dann in so ein Tief fällst, obwohl du die gleiche Arbeit machst, die in den Jahren zuvor so erfolgreich war, dann schleicht sich manchmal schon ein Gefühl der Frustration ein."

Aber: "Wir sind da ganz ehrlich zu uns selbst. Es gibt vieles, auf das wir uns freuen, und wir wissen, dass die Performance im Auto steckt. Wir konnten diese Performance nur noch nicht entfalten." Klar ist für Wolff eins: "Unser Problem ist nicht der Motor. Unsere Fahrer sagen, dass der Luftwiderstand so hoch ist, dass sie das Gefühl haben, es würde ein Fallschirm dranhängen."

"Ich denke, dass dieser Luftwiderstand und das Aufsetzen des Unterbodens hier unsere beiden Hauptprobleme sind. In Barcelona hatten wir einen großen Heckflügel. Dort war das Auto auf den Geraden ziemlich stabil und wir waren unter den Schnellsten. Es ist nie nur eine Sache. Aber auf den Motor möchte ich derzeit definitiv nicht mit dem Finger zeigen", unterstreicht er.

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