• 10. Februar 2022 · 11:34 Uhr

McLaren 2022: Ohne Konzept-Altlasten wieder an die Spitze?

McLaren steht nach erfolgreichen Jahren vor der Chance, in der Formel 1 wieder ganz oben anzugreifen: Gelingt das mit einem neuen Konzept?

(Motorsport-Total.com) - Zwar ist das Kräfteverhältnis für 2022 so offen wie schon lange nicht mehr, doch wenn es um das Thema Favoriten geht, hört man auch immer wieder den Namen McLaren. Das Team befindet sich nach ernüchternden Jahren mit Honda wieder im Aufwind und konnte sich zuletzt wieder an der Spitze des Mittelfeldes etablieren.

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McLaren muss sich nicht mehr an den Vorgängerautos orientieren Zoom Download

Den dritten Platz von 2020 konnte man im Vorjahr zwar knapp nicht halten, dafür gelang dem Team in Monza der erste Sieg seit fast neun Jahren. Und mit dem neuen Reglement bietet sich jetzt die Chance, ohne Rückstand auf die Topteams in die neue Ära zu starten und wieder ganz vorne anzugreifen. Zugetraut wird es den Bossen um Andreas Seidl und Zak Brown auf jeden Fall.

Vor allem Seidl steht sinnbildlich für den Aufstieg McLarens. Unter ihm arbeitete sich der Rennstall wieder Stück für Stück nach oben, auch wenn er selbst seinen Einfluss auf den Erfolg herunterspielt. Die Frage ist: Gelingt 2022 der nächste Schritt?

Denn die Erfolge der Vorjahre fußten auf solider Aufbauarbeit, jetzt muss man aus dem Nichts ein starkes Auto hinstellen. "Wir haben gute Fortschritte gemacht und müssen damit zufrieden sein", sagt Technikchef James Key, der sich vor allem über die guten Resultate der abgelaufenen Saison freut.

Dass man 2021 am Ende den Kürzeren gegen Ferrari zog, sei einer Reihe von unglücklichen Ereignissen sowie einem "furchteinflößenden Gegner" geschuldet. "Wir müssen als Team ihnen gegenüber immer noch etwas aufholen", betont Key. "Wir sind als Organisation immer noch jung und haben erst noch einige Investments, die kommen werden."

Auf schnellen Strecken gut, auf langsamen nicht

Das Auto selbst sei eben so gewesen, wie es war. Vor allem auf schnellen Strecken war der MCL35M stark, auf langsamen Strecken hatte er hingegen so seine Probleme - und das war vor allem in der zweiten Saisonhälfte auch das Handicap.

"Es gab in der Hinsicht keine Überraschungen. Zandvoort war schlechter als erwartet, im Grunde suboptimal, aber wir wussten, dass das Auto dort Probleme haben würde", sagt Key. "Dafür haben wir erwartet, in Monza schnell zu sein. Und das war auch der Fall."

Doch der Technikchef hat bereits angekündigt, dass für 2022 alles anders werden soll. McLaren möchte ein ausbalancierteres Auto haben, das nicht mehr auf einer Strecke gut und auf der nächsten schlecht performt, sondern das möglichst konstant unterwegs ist. "Das Auto muss einfach seine Schwächen angehen anstatt seiner Stärken", so Key.

Das neue Reglement bietet dafür eine gute Chance: "Es startet mit einem weißen Blatt Papier, somit ist kein Erbe in Sachen Verhalten eingebaut", weiß er. Doch natürlich gibt es eine gewisse DNA im Team, die nicht so einfach von heute auf morgen geändert wird.

Stechen Stärken und Schwächen stärker heraus?

"Dass die Autos 2022 so unterschiedlich sein werden, heißt auch, dass die Stärken und Schwächen etwas mehr herausstehen werden, denn sie dürften ähnlich sein wie das, was man derzeit schon zu erreichen versucht", sagt Key. "Aber es wird interessant zu sehen sein, wie sie sich im Vergleich zu den anderen zeigen werden."

Denn Stärken und Schwächen sind ohnehin relativ - je nachdem, was die anderen Teams machen. Und das ist in diesem Jahr noch die große Unbekannte.


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Dennoch wird McLaren eben versuchen, ein ausbalancierteres Auto auf die Beine zu stellen. "Das hätten wir auch getan, wenn die Regeln gleichgeblieben wären", betont Key. "Es wäre der gleiche Prozess gewesen, nur aufgrund der Regeln in etwas anderer Form."

Doch wie viel Überhang gibt es überhaupt zwischen den alten und den neuen Autos? "Sicherlich gibt es einiges, was man auch für das nächste Jahr lernen kann", meint Key. Zwar werde man viele Komponenten neu entdecken müssen, "aber gewisse mechanische Lösungen gelten sicher für beide Saisons".

2022 darf McLaren auch wieder ohne Nachteil in eine Saison starten, denn 2021 hatte man im Vergleich zur Konkurrenz einen etwas schwierigeren Stand. Denn während die Konkurrenz mittels zwei Token Schwachstellen des Vorjahres bearbeiten konnte, musste McLaren seine Token für den Umbau vom Renault- auf den Mercedes-Motor nutzen.

Key hätte altes Auto gerne weiter entwickelt

Aufgrund der Einfrierung der Autos hatte McLaren auch einige für 2021 geplante Updates nach vorne gezogen und schon am 2020er-Fahrzeug gebracht - etwa die Nase oder die Vorderradaufhängung. "Aber diese neuen Konzepte haben funktioniert", betont Key, der sich dafür aber etwas mehr Zeit gewünscht hätte - vielleicht noch ein Jahr mehr -, um das Beste aus ihnen herauszuholen.

"Wir hätten das Auto weiter um diese Ideen und Konzepte entwickelt und die logischen nächsten Schritte gemacht", sagt er. "Es gibt definitiv noch unerledigte Sachen an dem Auto, weil wir nicht alles abgedeckt haben, was wir gerne hätten."

Doch mit dem neuen Reglement für 2022 vor Augen war klar, dass man sich auf das neue Reglement würde konzentrieren müssen. "Im Großen und Ganzen haben wir es hinbekommen, und wir hätten mit Sicherheit auch nichts anders gemacht. Wir hätten es aber noch weitertreiben können, wenn wir die Möglichkeit dazu gehabt hätten", so Key.

Jetzt gibt es für McLaren aber eine komplett neue Chance.

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