• 09. Februar 2022 · 12:47 Uhr

Schwierige Jahre: So beeinflusst Heimweh die Formel-1-Welt

Daniel Ricciardo und Yuki Tsunoda mussten unter den Reisebeschränkungen ziemlich leiden: Heimweh wird in der Formel 1 zum unterschätzten Faktor

(Motorsport-Total.com) - Die Winterpause hatte Daniel Ricciardo erst mit zwei Wochen "Anstarren der Hoteldecke" und dann endlich in seiner Heimat verbracht, doch seit vergangener Woche ist der Australier wieder zurück bei McLaren.

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Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo haben weite Heimreisen Zoom Download

Das Team hatte auf Twitter ein Foto gepostet, bei dem Ricciardo auf dem Vorderrad eines McLaren-Boliden steht - mit der Überschrift: "Day one and he's already up to mischief in the office". Schon am ersten Tag macht der Spaßvogel der Formel 1 also schon wieder Unsinn.

Ricciardo hatte sich in der Fabrik schon einmal vor dem Fahrzeug-Launch am Freitag auf Touren gebracht und sich auf die neue Saison eingestimmt, die mit einem dreitägigen "Shakedown" in Barcelona am 23. Februar beginnt.

Die Winterpause war nach dem langen Jahr 2021 für alle Fahrer wichtig. Noch wichtiger war sie aber für diejenigen mit der längsten Distanz nach Hause, die durch Einreisebeschränkungen lange Zeit daran gehindert wurden, in die Heimat zurückzukehren.

Heimweh ist eine unterschätzte Herausforderung, der sich viele auf dem höchsten Motorsport-Niveau ausgesetzt sehen. Eine professionelle Rennkarriere aufgebaut zu haben, ist schon ein Erfolg an sich, wenn man die geografischen Schwierigkeiten und die nötigen Opfer bedenkt, die für einen Aufstieg in den Nachwuchsserien notwendig sind.

Ricciardo: Schwieriger durch Täler zu kommen

Das heißt aber nicht, dass die Sehnsucht nach zuhause plötzlich weg ist: Ganz offen hatte Ricciardo im vergangenen Jahr über die Auswirkungen von Heimweh gesprochen und erklärt, wieso er im Winter zurück nach Australien muss - selbst wenn das eine zweiwöchige Quarantäne bedeutet.

Seit Juni 2020 hatte er seine Familie und seine Freunde aufgrund der Reisebeschränkungen nicht mehr gesehen. Und als er in einer schwierigen Phase steckte, konnte er sie nicht einfach anrufen und mit dem Flugzeug herbestellen wie früher - und das hat ihn hart getroffen.

"Ich würde nicht sagen, dass es mich beim Fahren selbst beeinflusst hat", sagt er. "Aber vor allem wenn es nicht gut läuft, hat es definitiv einen Effekt. Denn dann möchtest du einfach Unterstützung und die Liebe deiner Familie. Und wenn es nicht gut läuft, dann kannst du dich auch sehr einsam fühlen."


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Ricciardo gab zu, dass er manchen Frust nach einem schlechten Rennen vielleicht früher hätte abschütteln können, wenn seine Familie und seine Freunde bei ihm gewesen wären.

"Das hat die schwierige erste Saisonhälfte noch zehrender gemacht. Es war schwierig für mich, vollgepumpt mit Energie und Positivität zu sein", sagt er. "Ich habe noch einen Weg gefunden, musste aber härter dafür arbeiten. Und auch das hat ganz schön geschlaucht."

Auch Perez, Zhou und Tsunoda mit Problemen

Doch Ricciardo ist nicht der Einzige, der sich dieser Herausforderung ausgesetzt sieht. Sergio Perez hatte schon früher erzählt, wie schwierig es für ihn war, als Teenager von Mexiko nach Europa zu gehen. Formel-1-Rookie Guanyu Zhou hatte ähnliche Schwierigkeiten, als er von China nach Europa zog, um die Königsklasse zu erreichen.

Und ähnlich war es auch bei Yuki Tsunoda, der als große Hoffnung von Honda und Red Bull in die Formel 1 einstieg, aber dann an Form verlor, als er Probleme mit dem Selbstvertrauen bekam.

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Red Bull schickte Yuki Tsunoda von England nach Italien Zoom Download

Red Bull schickte Tsunoda von Milton Keynes nach Faenza, um näher an seinem Team AlphaTauri zu sein. Der Japaner gab zu, vorher ein "fauler Sack" gewesen zu sein und zu viel Zeit mit Videospielen anstatt mit der Vorbereitung auf ein Wochenende verbracht zu haben.

Für Tsunoda war das eine harte Lektion, aber eine, die er mit 21 gebraucht hat. 2021 war erst sein drittes Jahr in Europa, nachdem er erst 2019 von Japan in die Formel 3 gewechselt war und in Frankreich lebte.

"Ich war ein wenig besorgt, denn bis dahin hatte ich niemals alleine gelebt", sagt Tsunoda. "Es war das erste Mal, und das in einem fremden Land. Ich hatte ein paar Sorgen, aber es war okay."

In Frankreich nie im Restaurant

Tsunoda kochte in Frankreich sogar immer seine eigenen Mahlzeiten: "Ich war nicht mutig genug, um in ein Restaurant zu gehen und Französisch zu sprechen. Ich habe also immer Zutaten im Supermarkt gekauft und jeden Tag selbst gekocht."

Es mag seltsam erscheinen, aber scheinbar kleine Faktoren können auch bei Profis einen großen Einfluss auf die Komfortzone haben. Und wenn man die bestmögliche Leistung abrufen möchte, braucht man den bestmöglichen Komfort und muss in möglichst vielen Lebensbereichen gesetzt sein.

In Italien fühlt sich Tsunoda mittlerweile zuhause: "Ich bin lieber hier", sagt er im Vergleich mit Milton Keynes. "Ich mag das Wetter mehr und ich mag auch das Essen sehr. Und ich kann natürlich nach jedem Rennen in die Fabrik gehen und die Sessions analysieren, um mich zu verbessern. Das ist definitiv gut."

Im Winter konnte Tsunoda zurück nach Japan gehen und einen ähnlichen Neustart wie Ricciardo hinlegen. Auf Instagram postete er Bilder mit Freunden und schien eine gute Zeit zu haben, die für 2022 einen Schub geben könnte.

Doch mit hoffentlich gelockerten Reisebeschränkungen auf der gesamten Welt könnte der Einfluss von Heimweh hoffentlich geringer werden für die Fahrer, die große Teile ihres Lebens weit weg von Familie und Freunden verbringen.

So wie wir die Auswirkungen von Faktoren wie der psychischen Gesundheit im Motorsport stärker berücksichtigen, muss auch die Herausforderung, weit weg von zu Hause zu sein, gewürdigt werden - vor allem, wenn es schwierig wird.

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