Günther Steiner: Warum Haas Romain Grosjean 2019 nicht fallen gelassen hat
Auch Nico Hülkenberg war im Gespräch bei Formel-1-Team Haas: Teamchef Günther Steiner erklärt, weshalb er trotzdem auf Romain Grosjean setzt
(Motorsport-Total.com) - Lange machte er sich Hoffnungen auf einen Formel-1-Verbleib, am Ende aber zerschlugen sich alle Optionen für Nico Hülkenberg. Auch bei Ferrari-Kundenteam Haas war kein Platz für den deutsche Le-Mans-Sieger. Warum dort statt Hülkenberg erneut Romain Grosjean den Vorzug erhielt, das erklärte Haas-Teamchef Günther Steiner nun bei 'Sky'.
Und Steiner spricht von einer "schwierigen Entscheidung", bei der emotionale Aspekte eine zentrale Rolle gespielt hätten. So habe Haas Grosjean dafür belohnen wollen, dass er 2016 das Wagnis eines neuen Formel-1-Teams eingegangen sei.
In Steiners Worten klingt das so: "Romain ist schon von Anfang an bei uns. Und zu Beginn hatten wir kaum Glaubwürdigkeit. Da kann man niemandem einen Vorwurf machen, denn die neuen Teams, die davor dazugekommen waren, sind schnell wieder weg gewesen."
Das schwierige "Erbe" der neuen Teams von 2010
In der Tat: 2010 waren mit Hispania (später: HRT), Lotus (Caterham) und Virgin (Manor) gleich drei neue Rennställe eingestiegen, die allesamt in den folgenden Jahren zusperren mussten. Manor verschwand just nach der Saison, in der Haas sein Debüt gegeben hatte - 2016.
Fotostrecke: Legendäre Formel-1-Teams a. D.
Nummer 12: Der italienische Pasta-Millionär Franco Ambrosio sowie die ehemaligen Shadow-Techniker Alan Rees, Jackie Oliver, Dave Wass und Tony Southgate (die Initialen ihrer Nachnamen bilden den Teamnamen) gründen 1977 den Rennstall Arrows. Bereits beim dritten Rennen, in Long Beach 1978, sammelt Riccardo Patrese den ersten WM-Punkt. Zwischen 1991 und 1996 heißt das Team, das zwischenzeitlich mit Porsche-Motoren fährt, wegen des Engagements des japanischen Geschäftsmannes Wataru Ohashi Footwork. Fotostrecke
Grosjean habe also ein "Risiko" in Kauf genommen, indem er sich dem Haas-Projekt angeschlossen habe, meint Steiner. Diesen Vertrauensvorschuss zahlte der US-Rennstall mit der Vertragsverlängerung für 2020 zurück.
Dabei schlug man auch die Option Hülkenberg in den Wind. Der Deutsche kommentierte damals: "Wir sind nicht zusammengekommen." Es habe "nicht gepasst", aber "am Geld lag es nicht".
Warum Grosjean auch ein "Risiko" ist
Also weiter mit Grosjean, der als Rennfahrer selbst ein gewisses "Wagnis" darstellt, wie Teamchef Steiner einräumt: "Er ist an einem guten Tag wirklich sehr gut. Aber: Es gibt nicht genug gute Tage, sondern zu viele schlechte. Das muss ich ihm aber nicht sagen", meint Steiner und lacht. Die Stimmung im Team sei jedenfalls gut.
Und das nach der Fiasko-Saison 2019, in der Haas meist hinterherfuhr: Grosjean und Kevin Magnussen trugen gerade mal 28 WM-Punkte zusammen, so wenige wie nie für Haas seit dem Einstieg 2016. Das Ergebnis war der vorletzte Rang in der Konstrukteurswertung.
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Heute sagt Steiner: "Es lag nicht an den Fahrern. Sie haben nur versucht, das Beste daraus zu machen." Sehr viel mehr habe das Auto im vergangenen Jahr einfach nicht hergegeben. Anhaltende Reifenprobleme hatten Haas vor allem im Rennen fortwährend behindert.
Mildernde Umstände für die Haas-Fahrer
Was aus Sicht des Teams erschwerend hinzukam: Grosjean und Magnussen rasselten mehrfach gegeneinander, brachten Haas zusätzlich um wertvolle Punkte. "Sie haben es übertrieben", meint Steiner, lässt aber Gnade vor Recht ergehen - weil der VF-19 eben kein großer Wurf gewesen sei.
"Wenn du eine so schlechte Saison hast wie wir im vergangenen Jahr, in der das Auto einfach nicht schnell genug ist, das macht es den Fahrern noch schwieriger. Sie wollen dann speziell zeigen, wer der Bessere ist, und kämpfen noch mehr", erklärt Steiner.
So komme das eine zum anderen, aber Steiner selbst sagt dazu: Lieber zwei ehrgeizige Fahrer als ein 0815-Aufgebot, wo ein Fahrer "einfach nur fahren" will. "Wenn du keine Nummer eins und keine Nummer zwei hast, entsteht immer eine solche Situation. Das passiert woanders, das passiert bei uns."
Das nimmt Haas mit seiner Fahrerwahl auch künftig in Kauf. "Unterm Strich haben wir uns gesagt: Lasst uns keine neue Baustelle aufmachen, sondern erst einmal das Auto gerade ziehen und die Fahrer behalten. Und dann machen wir weiter."