• 24. Juli 2019 · 09:42 Uhr

Warum der 16-Rennen-Kalender nicht kommen wird

Eine Reduktion der Anzahl der Rennen würde die Formel 1 viel zu viel Geld kosten, als dass die romantische Idee tatsächlich umgesetzt werden könnte

(Motorsport-Total.com) - Cyril Abiteboul und Toto Wolff haben vor etwa einem Jahr mit der Idee für Aufsehen gesorgt, den Rennkalender der Formel 1 auf 15 bis 18 Grands Prix zu reduzieren statt ihn auf bis zu 25 zu erweitern. Tatsächlich wurde dies laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' auf Team-Ebene bis in den Winter hinein diskutiert. Doch darüber hinaus wird es nicht gehen.

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Der Grand Prix von Deutschland wird 2020 wahrscheinlich ausgesiebt Zoom Download

Der Formel-1-Kalender für 2020 steht zwar noch nicht fest, doch es zeichnet sich ab, dass es bei 21 Terminen bleiben wird: Zandvoort (Niederlande) und Hanoi (Vietnam) kommen neu dazu, dafür werden Barcelona (Spanien) und Hockenheim (Deutschland) gestrichen.

In der Theorie klingt die Idee nett, die Formel 1 mit weniger Rennen exklusiver zu präsentieren. In der Praxis bedeuten sieben Rennen weniger als die anvisierten 25 pro Jahr einen geschätzten Umsatzverlust von 140 Millionen US-Dollar. Für die Periode von 2021 bis 2025 würde allein das ein Topteam wie Mercedes rund 85 Millionen Dollar kosten.

Das ist ein No-Go, zumal Rechteinhaber Liberty Media auch andere Einnahmequellen wegbrechen würden. TV-Sender wie RTL in Deutschland oder Sky in Großbritannien würden für weniger Rennen sicher weniger bezahlen. An den Strecken könnte Liberty weniger Bandenwerbung verkaufen. Und auch das Geschäft mit Merchandising und Co. würde leiden.

200 Millionen Dollar Unterschied?

Zumindest kurzfristig würde der Unterschied zwischen 25 und 15 bis 18 Rennen wohl jenseits der 200 Millionen Dollar pro Jahr liegen. Ein Risiko, das die Formel 1 nicht eingehen kann, zumal auch die bestehenden Verträge einiger Veranstalter gerade wackeln. So sehen Abu Dhabi, Russland und Co. nicht länger ein, warum sie ein kleines Vermögen zahlen sollen, während Silverstone oder Zandvoort "Ramschpreise" bekommen.

Otmar Szafnauer, Teamchef von Racing Point, sagt im Interview mit 'Motorsport-Total.com': "Die Frage ist doch: Begrenzen wir die Anzahl der Rennen auf zum Beispiel 18 und verlangen dafür mehr Geld, weil die Nachfrage höher ist? Dann muss aber auch ungefähr klar sein, wie viel mehr jemand bereit zu bezahlen ist, um in den Kreis dieser 18 aufgenommen zu werden."

"Oder macht man 25 - und weiß damit ganz genau, was man verdienen wird? Auch beim TV ist es so, dass man wahrscheinlich ein bisschen mehr verdienen kann, wenn man 25 Rennen anbietet statt 18. Ich finde, auch Exklusivität ist wichtig. Ich erinnere mich noch daran, als wir 16 Rennen gefahren sind. Damals war das Ganze noch ein bisschen exklusiver."

Szafnauer warnt davor, aus reiner Profitgier den Kalender beliebig zu erweitern. Es gilt zu bedenken, dass das Personal der Teams noch höheren Belastungen ausgesetzt wäre als bisher: "Kürzlich hatten wir einen Gast in der Box, der sagte zu mir: 'Ihr habt aber ein junges Team!' Ja, haben wir, denn wenn du eine Familie hast, willst du nicht mehr reisen."

Was mehr Rennen für die Teams bedeuten

"Und wenn ich sage reisen, bedeutet das für viele ja Montag bis Montag. Einige von uns sind da ein bisschen privilegierter, wir kommen am Donnerstag an und fliegen am Sonntagabend nach Hause. Das ist schon viel weniger hart als Montag bis Montag."

"Oder, bei den Back-to-Backs, Montag bis Montag - und trotzdem bist du am Dienstag nicht zu Hause. Da wird's dann schwierig. Und das ist die Realität. Bei einem Back-to-Back sind unsere Jungs drei Wochen unterwegs. Wenn du eine junge Familie hast, geht das nicht."

"Wir dürfen nicht vergessen: Die verpassen die Geburtstage ihrer Kinder und Frauen. Sowas kannst du nicht so einfach wiedergutmachen", sagt Szafnauer und scherzt: "Bei 25 Rennen pro Saison verpasst du dann nicht nur den Geburtstag deiner Frau, sondern auch den deiner Freundin! Bei 21 ist es nur die Frau ..."

Die Lösung könnte sein: Wenn schon zusätzliche Grands Prix, dann nur noch solche, die gut bezahlen. Denn dann können es sich die Teams vielleicht leisten, ihr Personal aufzustocken und zumindest teilweise zu rotieren. Eine Idee, über die Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost kürzlich im Podcast 'Starting Grid' gesprochen hat.

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