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Sein erstes Rennen bestritt er als 19-jähriger Nobody in einem Mini Cooper S 1300 bei einem Bergrennen in Oberösterreich, sein letztes als einer der erfolgreichsten Formel-1-Piloten aller Zeiten für McLaren beim Großen Preis von Australien in Adelaide. Eine Eigenschaft war dabei immer typisch Niki Lauda: sein gnadenloser Perfektionismus.
Lauda war noch nicht lange im internationalen Motorsport aktiv und hatte gerade ein Jahr in der Französischen Formel 3 absolviert, als er 1971 im heimischen Spielberg bei seinem ersten Formel-1-Rennen für March an den Start rollte. Um beim klammen Team weiter an Bord zu bleiben, besorgte er sich einen Kredit in Höhe von zwei Millionen Schilling.
Für seinen Traum hatte er sich mit seiner Familie und besonders mit seinem Vater, einem einflussreichen Industriellen, komplett überworfen. Der Wagemut zahlte sich aus. 1973 gelang Lauda beim Monaco-Grand-Prix der Durchbruch. Für seinen neuen Arbeitgeber BRM fuhr er auf Platz drei und düpierte dabei Jacky Ickx. Enzo Ferrari war dieser Auftritt nicht entgangen.
Ehe es mit dem Commendatore an den Verhandlungstisch ging, feierte Lauda allerdings noch seinen größten Erfolg im Sportwagen-Geschäft. In einem BMW 3.0 CSL gewann er an der Seite des Deutschen Hand-Peter Joisten die 24 Stunden auf der Nürburgring-Nordschleife.
1974 war er dann angekommen in Maranello, wo er zusammen mit dem neuen Rennleiter Luca di Montezemolo und Designer Mauro Forghieri Ferrari zurück zu alter Stärke führte. Die ersten Früchte gab es im spanischen Jarama zu ernten...
...mit dem ersten Grand-Prix-Sieg in Laudas Karriere. 24 weitere sollten folgen, dazu 24 Pole-Positions und 24 schnellste Runden. Insgesamt 54-mal stand der gebürtige Wiener auf dem Podium und legte 1.590 Führungsrunden über 7.055,6 Kilometer zurück.
Richtig ernst wurde es 1975 mit dem Ferrari 312T, der sich als wahre Wunderwaffe entpuppte. Lauda trat endgültig aus dem Schatten seines Teamkollegen Clay Ragazzoni und holte seinen ersten WM-Titel.
Obwohl er in Monza das Ziel als Dritter hinter dem Schweizer erreichte, feierte Lauda die Krone vor den Tifosi in Monza.
In Italien war ein Held geboren.
Doch kein Champion ohne Herausforderer: 1976 kam bei McLaren ein Naturtalent empor, das ein kompletter Gegenentwurf zu Lauda war: ein extrovertierter Lebemann, der Partys und hübsche Frauen mindestens genauso liebte wie den Motorsport. Die Saison wurde eine für die Ewigkeit.
Dabei waren sich Lauda und Hunt trotz ihrer scheinbar unüberbrückbaren Gegensätze abseits der Strecke keineswegs spinnefeind, sondern durchaus zugetan. Der Ferrari-Pilot hatte im Duell der beiden lange die Nase vorne, doch dann kam es zu einem entscheidenden Moment in der Karriere von Lauda.
Am 1. August 1976 verunglückte Niki Lauda auf der Nordschleife des Nürburgring, zwischen der Passage des Adenauer Ortsteils Breidscheid und dem Bergwerk. Nach dem Einschlag in die Böschung mit rund 220 km/h ging der Ferrari 312T2 in Flammen auf, knapp 200 Liter Benzin entfachten ein Inferno. Die Fahrerkollegen Brett Lunger, Harald Ertl und Guy Edwards versuchten verzweifelt, ihren Fahrerkollegen zu retten.
Doch ihre Anstrengungen blieben vergebens. Sich durch die Flammen kämpfen und den klemmenden Sicherheitsgurt, der Lauda an den Wagen fesselte, öffnen, konnte erst Arturo Merzario. Der Italiener, der angehalten hatte und zum Wrack geeilt war, befreite ihn. Er zog seinen Kameraden gemeinsam mit Ertl aus dem Fahrzeug und leistete Erste Hilfe. Dass das Drama überhaupt dokumentiert ist, ist einem französischen Fan zu verdanken, der die Szenen auf Super-8-Film bannte.
Das Fernsehen hatte keine Kamera an der Unfallstelle, die Bilder gingen erst einige Tage später um die Welt. 36 Jahre später erinnert sich Merzario in 'Bild am Sonntag' im gemeinsamen Interview mit Lauda an die dramatischen Momente: "Als ich zum Auto lief, hörte ich Nikis Schreie. Du warst leicht wie eine Feder. Dann habe ich dein Herz massiert und beatmet, bis der Krankenwagen kam", sagt er in Richtung des dreimaligen Weltmeisters. Merzario rettete Laudas Leben.
Viel schwerer als die Verbrennungen wog die Vergiftung, die sich Lauda mit dem Einatmen des Qualms zugezogen hatte. Er fiel ins Koma, erhielt die letzte Ölung.
Lauda wurde Vierter, in Italien aber ein weiteres Mal wie ein Held gefeiert. Die Krone ging 1976 trotzdem an James Hunt - weil es seinem Konkurrenten im Monsunregen von Fuji zu gefährlich war, ein Formel-1-Rennen zu bestreiten.
Doch Lauda war nicht lange Zweiter. Schon im darauffolgenden Jahr 1977 wurde er wieder Weltmeister, überwarf sich aber mit Enzo Ferrari, litt unter den Folgen seines Unfalls und haderte mit Carlos Reutemann als Teamkollegen. Folge: Schon bei den abschließenden zwei Grands Prix saß Gilles Villeuneve in seinem Auto - das Lieblingskind des Commendatore.
Lauda heuerte bei Brabham an, wo seine Karriere einen Knick erlebte. Mit unterlegenem Material gelangen ihm in den Jahren 1978 und 1979 nur zwei Siege. Noch während des Freien Trainings in Kanada machte er seinen Rücktritt bekannt und widmete sich fortan seiner zweiten Leidenschaft: der Fliegerei.
1982 dann das Comeback bei McLaren: In Long Beach und in Brands Hatch landete er zwei Siege und schloss das Jahr als Fünfter der WM-Gesamtwertung ab.
Lauda jubelte wieder wie einst bei Ferrari und startete den Angriff auf den dritten Titel seiner Karriere. Neben seinen Leistungen auf der Strecke machte er sich in dieser Zeit für seinen Einsatz für die Rechte der Formel-1-Piloten verdient.
Und er wurde der einzige Teamkollege in der Geschichte, der es schaffte, Alain Prost im WM-Kampf nach Punkten zu überflügeln. 1984 gab es beim Saisonfinale die knappste WM-Entscheidung aller Zeiten, als Lauda mit 0,5 Punkten Vorsprung zum dritten Mal Weltmeister wurde.
Doch der "Professor", der im Motorsport kurioserweise genau den gleichen Ansatz verfolgte wie Lauda, schlug zurück und wurde selbst Champion. Sein Technikpech verhagelte Lauda die Saison 1985. Er lehnte ein Angebot Bernie Ecclestones, zu Brabham zu wechseln, ab und trat ein zweites Mal zurück.
Nachdem er in den neunziger Jahren kurzzeitig Berater bei Ferrari gewesen war, kehrte Lauda aus der Luftfahrtbranche in die Formel 1 zurück. Er übernahm 2002 den Rennleiter- und anschließend den Teamchefposten bei Jaguar und arbeitete mit US-Legende Bobby Rahal zusammen.
Lauda ließ es sich nicht nehmen, das Auto selbst zu testen.
Nachdem 2003 bei Jaguar Schluss war, er einen Ausflug in die Mietwagenbranche unternommen hatte und mit dem Aufkauf der Mehrheitsanteile an der Aero Lloyd Austria wieder im Airliner-Business mit von der Partie war, lockte wieder die Formel 1. Dieses mal bei den "Silberpfeilen". Lauda wurde 2012 Aufsichtsratsboss beim Mercedes-Team. Er ist weiter als TV-Experte für 'RTL' an Bord.
2013 setzte Regisseur Ron Howard der Saison 1976 mit seinem Kinoepos "Rush" ein Monument. In der Rolle des verbissenen Jungspunds Niki Lauda: Daniel Brühl.
Seine Rolle als Aufsichtsratsboss bei Mercedes hat er Anfang 2017 verlängert und bis voraussichtlich bis Ende 2020 inne.
2018 schockt die Nachricht, dass sich Lauda einer Lungentransplantation unterziehen muss. Diese verläuft jedoch ohne Komplikationen. Lauda sei es dennoch schwer gefallen, einige Grands Prix dafür ausfallen zu lassen ...
Auch im Fahrerlager wird er schmerzlich vermisst. Ein Comeback in Abu Dhabi scheitert, auch weil ihm eine weitere Influenza-Infektion in der Reha zurückwirft.
Wir ziehen das rote "Kapperl" vor 70 Jahren eines bewegten Lebens! Mach's gut, Niki!
(Motorsport-Total.com) - Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda ist am Montag im Alter von 70 Jahren verstorben. Das berichtet die 'APA - Austria Presse Agentur' unter Berufung auf eine E-Mail aus dem Familienkreis.
"In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist", zitiert die 'APA' aus der offiziellen Stellungnahme.
"Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich. Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen."
Lauda hatte sich im August 2018 im Wiener Allgemeinen Krankenhaus einer Lungentransplantation unterzogen. Seither besuchte er keinen Grand Prix mehr.
Zwar meldete er sich nach dem Titelgewinn von Lewis Hamilton und seines Mercedes-Teams im November 2018 noch einmal zu Wort, über eine Videobotschaft auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Doch sein Plan, zum Saisonfinale 2018 in Abu Dhabi zu kommen, war aus gesundheitlichen Gründen nicht durchführbar.
Lauda wurde 1975, 1977 und 1984 Formel-1-Weltmeister. Nach seiner aktiven Laufbahn startete er eine erfolgreiche Karriere im Airline-Business. Seit 2012 war der Österreicher Vorsitzender des Aufsichtsrats des Mercedes-Teams.
2016 wurde er mit einem Laureus-Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Lauda hinterlässt seine Ehefrau Birgit und die im Jahr 2009 geborenen Zwillinge Mia und Max.
Davor war er 15 Jahre lang mit Marlene Knaus verheiratet. Aus erster Ehe stammen die Söhne Lukas und Mathias.
Darüber hinaus hatte Lauda einen Sohn aus einer außerehelichen Beziehung.