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1988 schrieb Ayrton Senna in Monaco Formel-1-Geschichte. Jetzt durch seine einmalige Karriere klicken!
Ayrton Senna begann seine Karriere 1973 im Alter von 13 Jahren im Kartsport. Er galt als Überflieger, wurde aber nie Kart-Weltmeister. Am knappsten dran war er 1980 als Vizeweltmeister beim Wettbewerb in Nivelles. Dennoch konnte er schon im Kartsport einige Erfolge vorweisen: So wurde Senna 1977 und 1978 Südamerikanischer Meister. Zudem gewann er den Brasilianischen Meistertitel von 1978 bis 1981 viermal hintereinander. Sein Kart wurde unter anderem während der Autosport International Show 2012 in Birmingham ausgestellt.
1981 begann Sennas Zeit im Formelsport. In der Britischen Formel Ford 1600 gewann er auf Anhieb zwölf von 19 Rennen und wurde Meister.
Nachdem er 1982 auch die Britische sowie die Europäische Formel Ford 2000 gewonnen hatte, triumphierte Senna im Folgejahr in der Britischen Formel 3, wo er die Konkurrenz in Grund und Boden fuhr. Sein schärfster Konkurrent damals war Martin Brundle, der später in der Formel 1 nie den ganz großen Durchbruch schaffen sollte.
Durch seine beeindruckenden Leistungen durfte Senna noch 1983 für diverse Formel-1-Teams testen. Nach Probefahrten für Williams (Foto), McLaren, Brabham und Toleman unterschrieb der Brasilianer zur Überraschung vieler beim unterlegenen Toleman-Rennstall einen Dreijahresvertrag für die Saisons 1984 bis 1986, weil er dort als Neuling direkt die Nummer 1 im Team sein konnte.
Aufstieg in die Formel 1: Beim Benetton-Vorgängerteam Toleman fuhr Senna am 25. März 1984 in Rio de Janeiro seinen ersten Grand Prix. Ergebnis: Ausfall. Den ersten Punkt holte er zwei Wochen später im südafrikanischen Kyalami.
Nachdenklich und philosophisch: Sennas unerschütterliches Selbstbewusstsein führte dazu, dass er nach Niederlagen alles in Frage stellte. Seine Kraft schöpfte er aus dem Glauben an Gott.
Die erste Sternstunde: Im Regen von Monte Carlo holte der junge Brasilianer rasant auf Spitzenreiter Alain Prost auf und wurde Zweiter. Noch Jahre später war er überzeugt: "Hätten sie das Rennen nicht abgebrochen, hätte ich gewonnen!" Dritter wurde Stefan Bellof aus Deutschland.
Nach seinem Auftritt in Monaco erhielt Senna ein Vertragsangebot von Lotus-Teamchef Peter Warr für die kommende Saison 1985. Weil er ja eigentlich noch Vertrag bei Toleman hatte, kaufte ihn sein Vater, ein Großgrundbesitzer aus Sao Paulo, einige Monate später aus dem Kontrakt frei, um seinem Sohn den Wechsel zum damaligen Topteam zu ermöglichen.
Die Legende von "Magic" Senna wurde im Regen von Estoril 1985 geboren: In seinem zweiten Rennen für Lotus feierte der Brasilianer seinen ersten Sieg.
Grenzenloser Jubel auf dem Podium - eine Freude, die ihm noch 40 weitere Male zuteil werden sollte.
In Jerez 1986 lieferten sich Senna und Nigel Mansell eine der spannendsten Grand-Prix-Schlachten aller Zeiten. Nur 14 Tausendstelsekunden trennten die beiden auf der Ziellinie!
Nun in Gelb: Lotus färbte für 1987 wegen Hauptsponsor Camel um und sammelte erste Erfahrungen mit der aktiven Radaufhängung. Sechs Siege in drei Jahren holte Senna mit Lotus - für lange Zeit die letzten des Rennstalls.
Dennoch waren Senna zwei Siege pro Saison zu wenig. Ende 1987 verließ er das Team und wechselte zu McLaren, zur Nummer 1 im Grand-Prix-Sport.
Ron Dennis war ab 1988 sein neuer Vorgesetzter, der wahre Chef im "McLaren-Kühlschrank", hieß es immer, war jedoch Senna. Zwischen den beiden entwickelte sich über die Jahre eine Hassliebe.
Senna stellte seinen Teamkollegen Alain Prost 1988 vom Speed her in den Schatten und gewann gleich seinen zweiten Grand Prix in Imola. Das Verhältnis zwischen den beiden extrem konkurrenzfähigen Piloten war anfangs noch harmonisch. Erst nach und nach kamen Spannungen auf.
Jean-Louis Schlesser verhinderte in Monza 1988 eine Sensation: Hätte der Williams-Pilot den führenden Senna nicht beim Überrunden abgeschossen, wäre McLaren ein Jahr lang ungeschlagen geblieben. So blieb es bei 15 Siegen in 16 Rennen.
Der Stallkrieg eskalierte erst 1988 in Estoril, als Prost von Senna gegen die Mauer gedrückt wurde. "Wenn er den WM-Titel so unbedingt will, dann soll er ihn haben. Ich bin nicht bereit, dafür zu sterben", schimpfte Prost nachher - und redete ab 1989 kein Wort mehr mit dem Teamkollegen.
Funkstille: Je länger sie Teamkollegen waren, desto schlechter verstanden sich Senna und Prost. Erst am Morgen vor Sennas Tod sollten sich die beiden wieder versöhnen.
Die Kollision des Jahrhunderts: Senna musste in Suzuka 1989 gewinnen, wenn er im WM-Rennen bleiben wollte - und attackierte den führenden Prost aus fast aussichtsloser Position.
Der Franzose machte die Tür zu und provozierte eine Kollision - wissend, dass er Weltmeister ist, wenn beide ausscheiden. Der Kalte Krieg zwischen Senna und Prost erreichte einen absoluten Höhepunkt. Senna, fassungslos, schaute zu Prost rüber - wollte aber noch nicht aufgeben!
Die Streckenposten schoben Prost zur Seite, während Senna weiterfuhr und das Rennen nach einem Reparaturstopp noch gewann. Doch der Sieg wurde ihm aberkannt - angeblich, weil er die Strecke abgekürzt haben soll. Senna vermutete eine Verschwörung zwischen Prost und dem französischen FISA-Präsident Jean-Marie Balestre.
Suzuka revisited: Ein Jahr nach der verlorenen WM-Schlacht von 1989 drehte Senna den Spieß um und schoss Prost in der ersten Kurve ab, um sich den Titel zu sichern. Später gab er offen zu, aus Rache vorsätzlich gehandelt zu haben.
Die Weltmeisterschaft 1990 endete somit in der ersten Kurve von Suzuka. Prost war inzwischen zu Ferrari gewechselt. Auch der Franzose hatte einen Sieg im vorletzten Rennen gebraucht, um seine WM-Chancen zu wahren. Somit wurde Senna zum zweiten Mal Weltmeister.
Einer der emotionalsten Triumphe: Senna bezwang in Interlagos 1991 nicht nur die Konkurrenz, sondern auch sein defektes Getriebe, quälte sich unter immensen körperlichen Anstrengungen ins Ziel und feierte den ersten Sieg auf seiner Heimstrecke.
Schutzengel an Bord: Der schwere Trainingscrash Sennas in Mexiko-City blieb zum Glück ohne ernsthafte Konsequenzen.
Eine Szene für die Ewigkeit zwei Rennen später: Nigel Mansell nimmt seinen Rivalen Senna 1991 in Silverstone auf seinem Auto mit. Trotzdem feiert Senna am Ende der Saison seine dritte und letzte Weltmeisterschaft - klar vor dem Briten.
"Fly by Wire": Das elektronische Gaspedal des McLaren-Teams verhinderte 1992 weitere Erfolge des Superstars. Stattdessen spielte Senna im WM-Kampf keine Rolle. Mit dem bockigen MP4-7A gelangen ihm nur drei Grand-Prix-Siege. Beim Rennen in Spa-Francorchamps zeigte Senna jedoch menschliche Größe: Nach einem schweren Einschlag von Eric Comas hielt er als einziger Pilot an, stieg aus seinem Auto und eilte zum Wrack, um seinem Fahrerkollegen zu helfen.
Monte Carlo zum Fünften: Mit Teamchef Ron Dennis in der Fürstenloge. Bis heute ist Senna in den Straßen an der Cote d'Azur alleiniger Rekordsieger mit sechs Grand-Prix-Erfolgen.
Donington 1993, Sennas vielleicht bestes Rennen. Gleich in der ersten Runde überholte der McLaren-Pilot vier Autos und ging in Führung. Die technisch überlegenen Williams-Boliden hatten gegen das fahrerische Ausnahmetalent nicht den Hauch einer Chance. Wegen des ständig wechselnden Wetters wechselte die Konkurrenz bis zu siebenmal die Reifen, Senna kam lediglich viermal an die Box und gewann das Rennen schließlich mit großem Vorsprung.
Beim Saisonfinale 1993 in Adelaide feierte Senna seinen 41. und letzten Grand-Prix-Sieg. Auf dem Podium zeigte er Größe und holte den zweitplatzierten Prost zu sich auf das Siegertreppchen hoch. Prost war zum vierten Mal Weltmeister und beendete seine Karriere.
Durch Prosts Abgang war das Williams-Cockpit 1994 endlich für Senna frei, denn der Franzose hatte eine Klausel im Vertrag, die Senna als Teamkollegen verhinderte. Allerdings sollte der Brasilianer mit Williams keinen Grand Prix mehr gewinnen.
Denn vor der Saison 1994 waren neue Regeln eingeführt worden, die dem zuvor so dominanten Williams große Probleme bereiteten. Viviane Senna, Schwester der Rennlegende, sieht die Änderungen im Reglement heute als einen Faktor für den Tod ihres Bruders an: "Ayrton selbst sagte, dass sein Auto unlenkbar geworden sei. Er konnte den Wagen nicht fahren, weil alle elektronischen Teile, die zu dem Konzept gehörten, ausgebaut worden waren. Es gab nicht genügend Zeit, um sich daran zu gewöhnen."
Mit Michael Schumacher hatte ein neuer Herausforderer die Formel-1-Bühne betreten. Die beiden waren keine Freunde - speziell in Magny-Cours 1992 waren sie nach einer Kollision aneinander geraten, woraufhin der dreimalige Champion den Jüngling zur Rede stellte. Nun geriet Senna nach zwei Siegen des Deutschen in den ersten beiden Rennen 1994 unter Druck. Noch vor dem Start des dritten Saisonlaufs in Imola redeten die beiden miteinander. Wenig später sollte Schumacher direkt hinter Senna fahrend Zeuge des großen Unglücks werden.
Die Tragödie am 1. Mai 1994: Senna kam in Imola nach einer Safety-Car-Phase in Führung liegend von der Strecke ab und schlug in der Tamburello-Kurve in die Mauer ein. Die schnelle Reaktion der Streckenposten kam zu spät: Ein gebrochener Querlenker, der sich in Sennas Helm bohrte, sollte zu den tödlichen Verletzungen führen.
Die Tamburello-Kurve mutierte zu einer Pilgerstätte für Senna-Fans auf der ganzen Welt. Noch heute finden sich Botschaften an der Unfallstelle.
Senna wurde auf dem Morumbi-Friedhof in seiner Heimatstadt Sao Paulo beigesetzt. Brasilien rief nach seinem Tod eine dreitägige Staatstrauer aus. Die Beerdigung wurde zum stillen Fest für den Abschied eines großen Champions und noch größeren Menschen.
(Motorsport-Total.com) - Genau 30 Jahre ist es her, dass Ayrton Senna beim Grand Prix von Monaco die vielleicht außergewöhnlichste Pole-Runde der Formel-1-Geschichte absolviert hat. Der McLaren-Honda-Star schaffte eine Bestzeit von 1:23.998 Minuten - und hängte seinen Teamkollegen Alain Prost, zu dem Zeitpunkt schon zweimaliger Weltmeister, um 1,427 Sekunden ab!
"Das Besondere daran war, dass es ja nicht nur eine Runde im Qualifying war, sondern er war drei-, viermal deutlich schneller als ich", erinnert sich Prost 30 Jahre später im Interview mit 'Sky Sports F1'. "Im Rennen nicht mehr ganz so. Am Donnerstag und am Samstagmorgen war er gar nicht so beeindruckend. Aber im Qualifying war er auf einmal in einer eigenen Liga. Besonders auf seiner letzten schnellen Runde."
Rund um jenes Qualifying ranken sich zahlreiche Mythen. Senna selbst hat daran den allergrößten Anteil, weil er später in einem Interview beschrieb, wie er sich in jener Runde einem Trance-ähnlichen Zustand näherte. "Ich war zuerst auf Pole. Dann hatte ich eine halbe Sekunde Vorsprung, dann eine ganze. Und ich fuhr immer weiter", sagte er damals.
"Plötzlich wurde mir klar, dass ich das Auto gar nicht mehr in einem bewussten Zustand fuhr. Ich fuhr nur noch durch Instinkt, ich war wie in einer anderen Dimension. Ich war schon längst über dem Limit, fand aber immer noch mehr", so Sennas legendäre Worte. "Dann zwickte mich plötzlich etwas und ich wachte auf. Ich war in einer ganz anderen Atmosphäre als sonst gewesen."
Dabei hätte es wahrscheinlich gar keine Trance-Runde gebraucht, um Prost zu schlagen. "Ich wusste genau, wozu er mit Qualifying-Reifen in der Lage ist. Das konnte ich einfach nicht", gesteht der "Professor" 30 Jahre später ein. "Ich habe mich für einige Rennen sogar mit Rennreifen qualifiziert, weil ich damit schneller war. Er war absolut unwiderstehlich darin, die Qualifying-Reifen optimal zu nutzen. Besser als jeder andere Fahrer."
Auch das Rennen am Sonntag schrieb 1988 Geschichte. Senna führte zwischenzeitlich mit bis zu 50 Sekunden Vorsprung, ehe er in der Portier-Kurve in die Leitplanken crashte. Zuvor hatte ihn Teamchef Ron Dennis angewiesen, er möge vom Gas gehen, um den Sieg sicher ins Ziel zu bringen. Dadurch, so Senna später, habe er die Konzentration verloren. Nach dem Unfall verzog er sich in sein nahegelegenes Appartement.
Doch über die Jahrzehnte gerieten viele Details des damaligen Grand Prix von Monaco in Vergessenheit. So behauptet Prost heute: "Ich war im Rennen schneller als er! Kein Mensch erinnert sich heute noch daran, dass wir dicht beisammen lagen, bis wir auf Eddie Cheever aufliefen. Er drehte sich in Loews, und ich verlor 35 Sekunden, weil ich nicht vorbeifahren konnte."
Schon am Start hatte Prost wegen eines Schaltfehlers eine Position an Gerhard Berger verloren, die er lange nicht zurückerobern konnte. Aber als er endlich an Berger vorbei war, fuhr er schneller als Senna: "Danach waren meine Rundenzeiten fantastisch. Ich wollte ihn unter Druck setzen. Das gelang mir nicht, weil er so weit vorne lag. Bis er die Konzentration verloren hat ..."
Einsame Spitze: Im Rennen führte Senna mit bis zu 50 Sekunden Vorsprung
Und noch einen Mythos gilt es aufzuklären: Sennas Pole-Runde war zum damaligen Zeitpunkt kein Streckenrekord für Monaco. Sogar die Poles 1986 und 1987 waren schneller gewesen. Das lag aber am Reglement: Während der Turbo-Ladedruck 1986 noch völlig frei war, wurde er 1987 auf vier bar und 1988 auf 2,5 bar reduziert. Das verringerte die PS-Leistung der Boliden deutlich.
1989 war die Formel 1 dann schon auf Saugmotoren ohne Turbolader umgestellt, als Senna ein weiteres Mal seine Klasse bewies. Diesmal nahm er Prost im Qualifying 1,148 Sekunden ab - und gewann auch das Rennen. Es sollte sein zweiter von insgesamt sechs Monaco-Siegen werden. Das ist bis heute Rekord ...