• 13. April 2018 · 08:16 Uhr

Ricciardo: Brendon Hartley ist die Hartnäckigkeit in Person

Vom Red-Bull-Förderpiloten, degradiert zum Clubsport-Fahrer, später Le-Mans-Sieger: Sie unglaubliche Story von Brendon Hartley, erzählt von Daniel Ricciardo

(Motorsport-Total.com) - Während Pierre Gasly beim Großen Preis von Bahrain 2018 bei Toro Rosso nach dem vierten Platz gefeiert wurde wie ein Popstar, musste Brendon Hartley zusehen. Der Neuseeländer verstrickte sich schon in der Einführungsrunde in ein ungewolltes Duell mit Sergio Perez, von dem er anschließend nicht mehr trennen konnte - erst Kollision, dann gemeinsame Strafe. Doch wer glaubt, dass dies ein Rückschlag für den zweimaligen Langstrecken-Weltmeister war, sollte sich mit dessen Geschichte auseinandersetzen.

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Zwei, die sich verstehen: Brendon Hartley und Daniel Ricciardo Zoom Download

Red-Bull-Ass Daniel Ricciardo hat das getan und die Geschichte in Natalie Pinkhams Podcast 'In The Pink' nacherzählt. "Brendon ist die Definition von Hartnäckigkeit", findet er und dürfte damit nicht ganz Unrecht haben. "Er kommt aus einer kleinen Stadt in Neuseeland und stammt aus keiner reichen Familie. Er hatte als junger Fahrer enormes Talent und war noch extrem jung, als er nach Europa kam, ich glaube 15. Dort wurde er von Red Bull unter Vertrag genommen."

Als Teenager am anderen Ende der Welt Rennen zu fahren ist alles andere als einfach. Trotzdem biss er sich durch, gewann 2007 den Formel Renault 2.0 Eurocup für Epsilon Euskadi und wurde ein Jahr später Dritter in der Britischen Formel 3 für Carlin. Eine Meisterleistung ließ ihn beim Macau Grand Prix im selben Jahr von Startplatz 20 in nur einem Rennen bis auf Rang drei fahren.

Absturz nach erster Begegnung mit Ricciardo

2010 kreuzten sich seine Wege mit dem ebenfalls noch sehr jungen Daniel Ricciardo in der Formel Renault 3.5 World Series. Verglichen mit dem Australier kam er überhaupt nicht klar und verlor Mitte des Jahres seinen Status als Red-Bull-Förderpilot. "Das ist alles zu schnell über ihn hereingebrochen. Er war einfach zu jung und ließ das alles zu sehr an sich heran. Er war da ein bisschen sein eigener größter Feind", erinnert sich der 28-Jährige.


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Und so kam Hartley im Sommer 2010 ganz unten an, als er aus dem Kader von Helmut Marko flog. "Red Bull hat ihn fallen gelassen und er war gerade einmal 19 (es waren 20 Jahre; Anm. d. Red.)", betont Ricciardo. Hartley wäre nicht der Erste gewesen, der seine Familie durch eine verpatzte Motorsportkarriere finanziell in den Ruin geritten hätte.

Doch hier holte die Geschichte zu einer Wendung, die kaum vorhersehbar gewesen wäre: "Es ist so weit gegangen, dass er sich nach allem umgesehen hat, was er fahren konnte - bis hin zu einem Mini Cooper bei einem historischen Rennen in Brands Hatch. Er hat eine unglaubliche Leidenschaft für den Rennsport und zu dem Zeitpunkt ging es nur noch darum, irgendetwas zu fahren. Und irgendwie hat er es geschafft, sich zurück zu kämpfen."

Der Kampf zurück an die Weltspitze

Europäische Le-Mans-Serie, Grand-Am, dazu Formel Renault 3.5 und GP2 mit drittklassigen Teams, selbst eine Rolle als Mercedes-Formel-1-Tester im damals noch bedingt erfolgreichen Brawn-Nachfolgeteam - Hartley biss sich durch eine mordsmäßig schwere Zeit durch. "Er hat herumtelefoniert, ist durch Amerika und Europa gereist und hat dann dieses LMP1-Cockpit bei Porsche bekommen", erzählt Daniel Ricciardo. Als Porsche den Neuseeländer für seinen LMP1-Fahrerkader ab 2014 bekanntgab, wischten sich nicht wenige äußerst verwundert die Augen.

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Das Sportwagen-Engagement von Porsche rettete Hartleys Karriere Zoom Download

Doch Teamchef Andreas Seidl hatte genau den richtigen Riecher: Gemeinsam mit Mark Webber und Timo Bernhard formt Hartley ein sehr ungewöhnliches, aber unglaubliches erfolgreiches Trio. Schon im zweiten Jahr des Porsche-Engagements gab es den WM-Titel in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC), 2017 als i-Tüpfelchen zur zweiten Weltmeisterschaft den Le-Mans-Sieg. In bester Hartley-Manier von Platz 55 nach vier Stunden aus in einem äußerst bizarren Rennen.

Trotzdem drohte die erneute Arbeitslosigkeit, als Porsche das LMP1-Programm einstellte. Doch wieder zahlte sich die Hartnäckigkeit von Brendon Hartley aus: "Er hat sich bei Helmut Marko gemeldet und sagte ihm, dass er viel gelernt habe, seit er aus dem Programm geflogen ist. Und er fragte, ob er ihn nicht vergessen habe und dass er bereit sei, wenn Red Bull ihn brauche." Diese Chance ergab sich, als Toro Rosso einen Ersatzmann für Carlos Sainz brauchte, der von Renault "ausgeliehen" wurde. Hartley überzeugte im Simulator und fährt seitdem für Toro Rosso.

"Das ist einfach eine tolle Story für alle Beteiligten", findet Daniel Ricciardo, der von Hartley Werdegang sichtlich beeindruckt ist. So erscheint das Bahrain-Drama plötzlich nur halb so schlimm, obschon Hartley an der Seite des unfassbar schnellen Pierre Gasly bei Toro Rosso mittelfristig unter Druck geraten könnte.

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