• 29. Juni 2017 · 14:04 Uhr

"Selbst sein größter Kritiker": Lance Stroll lässt aufhorchen

Lance Stroll holte zuletzt in Baku sein erstes Podium, will aber weiter auf dem Boden bleiben - Aus der Williams-Chefetage gibt es eine Menge Lob für den Rookie

(Motorsport-Total.com) - Die Formkurve scheint bei Rookie Lance Stroll nach oben zu zeigen. In Kanada holte der 18-Jährige seine ersten Formel-1-Punkte, zwei Wochen später in Baku sogar seinen ersten Podestplatz. "Die Formel-1-Karriere von Lance hat jetzt richtig begonnen", erklärt Williams-Technikchef Paddy Lowe. Doch war das Rennen in Aserbaidschan wirklich der Durchbruch für den als Paydriver verschrieenen Rookie? Williams und auch Stroll selbst bleiben eher vorsichtig.

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Rookie Lance Stroll will nach seinem ersten Formel-1-Podium nicht abheben Zoom Download

"Er ist selbst sein härtester Kritiker", erklärt Lowe und verrät: "Er vergleicht sich selbst oft mit Max Verstappen." Hintergrund ist der ähnliche Karriereweg der beiden. Verstappen kam 2015 direkt aus der Formel-3-Europameisterschaft in die Formel 1, Stroll wählte ihn diesem Jahr den gleichen Weg. Verstappen holte damals sogar nur den dritten Platz, während Stroll als amtierender Europameister in die Königsklasse aufstieg.

Eigentlich müsste die Erwartungen an den Kanadier daher sogar noch höher sein, doch Lowe erinnert, dass in diesem Jahr aufgrund der neuen Regeln "der schwierigste Zeitpunkt für einen Rookie" sei, um in die Formel 1 zu kommen. "Er hätte sich wohl einen leichteren Start gewünscht", glaubt auch Ex-Williams-Technikchef Patrick Head. Stroll hatte in den ersten sechs Saisonrennen keinen einzigen WM-Punkt geholt.

Sein reicher Vater, der seine Karriere seit vielen Jahren finanziert, machte die Situation nicht leichter. "Claire (Williams; Anm. d. Red.) muss sich leider hinstellen und in Interviews sagen, dass man ihn nur aufgrund seiner Fähigkeiten ausgewählt hat. Natürlich ist er ein ordentlicher Racer, denn er hat die Formel-3-EM gewonnen. Das ist ein beachtlicher Erfolg. Aber natürlich ist die finanzielle Unterstützung, die hinter Lance steht, wichtig", verrät Head.

Mit Selbstvertrauen kommen die Ergebnisse

Und weil reiche Förderer und ausbleibende Ergebnisse im Motorsport nie eine gute Kombination sind, hatte Stroll schnell den Ruf eines Bezahlfahrers weg. "Innerhalb des Teams war es immer klar, dass das Talent da ist", versichert Rob Smedley. Allerdings seien die Fortschritte des Rookies für die Außenwelt in den vergangenen Wochen nicht immer sichtbar gewesen. Daher mehrten sich die kritischen Stimmen von Rennen zu Rennen.


Fotos: Großer Preis von Aserbaidschan


"Für die jüngeren Fahrer geht es in erster Linie um Selbstvertrauen", erklärt Smedley und ergänzt, dass Stroll sich in diesem Jahr zudem auch noch mit einem sehr starken Teamkollegen messen muss. "Auf der anderen Seite der Garage ist ein Kerl, der 16 Jahre Erfahrung hat. Ihm hat nur ein Punkt gefehlt, um Weltmeister zu werden", erinnert Smedley, für den Felipe Massa "einer der schnellsten Typen in der Formel 1" ist.

Zum Vergleich: Max Verstappen bekam es in seiner ersten Formel-1-Saison "nur" mit Carlos Sainz zu tun - damals ebenfalls ein Rookie. In Baku schaffte es Stroll nicht nur erstmals auf das Podium, er konnte Massa auch zum ersten Mal im internen Qualifyingduell bezwingen. Laut Smedley wird der Kanadier jetzt "immer komfortabler, immer relaxter und immer selbstbewusster". Smedley weiß: "Damit kommen dann auch die Ergebnisse."

Stroll noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung

Doch nach seinem ersten Podestplatz ist es Stroll selbst, der erst einmal zur Ruhe mahnt. "Es wäre falsch, zu glauben, dass ich nach nur fünf oder zehn Rennen schon so gut bin, wie ich sein kann", so der 18-Jährige, der ganz genau weiß, dass ihm noch ein langer Weg bevorsteht. "Wenn du ungeduldig bist, dann tust du dir selbst keinen Gefallen. Man muss es Schritt für Schritt angehen", so Stroll.


Fotostrecke: GP Aserbaidschan, Highlights 2017

"Es wird auch weiterhin schwierige Wochenenden geben", ist sich der Williams-Pilot bewusst. Er erinnert daran, dass der Schritt von die Formel 3 in die Formel 1 "sehr groß" ist. "Ich kann mich noch immer stark verbessern. Das braucht aber etwas Zeit. Ich glaube, dass den Leuten das manchmal nicht ganz klar ist", sagt Stroll und erklärt: "Es ist ein Prozess." Und dieser braucht nun einmal eine gewisse Zeit.

Insgesamt fühlt er sich jetzt aber schon deutlich wohler in seinem Boliden. "Ich habe einfach etwas gebraucht, bis ich verstanden habe, was ich vom Auto möchte", verrät Stroll, der zuletzt in Baku zu einem anderen Set-up zurückgekehrt ist - mit Erfolg. "Ich muss einfach etwas experimentieren und verschiedene Dinge ausprobieren", so der 18-Jährige, der unter anderem auch seinen Fahrstil an die Formel 1 anpassen musste. Am Ende seiner Entwicklung ist er damit aber noch lange nicht angekommen.

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