• 17. Mai 2017 · 15:32 Uhr

Westschleife: Red Bull wünscht sich weniger Bürokratie

Helmut Marko erklärt, woran die Verlängerung des Red-Bull-Rings um die alte Westschleife derzeit scheitert und welche Hoffnungen er in die Politik hat

(Motorsport-Total.com) - Gerüchte gab es seit dem Vorjahr viele, konkrete Ansagen von Red Bull jedoch wenige: Wird die alte Westschleife auf dem Red-Bull-Ring reaktiviert oder nicht? Diese Frage wurde auch am Mittwoch bei einem Mediengespräch mit Red-Bull-Berater Helmut Marko und den beiden Stammpiloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen in Spielberg gestellt. Dabei verriet der Österreicher, dass das Hauptproblem die bürokratischen Hürden des Landes Steiermark und der Alpenrepublik sei. Die Fahrer bitten sogar öffentlich um die Revitalisierung des Streckenabschnitts.

Das Problem "ist die Bürokratie", so Marko. "Solange jegliche Überschreitung der Betriebszeiten mit einer Anzeige verbunden ist, ist es verständlich, dass man sich keine weiteren bürokratischen Hürden aufhalsen will." Denn derzeit darf der Betrieb auf der Rennstrecke im Murtal nur bis 18 Uhr laufen, strenge Umweltauflagen schreiben das vor. Anrainer-Ombudsmann Karl Arbesser überwachte die Aktivitäten auf der Rennstrecke sehr genau und führte regelmäßig Dezibel-Messungen durch. Mit März 2017 lief sein Vertrag jedoch aus. Eine Chance für Red Bull nun das Herzensprojekt umzusetzen?

Marko bezeichnet die Arbeitsweise des Anrainers als "opportunistisch". Er würde sich wünschen, "dass man nicht einen vom Land bezahlten Aufpasser hat, der genau eine Minute nach sechs Uhr sofort die nächste Anzeige startet, wenn er mit seinem Messgerät auch nur ein paar Dezibel Überschreitung wahrnimmt ...", stößt es dem Red-Bull-Motorsportkonsulenten sauer auf. Denn der "generelle Wunsch", die alte Westschleife zu aktivieren, sei gegeben. Das rund 1,9 Kilometer lange Asphaltband ist zwischen den Kurven 1 und 2 hinter einem kleinen begrünten Hügel Waldfläche eingebettet in die steirische Natur und wurde von 1970 bis 1987 beim Grand Prix von Österreich befahren.

Verstappen wünscht sich Westschleife zurück

"Es wäre dann eine Strecke, die die Männer von den Jungs unterscheiden würde", betont der 74-jährige Grazer, der selbst 1971 in Spielberg am Start stand. Die Westschleifen-Reaktivierung würde der Strecke noch mehr Charakter verleihen und einen Gegenpol zu den heutigen modernen Bauten bieten. "All die neuen Strecken sind sicherheitstechnisch fast überzogen, die Zuschauer sind weit weg", beklagt Marko. Der Purist glaubt, dass erst auf Mutstrecken, wie es der Österreichring war, die wahren Helden geboren werden: "In einer wirklich schnellen Kurve ohne Auslaufzone zeigt sich eben, wer das Herz und das Talent hat, um das Auto am Optimum zu bewegen."

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Westschleife 1971: Emerson Fittipaldi erkundet im Lotus-Ford den Österreichring Zoom Download

Auch der 19-järhige Verstappen ist angetan von den Geschichten seines Mentors Marko. Der Österreicher habe dem Spielberg-Zweiten des Vorjahres schon einiges über den alten Österreichring erzählt: "Es war damals natürlich sehr anstrengend. Die Strecke war auch etwas anders. Vielleicht können wir das wieder zurückhaben?", richtet Verstappen die Frage mit Dackelblick an den Steirer. "Ich habe schon Bilder gesehen, das ist sehr schön gewesen."

Doch von Red-Bull-Seite heißt es nur: Es sei noch zu früh. Denn nach innenpolitisch turbulenten Tagen in Österreich steht das Land vor Neuwahlen im Herbst, die regierenden Parteien SPÖ und ÖVP (in der Steiermark regiert ebenfalls eine SPÖVP-Koalition) haben die Große Koalition aufgekündigt. Marko sieht darin eine Chance auch für den Red-Bull-Ring. "Wir werden demnächst Neuwahlen haben. Von beiden Seiten (Regierungsparteien SPÖ und ÖVP; Anm. d. Red.) wird versprochen, dass schikanöses Baubehindern (verhindert werden soll; Anm. d. Red.), Abbau von Bürokratie und dergleichen kommt. Das wäre eine Voraussetzung und eine große Chance dafür, dass diese Variante wieder kommen würde", stellt Marko in Aussicht.

Marko fordert von Politik: "Schikanöses Baubehindern" beenden!

Er richtet einen Appell an die neue Regierung, die nach der Wahl im Oktober gebildet werden wird: "Ich hoffe, die neue Regierung hat diesen Bürokratie-Abbau und die Unterstützung von Initiativen und kreativen Leuten wirklich in ihrem Programm." Es seien derzeit nämlich noch "viele Verfahren am Laufen", bestätigt er. "Es kann wegen der Behinderung derzeit nicht angegangen werden."

Marko, der die "alte" Variante des Kurses als "wesentlich herausfordernder" als die heute 4,3 Kilometer lange Strecke bezeichnet, fordert auch von der umliegenden Bevölkerung "eine andere Einstellung". Er würde sich mehr Entgegenkommen wünschen: "Wie viele Arbeitsplätze sind hier entstanden, wie viele Investitionen getätigt und wie viel Aufwertung von Hotels und Häusern sind passiert? Wenn man das nur gegen teilweise eigenartigen Widerstand durchzieht, dann muss man sich auch fragen: Warum eigentlich?"

Die Millioneninvestitionen von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz flossen nicht nur in den Ausbau der Streckenanlage, damit wurden auch Projekte rund um den Tourismus in der Region aufgebaut und Gelder Privatleuten für Bauprojekte zur Verfügung gestellt. Nicht nur im Interesse der Fans und Show würde man sich bei Red Bull eine Verlängerung der Strecke wünschen. "Die Fahrer würden diese Variante auch lieben", weiß Marko.

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