Neuer Name für die Mercedes-Spielregeln: "Racing Intent"

Sportchef Wolff erklärt die Unterschiede des Teamduells zwischen Hamilton und Bottas im Vergleich zu dem mit Rosberg: weniger Ballast, mehr "Federer und Nadal"

von Dominik Sharaf · 20.04.2017 10:46

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Sportchef Toto Wolff ist überzeugt, dass das interne Duell zwischen Lewis Hamilton und Valtteri Bottas über eine andere Dynamik verfügen wurde als die Fehde, die der Brite jahrelang mit Nico Rosberg ausgetragen hat. Der Österreicher bemerkt, dass sich sein neues Duo erst in der Formel 1 und nicht schon in Kindertagen kennengelernt hätte: "Die Situation mit Nico und Lewis war besonders. Da gab es eine Menge Ballast - einigen kennt man, von einigem wird man nie erfahren."

Hamilton, Wolff und Bottas haben sich auf neue Benimmregeln verständigt

Die Silberpfeile entschlossen sich möglicherweise aus diesem Grund, den Verhaltenskodex für den Zweikampf den Stallgefährten umzubenennen. Aus den "Rules of Engagement" - also so viel wie "Spielregeln für die Beziehung" oder den Verhaltensregeln im Militärjargon - wurde im Winter "Racing Intent", was sich als "Absicht, gegeneinander Rennen zu fahren" übersetzen lässt. Auch inhaltlich legte Mercedes für 2017 Hand an.

Grund dafür war nicht die Bottas-Rochade, sondern eine routinemäßige Überarbeitung. "Wie jedes Jahr haben wir uns zusammengesetzt", sagt Wolff, "wir haben alles übernommen, aber Dinge hinzugefügt und verändert, bei denen wir das Gefühl hatten, dass wir sie besser hätten machen können - so wie in Abu Dhabi." Gemeint ist die Bummelaktion Hamiltons, mit der er versuchte, Rosberg den WM-Titel zu entreißen. Ob solche Manöver künftig legal oder verboten sind, lässt Wolff offen.

Fotostrecke: Hamilton vs. Rosberg: Die Crash-Chronologie

Zur Grundaussage der vergangenen Jahre steht der Sportchef auch mit Bottas im Kader: "Wir sind die Sache immer so angegangen, dass wir versucht haben, beiden Piloten die Chance auf den WM-Titel einzuräumen. Wir wollen dem solange treu bleiben, bis einer mathematisch nicht mehr in der Lage ist, die Meisterschaft zu gewinnen", bekennt Wolff. Heißt: Es wird keinen Nummer-zwei-Piloten geben, auch wenn der Finne mit seinen Leistungen weiter denen Hamiltons nachsteht.

In seine Überlegungen zum Beziehungsgeflecht der Piloten bezieht Wolff auch Ferrari-Konkurrent Vettel ein und strengt einen Vergleich zum Tennis an: "Zwischen Lewis, Valtteri und Sebastian geht es zu wie zwischen Roger Federer und Rafael Nadal. Es herrscht gegenseitiger Respekt", erinnert er an die wohl prominenteste Rivalität, die die Sportwelt in den vergangenen Jahren hervorbrachte und wünscht sich, dass sich Hamilton und Bottas nicht doch noch zanken: "Hoffentlich bleibt es so."