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Naturtalent braucht keine Erfahrung: Das ist die Botschaft der stärksten Formel-1-Debütanten. Wir haben uns angesehen, welche Piloten der jüngsten Generationen sofort mit bei der Musik und welche Husaren historisch die erfolgreichsten Fahranfänger waren. Ausgeklammert sind die frühen Fünfzigerjahre und die Indy500-Spezialisten.
Kimi Räikkönen (2001), sechster Platz: Als einige um ihre Sicherheit fürchten, weil der neue Sauber-Pilot im Alter von nur 21 Jahren eine Superlizenz erhalten hat, lässt der Schweiger aus Finnland Taten sprechen. In Melbourne bügelt er in dem 24. Autorennen seiner Karriere die halbe Weltelite des Motorsports.
Mark Webber (2002), fünfter Platz: Es ist ein kleines Wunder, als der Frauenschwarm aus Down Under von einem Startunfall und jeder Menge Ausfällen profitiert. Mit zwei Runden Rückstand schafft er es im Minardi in Melbourne auf Anhieb in die WM-Punkte und darf vor seinen Landsleuten, die aus dem Häuschen sind, auf das Podium.
Felipe Nasr (2015), fünfter Platz: Als Paydriver und ewiger GP2-Zweiter verschrien überrascht der Brasilianer in seinem ersten Rennen für Sauber. Dass nur 16 Autos am Start sind, ist hilfreich. Dass er sich von einer Kollision in der Startphase nicht aus der Ruhe bringen lässt, ein Zeichen seiner fahrerischen Güte.
Johnny Herbert (1989), vierter Platz: Es ist schon ein Wunder, dass der Brite nach einem Horrorunfall in der Formel 3000 wieder laufen kann. Sein Auftritt im Benetton in Jacarepagua steht dem kaum nach. Anschließend müssen in die Mechaniker aus dem Auto hieven, weil er vor Schmerzen nicht mehr stehen kann.
Jean Alesi (1989), vierter Platz: Völlig unverhofft und ohne jede Testfahrt nimmt der Franzose im unterlegenen Tyrrell Platz. Doch Alesi, bis dato in der Formel 3000 unterwegs, ist in Le Castellet auf Anhieb schnell und kämpft sich im Rennen vom 16. Startplatz vor, allerdings auch dank vieler prominenter Ausfälle.
Masten Gregory (1957), dritter Platz: Der "Kansas City Flash", ein unscheinbarer Brillenträger, überrascht im privaten Maserati der Scuderia Centro Sud. In Monaco holt er das erste Formel-1-Podium für einen US-Amerikaner überhaupt.
Peter Arundell (1964), dritter Platz: Eigentlich soll der Brite bei Lotus nur Wasserträger für Jim Clark sein, doch mit einem Podium in Monaco lässt er aufhorchen und unterstreicht sein Talent. Ein schwerer Formel-2-Unfall läutet wenige Wochen später den Anfang vom Ende seiner Karriere ein.
Reine Wisell (1970), dritter Platz: Der Schwede tritt wenige Wochen nach dem Unfalltod Jochen Rindts bei Lotus ein trauriges Erbe an. Weil dessen Teamkollege John Miles nach der Tragöde nicht mehr ans Steuer will, bekommt der Formel-3-Champion seine Chance und beeindruckt in Watkins Glen. Es bleibt sein einziges Podium.
Mark Donohue (1971), dritter Platz: Der US-Amerikaner ist ein kompletter Fahrer und angehender Star der CanAm-Serie, als er mit 34 Jahren für Boss Roger Penske einen Abstecher in die Formel 1 unternimmt und im kanadischen Mosport im Regen glänzt. Doch Donohue ist enttäuscht. Er erzählt jedem, dass es nur an den Bedingungen gelegen hätte.
Lewis Hamilton (2007), dritter Platz: Das Wunderkind aus Großbritannien weiß nicht, was es anrichtet, als es Teamkollege und Formel-1-Superstar Fernando Alonso in Melbourne im Duell der McLaren-Piloten mit einem Überholmanöver am Start foppt. Eine zwischenzeitliche Führung, Platz drei und eine erbitterte Fehde sind der Lohn.
Karl Kling (1954), zweiter Platz: Nachdem er als erster Autorennfahrer in Deutschland zum Sportler des Jahres gewählt wird, ebnet Daimler dem Gießener den Weg in die Formel 1. Im Mercedes-Silberpfeil glückt ihm beim Debüt in Reims der zweite Rang, in der Folge knüpft er an das Resultat aber nicht mehr an.
Mike Parkes (1966), zweiter Platz: Als John Surtees Ferrari aus heiterem Himmel verlässt, bekommt der britische Sportwagenspezialist der Scuderia eine unverhoffte Chance in der Königsklasse. Weil er 1,93 Meter misst, muss das Team extra das Chassis umbauen, was sich in Reims auszahlt. Die große Karriere bleibt Parkes aber versagt.
Jacques Villeneuve (1996), zweiter Platz: Als Sohn des vielleicht talentiertesten Rennfahrers seiner Generation und Indy500-Sieger bekommt der Kanadier Vorschusslorbeeren - und mit dem Williams das beste Auto. In Melbourne wird er ihnen mit der Pole-Position gerecht und kämpft gegen Damon Hill um den Sieg, bis ihn ein Ölleck einbremst.
Kevin Magnussen (2014), zweiter Platz: Schon im Qualifying verpasst der damals 21-jährige Däne seinem McLaren-Teamkollegen Jenson Button eine schallende Ohrfeige, im Rennen lässt er nicht locker. Weil Daniel Ricciardo wegen zu hohen Benzindurchflusses disqualifiziert wird, kommt Magnussen am grünen Tisch von Rang drei auf zwei.
Giancarlo Baghetti (1961), Sieg: Sein Auftritt in Reims ist nicht das erste Formel-1-Rennen des Italieners, aber das erste im Rahmen der WM. In einem privaten Ferrari mit zehn PS weniger verglichen mit drei Werksautos profitiert er von deren Ausfällen - und rettet sich mit 0,1 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Er sieht das Podium nie wieder.
(Motorsport-Total.com) - Manchmal sind die Erwartungen an sie maßlos übertrieben und erdrücken junge Talente förmlich. Teilweise wettet niemand einen Pfifferling auf sie. In der Formel-1-Historie waren es beide Typen, denen sensationelle Debütrennen gelangen. Einige sprangen überraschend in die Bresche und hatten mit schlechtem Material am Lenkrad eine gehörige Portion Glück, andere kamen als gefeierte Talente und verfügten sofort über ein Topauto. Eines war ihnen allen gemein: Naturtalent en masse.
In unserer Fotostrecke erinnern wir an die Top-10-Debütanten, die es beim Premierenauftritt auf das Podium schafften. Nicht berücksichtigt haben wir die Husaren der frühen Fünfzigerjahre, als in der neu gegründeten Formel 1 beinahe jeder ein Neuling war. Gleiches gilt für das Indy500, das teilweise zur WM zählte und immer wieder ein gefundenes Fressen für die Spezialisten aus den USA war .
Es handelte sich bei den besten Rookies nicht immer um Youngster, schließlich war etwa "Captain Nice" Mark Donohue schon 34 Jahre alt, als er zum ersten Mal in der Königsklasse an den Start ging. Dazu blicken wir auf die beeindruckendsten Debüts und Storys der jüngeren Geschichte. Erwähnenswert außerdem: Neben Jacques Villeneuve schafften noch zwei weitere Piloten eine Pole-Position im ersten Rennen: Mario Andretti (beim US-Grand-Prix 1968 im Lotus) und Carlos Reutemann (beim Argentinien-Grand-Prix 1972 in einem Brabham). Sowohl den US-Amerikaner als auch den Argentinier warfen technische Defekte allerdings zurück.