Williams-Formel-1-Pilot Lance Stroll ist erst 18 Jahre alt. Andere Piloten waren bei ihrem Debüt erfolgreicher. Hier die Besten...
Naturtalent braucht keine Erfahrung: Das ist die Botschaft der stärksten Formel-1-Debütanten. Wir haben uns angesehen, welche Piloten der jüngsten Generationen sofort mit bei der Musik und welche Husaren historisch die erfolgreichsten Fahranfänger waren. Ausgeklammert sind die frühen Fünfzigerjahre und die Indy500-Spezialisten.
Kimi Räikkönen (2001), sechster Platz: Als einige um ihre Sicherheit fürchten, weil der neue Sauber-Pilot im Alter von nur 21 Jahren eine Superlizenz erhalten hat, lässt der Schweiger aus Finnland Taten sprechen. In Melbourne bügelt er in dem 24. Autorennen seiner Karriere die halbe Weltelite des Motorsports.
Mark Webber (2002), fünfter Platz: Es ist ein kleines Wunder, als der Frauenschwarm aus Down Under von einem Startunfall und jeder Menge Ausfällen profitiert. Mit zwei Runden Rückstand schafft er es im Minardi in Melbourne auf Anhieb in die WM-Punkte und darf vor seinen Landsleuten, die aus dem Häuschen sind, auf das Podium.
Felipe Nasr (2015), fünfter Platz: Als Paydriver und ewiger GP2-Zweiter verschrien überrascht der Brasilianer in seinem ersten Rennen für Sauber. Dass nur 16 Autos am Start sind, ist hilfreich. Dass er sich von einer Kollision in der Startphase nicht aus der Ruhe bringen lässt, ein Zeichen seiner fahrerischen Güte.
Johnny Herbert (1989), vierter Platz: Es ist schon ein Wunder, dass der Brite nach einem Horrorunfall in der Formel 3000 wieder laufen kann. Sein Auftritt im Benetton in Jacarepagua steht dem kaum nach. Anschließend müssen in die Mechaniker aus dem Auto hieven, weil er vor Schmerzen nicht mehr stehen kann.
Jean Alesi (1989), vierter Platz: Völlig unverhofft und ohne jede Testfahrt nimmt der Franzose im unterlegenen Tyrrell Platz. Doch Alesi, bis dato in der Formel 3000 unterwegs, ist in Le Castellet auf Anhieb schnell und kämpft sich im Rennen vom 16. Startplatz vor, allerdings auch dank vieler prominenter Ausfälle.
Masten Gregory (1957), dritter Platz: Der "Kansas City Flash", ein unscheinbarer Brillenträger, überrascht im privaten Maserati der Scuderia Centro Sud. In Monaco holt er das erste Formel-1-Podium für einen US-Amerikaner überhaupt.
Peter Arundell (1964), dritter Platz: Eigentlich soll der Brite bei Lotus nur Wasserträger für Jim Clark sein, doch mit einem Podium in Monaco lässt er aufhorchen und unterstreicht sein Talent. Ein schwerer Formel-2-Unfall läutet wenige Wochen später den Anfang vom Ende seiner Karriere ein.
Reine Wisell (1970), dritter Platz: Der Schwede tritt wenige Wochen nach dem Unfalltod Jochen Rindts bei Lotus ein trauriges Erbe an. Weil dessen Teamkollege John Miles nach der Tragöde nicht mehr ans Steuer will, bekommt der Formel-3-Champion seine Chance und beeindruckt in Watkins Glen. Es bleibt sein einziges Podium.
Mark Donohue (1971), dritter Platz: Der US-Amerikaner ist ein kompletter Fahrer und angehender Star der CanAm-Serie, als er mit 34 Jahren für Boss Roger Penske einen Abstecher in die Formel 1 unternimmt und im kanadischen Mosport im Regen glänzt. Doch Donohue ist enttäuscht. Er erzählt jedem, dass es nur an den Bedingungen gelegen hätte.
Lewis Hamilton (2007), dritter Platz: Das Wunderkind aus Großbritannien weiß nicht, was es anrichtet, als es Teamkollege und Formel-1-Superstar Fernando Alonso in Melbourne im Duell der McLaren-Piloten mit einem Überholmanöver am Start foppt. Eine zwischenzeitliche Führung, Platz drei und eine erbitterte Fehde sind der Lohn.
Karl Kling (1954), zweiter Platz: Nachdem er als erster Autorennfahrer in Deutschland zum Sportler des Jahres gewählt wird, ebnet Daimler dem Gießener den Weg in die Formel 1. Im Mercedes-Silberpfeil glückt ihm beim Debüt in Reims der zweite Rang, in der Folge knüpft er an das Resultat aber nicht mehr an.
Mike Parkes (1966), zweiter Platz: Als John Surtees Ferrari aus heiterem Himmel verlässt, bekommt der britische Sportwagenspezialist der Scuderia eine unverhoffte Chance in der Königsklasse. Weil er 1,93 Meter misst, muss das Team extra das Chassis umbauen, was sich in Reims auszahlt. Die große Karriere bleibt Parkes aber versagt.
Jacques Villeneuve (1996), zweiter Platz: Als Sohn des vielleicht talentiertesten Rennfahrers seiner Generation und Indy500-Sieger bekommt der Kanadier Vorschusslorbeeren - und mit dem Williams das beste Auto. In Melbourne wird er ihnen mit der Pole-Position gerecht und kämpft gegen Damon Hill um den Sieg, bis ihn ein Ölleck einbremst.
Kevin Magnussen (2014), zweiter Platz: Schon im Qualifying verpasst der damals 21-jährige Däne seinem McLaren-Teamkollegen Jenson Button eine schallende Ohrfeige, im Rennen lässt er nicht locker. Weil Daniel Ricciardo wegen zu hohen Benzindurchflusses disqualifiziert wird, kommt Magnussen am grünen Tisch von Rang drei auf zwei.
Giancarlo Baghetti (1961), Sieg: Sein Auftritt in Reims ist nicht das erste Formel-1-Rennen des Italieners, aber das erste im Rahmen der WM. In einem privaten Ferrari mit zehn PS weniger verglichen mit drei Werksautos profitiert er von deren Ausfällen - und rettet sich mit 0,1 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Er sieht das Podium nie wieder.
(Motorsport-Total.com) - Für Neuling Lance Stroll lief der Formel-1-Saisonauftakt in Melbourne nicht wirklich gut. Mit Platz 19 in der Qualifikation und einem Ausfall im Rennen wegen eines Bremsdefekt kam "Downunder" nichts zählbares für den Williams-Piloten heraus. Teamkollege Felipe Massa hatte mit Rang sieben in der Qualifikation und dem sechsten Platz im Grand Prix dagegen aufgezeigt, was mit dem Williams-Mercedes 2017 möglich ist.
Stroll wechselte im Winter direkt aus der Formel 3 in die Königsklasse des Motorsports, und ließ somit wichtige Nachwuchsstationen, wie beispielsweise die Formel 2, aus. "Es ist natürlich ein großer Schritt", vergleicht er sein Formel-1-Auto mit jenem Rennwagen, der ihm 2016 den Europameistertitel in der Formel 3 bescherte.
"Aber dabei geht es jetzt nicht unbedingt um das Fahren oder die Strecken, sondern eher um die Unterschiede bei den Reifenmischungen, die technischen Einstellungen des Wagens oder die Spritmengen bei den verschiedenen Runs im Training", erläutert der 18-Jährige. "Da hat man auf einmal, wegen der Reifen oder der Benzinmenge einen Sprung von anderthalb Sekunden. Das macht es dann sehr schwierig, immer wieder dort hinzukommen, wo man bei seinem vorherigen Versuch war."
Lewis Hamilton (Mercedes) und Sebastian Vettel (Ferrari)
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"In der Formel 3 war das nicht so extrem. Da fuhren wir zwar auch immer wieder mit verschiedenen Spritmengen, hatten aber immer die gleichen Reifen aufgeschraubt. Die Unterschiede waren halt nicht so groß", so Stroll weiter. "In einen Rhythmus zu kommen und zu antizipieren wie sich das Auto verhält, das macht die Formel 1 so diffizil."
Stroll hatte 2016 zwar viele private Testfahrten auf einem zwei Jahre alten Williams unternommen, doch die für 2017 neu eingeführten technischen Regeln gestalten seinen Formel-1-Einstieg um einiges komplexer als es im anderen Jahren der Fall gewesen wäre. "Es ist immer noch ein Formel-1-Auto. Aber die physischen und mentalen Anforderungen sind nun höher", vergleicht er die aktuelle Generation mit seinem im vergangenen Jahr verwendeten Testauto.
Trotz all der Herausforderungen bleibt Stroll noch immer zuversichtlich: "Das ist für mich natürlich ein Lernprozess. Es gibt jedoch keinen Grund, sich unterkriegen zu lassen."