Erklärt: So funktionieren die Formel-1-Antriebsstrafen 2017

Auch 2017 müssen die Formel-1-Piloten wieder mit ihren Antriebseinheiten haushalten: Wer überzieht, bekommt eine Strafe - Wir blicken für dich ins Regelwerk

von Norman Fischer · 13.03.2017 12:20

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 ist eine komplizierte Welt, die für Außenstehende nicht immer leicht zu verstehen ist. Vor allem das komplizierte Regelwerk hält seine Tücken bereit, die für den Fan nicht immer nachzuvollziehen sind. Ein schwieriges Thema sind seit einigen Jahren die Antriebsstrafen, die ein Fahrer für das vorzeitige Wechseln eines Bauteils oder ein Überschreiten der Kontingente bekommt.

Teams, nehmt euch in Acht: Auch 2017 ist das Motorenkontingent begrenzt

Vor allem McLaren hatte in der Debütsaison von Motorenpartner Honda mit Strafen zu kämpfen und musste teilweise sogar mehr als 50 Startplätze Versetzung in Kauf nehmen - und bei den Testfahrten in Barcelona hat sich angedeutet, dass es wieder in die Richtung gehen kann. 'Motorsport-Total.com' erklärt dir in diesem Leitfaden, wie es sich 2017 mit den Antriebsstrafen verhält und was sich im Vergleich zu den Vorjahren verändert hat.

Unverändert ist die Tatsache, dass es immer noch Strafversetzungen für die übermäßige Nutzung von Power-Units gibt. Wie im Vorjahr ist das Kontingent auch in der bevorstehenden Saison auf vier Power-Units beschränkt. Jeder dieser Antriebseinheiten besteht dabei aus sechs Elementen: Verbrennungsmotor, MGU-K, MGU-H, Energiespeicher, Turbolader und Kontrollelektronik

Es gilt weiterhin: Ab fünf ist man fällig

Auch von den einzelnen Elementen stehen jedem Fahrer jeweils vier Stück pro Saison zur Verfügung. Diese darf er beliebig miteinander kombinieren: So darf er etwa die erste MGU-H an Bord haben, gleichzeitig aber schon den dritten Verbrennungsmotor oder den vierten Turbolader - auch ein bereits früher benutztes Bauteil darf ein Fahrer straffrei im Auto haben. Problematisch wird es hingegen, wird ein fünftes Teil benötigt.

McLaren hat bei den Tests schonmal geprobt, wie Motorwechsel gehen

Bekommt ein Fahrer von einem Element bereits das fünfte Stück ins Auto verbaut, dann bekommt er für das nächste Rennen eine Strafversetzung um zehn Startplätze. Dies gilt allerdings nur für das erste Vergehen. Sollte ein weiteres Element dieses Kontingent überschreiten, werden nur noch fünf Strafplätze fällig. Reißt ein Pilot also mit der fünften MGU-H die Marke an und wechselt zusätzlich noch auf den fünften Energiespeicher, müsste er 15 Startplätze nach hinten.

Das gleiche Vorgehen gilt bei allen weiteren Überschreitungen analog: Auch beim ersten Wechsel auf ein sechstes Bauteil würden wieder zehn Strafplätze fällig werden und so weiter - im Anschluss kann das benutzte Element aber straffrei beliebig weiter eingesetzt werden. Im Vorjahr hatten sich das einige Fahrer zunutze gemacht, doch diesem Kniff wurde nun ein Riegel vorgeschoben.

FIA verhindert Strafensammlung

Bisher war es so, dass man Strafen für ein Event sammeln konnte. Lewis Hamilton baute etwa in Spa-Francorchamps mehrere neue Antriebseinheiten ins Fahrzeug, um so alle Strafen gehäuft zu bekommen und bei den folgenden Rennen straffrei neue Kontingente nutzen zu können. Unter Artikel 23.3 e) wurde im Sportlichen Reglement für 2017 aber nun ein neuer Passus verankert.

"Wenn ein Fahrer bei einem Event mehr als ein strafwürdiges Bauteil des gleichen Power-Unit-Elements neu einsetzt, dann darf nur das zuletzt eingebaute Teil bei kommenden Events ohne weitere Strafen genutzt werden." Das bedeutet: Fahrer X kann bei einem Rennen zwar den fünften oder sechsten Motor neu einbauen, allerdings wird bei einem späteren Einsatz des fünften Motors erneut eine Strafe fällig. Sollte ein Fahrer während der Saison ausgetauscht werden, muss der neue übrigens mit dem Kontingent des Vorgängers auskommen.

Getriebe muss sechs Rennen halten

Eine andere Situation sind Strafen für ausgewechselte Getriebe. Auch diese wird es 2017 erneut in der Formel 1 geben, allerdings zählt ein Event dafür erst ab dem Samstagstraining: Der Freitag bleibt ohne Konsequenzen. Laut Artikel 23.5 a) muss ein Getriebe sechs Rennwochenenden lang halten. Sollte vorher bereits ein Wechsel notwendig werden, muss ein Fahrer fünf Plätze zurück - das gilt auch für jedes weitere eingesetzte Getriebe.

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Ein Getriebe darf jedoch straffrei vorzeitig gewechselt werden, wenn ein Pilot bei einem Rennen nicht ins Ziel kommt und der Technische Delegierte zustimmt, dass der Ausfallgrund außerhalb der Kontrolle von Fahrer oder Team lag. Ist das nicht der Fall, so muss das am Ende des Events verbaute Getriebe bis zum Ende der sechs veranschlagten Rennen im Fahrzeug bleiben - auch hier hat ein möglicher Fahrerwechsel keine Ausnahmen zur Folge.

Die Startaufstellung wird dann in einer Kombination aus Qualifikationsergebnis und möglichen Strafen aufgereiht. Erst wird der Grid aus der Qualifikation gebildet, dann werden die Strafen hinzugerechnet - und zwar in der Reihenfolge ihres Auftretens. Sollten mehrere Fahrer eine Strafe bekommen haben, dann bekommt jener Präferenz, dessen Team den Technischen Delegierten zuerst informiert hat, dass ein Wechsel bei der Power-Unit oder des Getriebes erfolgt. Er kann dann bei folgenden Strafen eines Konkurrenten wieder profitieren.