Ex-Boss lobt Verstappen: "Sind die anderen nur Ministranten?"

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost erklärt, nie Zweifel am Erfolg eines 17-Jährigen gehabt zu haben - Mercedes warnt er dennoch davor, Pascal Wehrlein zu holen

von Dominik Sharaf · 22.12.2016 16:00

(Motorsport-Total.com) - Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hat gut lachen: Nach dem kometenhaften Aufstieg seines früheren Schützlings Max Verstappen scheint der Österreicher mit der kontrovers diskutieren Entscheidung, den damals 17-Jährigen unter seine Fittiche zu nehmen, alles richtig gemacht zu haben. Gegenüber der 'Tiroler Tageszeitung' erklärt er, immer von dem Talent des Niederländers überzeugt gewesen zu sein: "Natürlich, sonst hätte ihn Red Bull nicht unter Vertrag genommen", erklärt Franz Tost.

Franz Tost und Max Verstappen bei Toro Rosso: Der Erfolg stellte sich schnell ein

Über herbe Kritik von einst kann er nur noch den Kopf schütteln: "Ein absoluter Blödsinn", winkt Tost ab. "Für mich war klar, dass Verstappen nie ein Problem mit der Fahrzeugbeherrschung bekommen wird. Was wir nicht wussten: Wie reagiert er auf das Drumherum?" Denn die gut geschulten Instinkte aus dem Kartsport halfen dem Dreikäsehoch nicht, mit dem Ansturm der Presse klarzukommen oder sich darauf einzustellen, dass ihn fünf Ingenieure mit Fragen löchern.

Doch auch damit kam Verstappen klar, eckte aber mit seiner zuweilen schroffen Fahrweise bei den Kollegen an. "Hin und wieder habe ich mich gefragt: Sind die anderen nur noch Ministranten?", belächelt Tost die wehklagenden Konkurrenten und findet, dass 17-Jährige in der Formel 1 bald nicht mehr so exotisch sein müssten wie es Verstappen war - weil in den Juniorkategorien das Durchschnittalter immer weiter sinken würde: "Früher hast du einen Führerschein gebraucht, um in der Formel Ford zu fahren. Dann bist du mit Mitte 20 aufgestiegen und hast als Junger gegolten."

Trotzdem: Mercedes empfiehlt es Tost nicht, auf die Karte Pascal Wehrlein zu setzen. Zumindest nicht, wenn die Silberpfeile 2017 nicht nur mit Lewis Hamilton Rennen gewinnen wollen. "Früher oder später wird Wehrlein um Siege fahren können, aber derzeit ist es zu früh. Ich sage immer: Ein Fahrer braucht drei Jahre, um alles in der Formel 1 zu verstehen", so Tost, rät aber zu schnellem Handeln: "Es geht für das Team um die Konstrukteurs-WM. Da geht es um sehr, sehr viel Geld. Die offene Fahrerfrage zu diesem Zeitpunkt ist für die gesunde Teamstabilität sicher nicht förderlich."