Mark Webber: Mercedes hatte Angst vor einer Kollision
Während Nico Rosberg fordert, die Diskussion über Hamiltons Taktik-Spielchen zu beenden, analysiert Mark Webber das dramatische Saisonfinale in Abu Dhabi
(Motorsport-Total.com) - Während paradoxerweise vor allem die britischen Medien immer noch Kritik an den Taktik-Spielchen von Lewis Hamilton üben und in ihren Schlagzeilen sogar mit der von Toto Wolff nicht dezidiert ausgeschlossenen Möglichkeit einer Suspendierung spielen, hat der neue Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg selbst das Thema längst zu den Akten gelegt.
© xpbimages.com
Mark Webber glaubt, dass Mercedes Angst vor einer internen Kollision hatte Zoom Download
"Man kann die Teamperspektive verstehen, sie waren nicht so happy damit", räumt Rosberg im Interview mit 'BBC Radio 5 Live' zwar ein, ergänzt aber: "Lewis' Perspektive zu verstehen, fällt mir nicht schwer, denn als Rennfahrer sind wir Kämpfer, und wir haben um die Weltmeisterschaft gekämpft. Wir können diese ganze Diskussion jetzt hinter uns lassen - es bringt nichts, noch länger darüber zu reden. Es war so, es ist Schnee von gestern. Alles gut."
Formel-1-Experte Mark Webber glaubt indes, dass Mercedes zum drastischen Mittel eines Funkspruchs durch Technikchef Paddy Lowe gegriffen hat, um eine mögliche Zuspitzung bis hin zu einer weiteren Kollision zu verhindern: "Sie waren besorgt, dass am Ende beide Mercedes in der Mauer landen und sie den Sieg verlieren." Daher habe er "total" Verständnis für das versuchte Eingreifen in den Rennverlauf, erklärt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'.
"Der Boxenfunk vom Team ist meiner Meinung nach nur erfolgt, weil Sebastian mit den frischen Reifen von hinten kam", sagt Webber. "Wenn Lewis nochmal ein paar Prozent langsamer gemacht hätte, dann glaube ich, dass das Team Angst bekommen hätte, dass Nico gegen Lewis etwas Dummes anstellen könnte. Einige haben sich gefragt, ob Nico überholen würde, wenn Lewis noch mehr vom Gas geht. Glaube ich nicht. Ich glaube, er hätte Lewis abgeräumt."
"Nico stand nur in den letzten zwei Runden wirklich unter großem Druck von Sebastian. Da hat Lewis ziemlich viel Tempo rausgenommen", analysiert der ehemalige Red-Bull-Pilot und vermutet: "Der Boxenfunk war reiner Selbstschutz. Es wäre für Mercedes kein schönes Ende gewesen, beide Autos in der Mauer zu sehen. Da ist es mir lieber, Nico oder Lewis Donuts drehen und feiern zu sehen, wie wir es erlebt haben. Der Weltmeister verdient das so."
Ein Problem sieht Webber mit dem Verhalten von Hamilton nicht. Zwar habe er das Spielchen "wirklich an die Grenze getrieben", aber: "Die meisten hätten es so gemacht wie er." Und auch an einen dauerhaften Riss innerhalb des Teams glaubt der 40-Jährige nicht: "Sie werden die Situation mit Lewis über den Winter klären. Ich glaube, dass das schon sehr bald kein Thema sein wird. Wenn er Melbourne gewinnt, kräht kein Hahn mehr danach."
Selbst Rosberg ist nicht sauer auf den Teamkollegen: "Lewis ist ein herausragender Fahrer, einer der besten aller Zeiten, das ist klar. Dass ich ihn jetzt geschlagen habe, ist etwas Besonderes. Zwischen uns gibt es einen grundlegenden Respekt, weil wir in unserer Jugend gute Freunde waren. Dieser Respekt geht nie verloren, und das hilft in so einer Situation, wenn man gegeneinander kämpft. Da sind die Rahmenbedingungen schon ziemlich intensiv."