Gelbe Flaggen: Hamilton fordert Klarstellung der Regel
Lewis Hamilton fordert von der FIA eine Klarstellung der Regelauslegung bei doppelt gelber Flagge - Muss man nur kurz vom Gas, werden es alle Fahrer so handhaben
(Motorsport-Total.com) - Die Pole-Position-Runde von Nico Rosberg in Ungarn sorgte für Zündstoff, denn der Mercedes-Pilot fuhr bei doppelt geschwenkter gelber Flagge im zweiten Sektor die beste Zwischenzeit. Rosberg entgegnete nach dem Qualifying, dass er die Flaggen gesehen und alles unter Kontrolle hatte. Rosberg ging auch kurz vom Gas und zeigte somit auch anhand der Datenaufzeichnung, dass er genügend verzögert hatte.
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Lewis Hamilton fordert eine Klarstellung der Regel für die Auslegung auf der Strecke Zoom Download
Doch für Zündstoff sorgte die Situation dennoch, denn laut Reglement muss ein Fahrer bei doppelt gelb geschwenkter Flagge die Geschwindigkeit deutlich reduzieren und sofort anhalten können. Im Rennen wurde für so eine Situation das virtuelle Safety-Car eingeführt, um die Autos bei Gefahrenstellen deutlich einzubremsen. Da Rosberg nur für einen kurzen Moment das Tempo reduzierte und dann wieder volles Rohr weiterfuhr, sorgte im Fahrerlager für viele hochgezogene Augenbrauen.
"Es muss Klarheit herrschen", fordert Weltmeister Lewis Hamilton. "Wir Fahrer müssen die Situation mit der gelben Flagge genau verstehen, denn es ist offensichtlich, dass die geschriebene Regel möglicherweise anders interpretiert wird. Das gilt für die Kommissare und die Fahrer. Mehr Klarheit wäre sehr gut. In meinem Fall ging es nicht um die Frage, ob ich lupfen muss, denn Fernando stand vor mir auf der Strecke. Vielleicht war es das für Nico, denn Fernando war bei ihm schon weg, aber die Flaggen wurden immer noch gezeigt. Es war bei ihm ein anderes Szenario."
Alle werden in Zukunft nur kurz vom Gas gehen...
Hamilton weist vor allem auf den Umstand hin, dass doppelt geschwenkte gelbe Flaggen ein eindeutiger Hinweis darauf sind, dass weiter vorne etwas passiert ist und eine Gefahrensituation herrscht. "Wenn gelbe Flaggen gezeigt werden, muss man vorbereitet sein, dass man langsamer wird. Man muss langsamer werden und Zeit verlieren. Wenn doppelt gelbe Flaggen geschwenkt werden, könnte ein Auto oder ein Streckenposten auf der Strecke sein", erklärt er den Unterschied zwischen einer und zwei gelber Flaggen. "Du weißt nicht, was hinter der nächsten Kurve passiert. Man muss vorbereitet sein und anhalten können. Das sagt die Regel."
"Deswegen muss Klarheit geschaffen werden. Nico hat in dieser Kurve nur eine Zehntelsekunde verloren. Wenn das wirklich in Zukunft erlaubt ist und du nur kurz lupfen musst und die Kurve vorsichtig fährst - wenn das bei doppelt gelber Flagge erlaubt ist...", spricht Hamilton nicht aus, was das in der Praxis bedeuten würde. Die Fahrer würden bei einer Gefahrensituation kurz vom Gas gehen und dann voll weiterfahren. Damit wäre das Gegenteil vom eigentlichen Sinn der Warnsignale erreicht.
Schon der Unfall von Jules Bianchi hat auf tragische Weise gezeigt, was passieren kann. Der Franzose fuhr damals in Suzuka viel zu schnell in einer Zone mit doppelt gelb geschwenkter Flagge. "Wir hatten in der Vergangenheit Zwischenfälle. Ich kann mich erinnern, dass Maldonado einmal in Monaco einen Streckenposten fast erwischt hätte, weil er nicht zu stark verzögert hat", nennt Hamilton ein weiteres Beispiel. "Man muss sichergehen, dass es sehr klar für uns ist. Es geht nicht nur um unsere Sicherheit, sondern falls ein Auto auf der Strecke steht und Streckenposten zu Hilfe eilen."
Die Rennkommissare in Ungarn entschieden sich schließlich dazu, keine Strafe gegen Rosberg auszusprechen. Damit könnten sie einen Präzedenzfall für die Zukunft geschaffen haben, den wen kümmern dann doppelt gelb geschwenkte Flaggen noch, wenn man nur kurz vom Gas gehen muss? "Ich dachte, das ist bei einfacher gelber Flagge erlaubt, aber bei doppelt gelber Flagge muss man vorsichtiger sein. Wenn man also nur eine Zehntelsekunde verlieren muss, dann ist es ab jetzt für alle Fahrer eine andere Situation", spricht Hamilton die Problematik an. "Wir müssen uns ab jetzt womöglich ganz anders verhalten. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das die sicherste Herangehensweise ist."