Alain Prost glaubt: Red Bull hat noch Chancen auf WM-Titel

Reminiszenz an 1986: Der Franzose ist beeindruckt von den Fortschritten des Teams, hält Mercedes aber wegen seiner starken Führungsetage für den Favoriten

von Dominik Sharaf · 29.05.2016 13:59

(Motorsport-Total.com) - Rennlegende Alain Prost kann sich vorstellen, dass Red Bull dem Topfavoriten Mercedes in der laufenden Formel-1-Saison die WM-Titel wegschnappt. Der Franzose, der als Markenbotschafter des Renault-Konzerns mit dem Team verbunden ist, erkennt, dass die Silberpfeile den Atem der Verfolger im Nacken spüren würden. "Wenn man so nahe dran ist, ist es ein anderes Spiel. Man kann mehr Druck entfachen", beschreibt Prost am Rande des Monaco-Grand-Prix den Status Quo.

Niki Lauda als Schlüssel zum Erfolg? Alain Prost warnt Mercedes dennoch

In der Tat scheint Mercedes immer mehr mit technischen Problemen zu kämpfen zu haben, desto näher die Verfolger rücken. Von der internen Kabale ihrer Piloten ganz zu schweigen. Aktuell hat Daniel Ricciardo 52 Punkte Rückstand auf Nico Rosberg in der WM-Gesamtwertung, während Max Verstappen 62 Punkte trennen. Prosts Rechnung: Bei 25 Zählern für einen Sieg reicht es, wenn Rosberg und Hamilton zweimal die Defekthexe heimsucht oder sie sich gegenseitig ins Auto fahren.

"So wie in Barcelona", unterstreicht er, sieht Red Bull aber auch aus eigener Kraft in der Lage, um Siege zu fahren - zumindest, wenn dem RB12 die Kurscharakteristik schmeckt. "Ich war schon zu Saisonbeginn sehr beeindruckt von ihren Auto. Sie sind nahe dran, nicht weit weg von Mercedes, aber vielleicht noch nicht überall." Das könnte sich mit der neuen Ausbaustufe des Renault-Antriebs geändert haben, zumal auch der psychologische Vorteil laut Prost in Milton Keynes liegt.

Fotostrecke: Die Formel-1-Karriere des Alain Prost

Er erinnert sich an die Saison 1986, als er sich die Krone mit McLaren schnappte, obwohl Williams mit Nigel Mansell und Nelson Piquet alle Trümpfe in der Hand hatte. Prost meint: "Es ist einfacher, Herausforderer zu sein. Damals wussten wir, dass wir auf dem Papier keine Chance hatten - aber viel weniger Druck." Als er 1993 selbst Williams-Pilot und Topfavorit war, hätte er die umgekehrte Perspektive erlebt. "Favorit zu sein stimmte vielleicht, was den Motor, aber nicht, was das Chassis anging, Man startet dann immer mit einem unangenehmen, negativen Druck in die Saison."

Andersherum seien vierte oder fünfte Plätze keine Schmach. Trotzdem glaubt Alain Prost daran, dass Mercedes die WM-Titel verteidigt. Toto Wolff und seinem Ex-Teamkollegen und WM-Rivalen Niki Lauda sei Dank: "Ich glaube nicht, dass sie sich das nehmen lassen. Sie sind stark und haben eine kluge Führungsetage." Einen Bonus erkennt der viermalige Weltmeister für die Formel-1-Fans, weil der Abstand zwischen den Teams schrumpfen und mehr als zwei Piloten um die Krone kämpfen würden: "Dann muss man sich die Punkte teilen und die Meisterschaft wird plötzlich ganz anders. Und viel spannender."