• 06. Mai 2016 · 18:54 Uhr

Williams: Vom Pannenteam zum Boxenstopp-Weltmeister

Williams überzeugte 2016 bei jedem Rennen mit den schnellsten Stopps: Wie man das bloß über die Ausrüstung erreichte und nun strategisch aufrüsten will

(Motorsport-Total.com) - Die Zahlen lügen nicht: Mit 2,35, 2,27, 2,10 und 2,23 Sekunden gewann Williams dieses Jahr bei allen vier Grands Prix das Rennen um den schnellsten Boxenstopp. Der bislang schnellste Stopp der Konkurrenz? Sebastian Vettel in 2,29 Sekunden in China. Das ist für das britische Teams aus Grove, das im Vorjahr bei den Stopps regelmäßig eine Sekunde verlor und viele Fehler macht, dieses Jahr nur noch Mittelmaß.

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Das Williams-Ballett in Aktion: Fortschritte gelangen aber über die Technik Zoom Download

Doch wie ist das möglich? Wie gelang es dem Team von Frank Williams, die Hersteller Mercedes und Ferrari sowie Ex-Dominator Red Bull bei den Reifenwechseln alt aussehen zu lassen? "Das einzige, was wir nicht verändert haben, ist die Mannschaft", grinst Chefingenieur Rob Smedley, der viele Jahre lang bei Ferrari war. "Wir wussten, dass die Leute gut sind. Sie hatten aber nicht die richtige Ausrüstung. Das Team, bei dem ich vor Williams war, und viele andere Teams haben viel bessere Werkzeuge als wir. Und das macht einen riesigen Unterschied."

Also rief Smedley im Vorjahr eine Arbeitsgruppe ins Leben, die die Abläufe bei den Boxenstopps genau analysiert und nach Verbesserungspotenzial suchte. "Wir haben alles auf den Kopf gestellt", erzählt Smedley. "Vor allem die Art und Wiese, wie wir beim Boxenstopp kommunizieren. Wir setzten jetzt viel mehr auf automatisierte Systeme", erklärt er, und lacht: "Wir sind jetzt endlich im 21. Jahrhundert angekommen."

Warum eine Sekunde beim Boxenstopp Rennen entscheidet

Was Williams genau gemacht hat? "Wir haben die Hardware-Technologie verbessert", erklärt Smedley. Zum Beispiel habe man bei den Radmuttern, aber auch bei den Schlagschraubern und anderen Werkzeugen, die beim Boxenstopp verwendet werden, Hand angelegt. "In einigen Bereichen hatten wir es absolut falsch gemacht, in anderen Bereichen waren die Fehler subtiler", erklärt der Nordengländer.

Den Zeitunterschied schätzt Smedley auf eine Sekunde pro Boxenstopp ein. Das klingt nach weniger als es tatsächlich ist. "Man ist nicht konkurrenzfähig, wenn man pro Stopp eine Sekunde verliert", sagt der Williams-Chefingenieur. Das habe damit zu tun, dass die Stopps oft im Kampf um Positionen rennentscheidend sind. "Wenn man in diesem sehr engen Feld fährt, und man bei einem Gegner einen Undercut probiert oder umgekehrt, dann macht diese Sekunde den ganzen Unterschied. Denn niemand hat ein Auto, das eine Sekunde schneller ist. Als wir das verstanden haben, mussten wir reagieren."

Mehr Selbstvertrauen durch besseres Equipment

Dazu kommt, dass sich diese Sekunde potenziert. "Das bessere Equipment gibt unserer Boxencrew Selbstvertrauen, und dadurch werden sie konstanter. Sie wollen nicht immer die Bestzeit erreichen, denn wenn man nach den Sternen greift, dann kann man tief abstürzen. Wir versuchen einfach, niedrige Zwei-Sekunden-Zeiten zu erreichen, und das gelingt uns." Und zwar besser als der Konkurrenz.

Das ganze Team hat durch die besseren Stopps an Sicherheit gewonnen. "Das hilft uns dabei, aggressiver und entscheidungsfreudiger zu sein. Wenn wir von einer Entscheidung überzeugt sind, dann machen wir uns jetzt keine Sorgen mehr, ob der Stopp gutgehen wird. Davon gehen wir jetzt aus. Es geht also nur noch um die strategischen Entscheidungen, ob man in der richtigen Runde reinkommt."

Wie Williams strategisch nachlegen will

Und auch in diesem Bereich hatte Williams bis zuletzt Schwächen. Oft, wenn man sich in einer guten Position befand - wie im Vorjahr in Silverstone -, blieb man bei der Strategie konservativ und brachte sich damit um die tolle Arbeit. Während Smedley erkannte, dass man bei den Rennvorbereitungen auf Augenhöhe mit der Konkurrenz war, erkannte er bei den Entscheidungen in Echtzeit während des Rennens Mägel.

"Wir sind jetzt endlich im 21. Jahrhundert angekommen."Rob Smedley
Und erneut handelte es sich nicht um personelle Schwächen, sondern um das Equipment, das nicht auf dem neuesten Stand war. "Wenn jemand an die Box kommt und man innerhalb von 30 Sekunden entscheiden muss, ob man das gleiche tun sollte oder nicht, dann benötigt man Computer, die dem Menschen bei dieser Arbeit - also der Berechnung von Zahlen - überlegen sind", erklärt Smedley.

Im Nachhinein ist er überrascht, wie oft sein Team trotz der technischen Engpässe die richtigen Entscheidungen getroffen hat. "Wir haben es überraschend oft hinbekommen. Es ist aber nicht überraschend, dass wir hin und wieder auch falsch lagen."

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