• 12. April 2016 · 15:41 Uhr

"Unlenkbares Schiff": Berger kritisiert Formel-1-Strukturen

Gerhard Berger reiht sich in die immer größere werdende Fraktion der Kritiker an den zahlreichen Arbeitsgruppen ein - Eine Formel 1 ohne Kapitän funktioniert nicht

(Motorsport-Total.com) - Das Theater um den Qualifikationsmodus in der Formel 1 war nur die jüngste Episode, in der sich das Entscheidungssystem der Formel 1 als dysfunktional herausstellte. Mit den Zeiten, als Max Mosley und Bernie Ecclestone im Alleingang nicht immer unumstrittene Entscheidungen durchboxten, erscheinen mittlerweile ewig weit weg. Der ehemalige Formel-1-Fahrer Gerhard Berger bezieht nun Stellung gegen die derzeitigen Entscheidungsprozesse: Für ihn ist das Schiff Formel 1 unlenkbar geworden.

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Gerhard Berger ist kein Fan des demokratischen System in der Formel 1 Zoom Download

"Eines der großen Probleme heutzutage ist, dass jeder mitredet und Entscheidungen endlos in Arbeitsgruppen diskutiert werden. Das ist nicht der richtige Weg", sagt der 56-Jährige im Interview mit der 'Auto Bild motorsport'. Die Strategiegruppe der Formel 1, die sich zu jeweils sechs Sitzen aus Vertretern der FIA, den kommerziellen Rechteinhabern und den Teams (wovon eines leistungsbezogen ist) zusammensetzt, ist wegen ihrer Entscheidungs-Unfreudigkeit schon mehrfach kritisiert worden.

Zwar ist das Qualifying-System nur der jüngste Fauxpas, mit dem die Entscheidungsgremien die Formel-1-Fans vergrault haben, das Problematischste an sich sind jedoch die Regeln für 2017. Weniger als ein Jahr vor Beginn der Saison steht noch immer kein endgültiges Regelwerk fest. "Seit zwei Jahren wird das Ganze wie ein Kaugummi in die Länge gezogen", flucht Berger.

Kurzfristiges Denken rächt sich

Wie so manch anderer im Fahrerlager wünscht sich auch der Österreicher einfachere Entscheidungsprozesse zurück. "Die Entscheidung muss am Ende bei Bernie (Ecclestone; Anm. d. Red.) und bei Jean Todt liegen. Die Führung der Formel 1 muss genügend Wissen, Erfahrung und Gespür haben, um Entscheidungen schnell und richtig treffen zu können." Dass sich die Fahrer mit einem Brandbrief eingeschaltet haben, hält Berger aber für richtig: "Ich finde es schon richtig, dass sie den Mund aufmachen. Die Fahrer sind die einzigen, die bestimmte Hinweise geben können."


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Das ist mittlerweile aber nicht mehr möglich, weil FIA und FOM ihr Machtmonopol in den vergangenen zehn Jahren aus der Hand gegeben haben. "Die Entscheidungskraft wurde scheibchenweise auch an andere verteilt", so der zehnmalige Grand-Prix-Sieger. "Deshalb sind wesentliche Entscheidungen heutzutage nur dann zu treffen, wenn sie ganz, ganz langfristig vorbereitet werden, nach 2020 stattfinden oder alle zustimmen. Der Entscheidungsprozess hat einen Weg genommen, der das Schiff unlenkbar macht."

Die aktuellen Strukturen werden jedoch vor 2020 kaum aufzubrechen sein. So lange laufen die einzelnen Abkommen, die die Formula One Group mit den Teams abgeschlossen hat, seit das Concorde-Agreement im Jahre 2013 ausgelaufen ist. Um Traditionsteams an die Königsklasse zu binden, wurden mehreren Teams große Freiheiten bei der Mitgestaltung des technischen und sportlichen Reglements eingeräumt, wie das berühmte Vetorecht von Ferrari. Die Entscheidung hatte damals ihren Sinn, ist aber zu kurzsichtig gewesen, wie sich jetzt zeigt.

Mercedes-Dominanz kein Problem

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Bernie Ecclestone und Jean Todt haben ihre Macht aus der Hand gegeben Zoom Download

Die Verträge mit den einzelnen Teams laufen noch bis 2020. So lange wird nach Lage der Dinge auch die Struktur erhalten bleiben. Berger hat nur einen Rat: "Augen zu und durch!" Eine Hoffnung, dass das jetzige System durchbrochen wird, liegt einzig in der Beschwerde von Sauber und Force India bei der EU-Wettbewerbskommission über die ungleiche Verteilung der Einnahmen. Sollte diese die aktuellen Verträge für rechtswidrig erklären, könnte dies dazu führen, dass die derzeitigen Verträge zerrissen werden müssten.

Die derzeitige Dominanz von Mercedes sieht Gerhard Berger als weniger problematisch an. "Die kann nur gebrochen werden, wenn ein anderes Team eine bessere Leistung bringt. Alles andere wäre nicht sportlich. In anderen Serien lädt man den Schnellsten einfach Gewicht auf. Das ist aber nicht Formel 1."

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