• 05. April 2016 · 13:03 Uhr

Weiter viele Diskussionen um Vor- und Nachteile von Halo

Auch mehr als zwei Wochen nach dem Unfall von Fernando Alonso werden die Vor- und Nachteile von Halo debattiert - Woran das Red-Bull-Konzept derzeit scheitert

(Motorsport-Total.com) - Der schwere Unfall von Fernando Alonso beim Großen Preis von Australien 2016 ist im kollektiven Gedächtnis der Formel 1 bereits in die Geschichtsbücher verbannt worden, doch die Aufarbeitung hat gerade erst begonnen. Mittels der neuen Highspeed-Kameras wird die FIA detaillierte Erkenntnisse auch in Bezug auf die für 2017 geplante Einführung des Halo-Systems zum Kopfschutz sammeln. Im Fahrerlager gehen die Diskussionen derweil weiter: Wäre Alonso mit Halo so schnell aus dem Fahrzeug gekommen?

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Nach dem Unfall von Fernando Alonso wird das Halo-System kritisch betrachtet Zoom Download

"Ich bin nicht sicher, ob das mit Halo möglich gewesen wäre", sagt sein Unfallpartner Esteban Gutierrez. "Halo wäre natürlich stark genug, um so einem Unfall standzuhalten, aber das macht es auch etwas schwieriger, dann aus dem Auto rauszukommen." Nico Hülkenberg, ein erklärter Gegner des Kopfschutzes, hat ähnliche Befürchtungen: "Es wäre interessant gewesen zu sehen, was das Halo ausgerichtet hätte und ob er genauso gut aus dem Auto gekommen wäre."

Selbst Daniel Ricciardo, der sich stets für eine rasche Einführung des Systems stark gemacht hat, kommt ins Grübeln: "Das hat auf mögliche Probleme mit dem Halo-System hingewiesen. Hätte er schnell rauskommen müssen, dann fragt man sich, wie schnell er das geschafft hätte." Gerade angesichts der Feuergefahr ein nicht zu verachtender Punkt. Im Cockpit eines brennenden Fahrzeugs eingesperrt zu sein gilt als einer der schlimmsten denkbaren Albträume für einen Rennfahrer.

Alonso noch energischer für Kopfschutz

Feuerunfälle sind in der Formel 1 sehr selten geworden, seit spezielle Sicherheitstanks für den Treibstoff verwendet werden. Gänzlich ausschließen lassen sie sich natürlich nicht. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit, am Kopf von einem herumfliegenden Teil verletzt zu werden, ebenfalls verschwindend gering. "Wir müssen herausfinden, was eher passiert: dass ein Fahrer von einem Objekt getroffen wird oder sich nicht aus dem Auto befreien kann", schlussfolgert Gutierrez. "Ich weiß es nicht. Es ist die Aufgabe der FIA, das ordentlich zu analysieren."


Fotostrecke: Horrorcrash in Melbourne: Alonso & Gutierrez

Fernando Alonso selbst hingegen fühlt sich nach dem Unfall in seiner Haltung Pro-Halo noch bestärkt: "Als ich durch die Luft flog, war der Kopf meine einzige Sorge, denn mein Körper war gut geschützt, und ich hing auch sehr straff in den Sitzgurten. Aber ich wollte nicht, dass der Kopf von irgendetwas berührt wird. Daher wäre Halo eine gute Sache." Er ist sich sicher, dass die FIA alle Eventualitäten bei der Einführung des Kopfschutzes berücksichtige.

Red-Bull-Scheibe: Risikofaktor Verschmutzung

Red Bull hat als Alternative zum Halo eine eigene Lösung präsentiert, die bei Fans weitaus mehr Anklang gefunden hat als der bei den Testfahrten in Barcelona getestete Bügel. Für Puristen wäre die Variante mit einer kleinen Scheibe vor dem Fahrer das geringere Übel. In Hülkenberg hat die Lösung bereits einen Fan gefunden. "Das gefällt mir rein optisch gesehen besser als das Halo. Das sah für mich auf Anhieb einfach harmonischer aus.", sagt der Le-Mans-Sieger. Die Scheibe würde auch Diskussionen um das Aussteigen nach Unfällen ad acta legen.

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Red Bulls Scheiben-Lösung: Was tun, wenn es schmutzig wird? Zoom Download

Hülkenberg verweist er auch auf einen weiteren positiven Nebeneffekt, den das System hätte: "Dadurch dass da eine Scheibe ist, können herumfliegende Teile nicht auf die Brust oder andere Körperteile abgelenkt werden, wie es beim Halo der Fall wäre. Hier ist das System wenigstens geschlossen." Allerdings gibt es auch bei der Schutzscheibe Bedenken, wie Daniil Kwjat bei 'Servus TV' enthüllt: "Diskutiert wird zum Beispiel, wie man die Glaskugel wieder sauber kriegt, wenn sie im Rennen verschmutzt."

Als problematisch könnte sich hier das Nachtankverbot erweisen. Durch die superschnellen Boxenstopps bleibt nicht ausreichend Zeit, die Scheibe zu putzen, wie es früher mit den Fahrervisieren gemacht wurde. Auch eine Schicht abzureißen ist bei Boxenstopps von nur zwei bis drei Sekunden Dauer schwierig. Andererseits gibt es Touren- und Sportwagenrennen, in denen eine Formel-1-Distanz ohne Boxenstopp abgespult wird. Kleinere VLN-Klassen fahren Stints von bis zu zwei Stunden und man kann am Ende noch immer durch die Scheibe schauen.

Mehr Schutz, weniger Auslaufzonen?

Im Großen und Ganzen herrscht in der Formel 1 ein Konsens: Es muss etwas beim Kopfschutz getan werden. "Das war lange Zeit ein Sicherheitsaspekt, der der Formel 1 gefehlt hat", sagt Kwjat. "Es war jetzt viele Jahre so wie es ist, aber ich denke, wir sind an einem Punkt angelangt, an dem diese offene Diskussion zu einem Ergebnis gebracht werden muss." Das könne jedoch nur in einem sorgfältigen Prozess geschehen und nicht kurzfristig, gibt er zu bedenken.

Niki Lauda glaubt, dass die Formel 1 mit der Risikoverminderung den Zeitgeist trifft. "Wenn die DNS der Formel 1 immer weiter verschwindet, dann wird auch das Interesse derer, die noch den Kampfsport mit dem Risiko sehen wollen, verloren gehen", glaubt der dreimalige Weltmeister bei 'RTL'. "Das ist aber eine Entwicklung, die man respektieren und akzeptieren muss. Dort geht die Reise hin."

GPDA-Sprecher Alexander Wurz, einer der energischsten Verfechter des Kopfschutzes, macht den Puristen ebenfalls bei 'RTL' Hoffnung: "Wenn wir die Cockpits sicherer machen, dann können wir in Zukunft vielleicht weggehen von den großen Auslaufzonen. Dann gibt es vielleicht mehr spektakuläre Szenen, aber keiner will einen toten Fernando Alonso sehen." Das wäre aber nur auf Strecken möglich, auf denen keine Motorradrennen stattfinden, da Zweiradfahrer größere Auslaufzonen benötigen.

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