Neues Formel-1-Qualifying: Einführung auf Mai verschoben
Softwareentwicklung für Verspätung verantwortlich - Australien-Grand-Prix noch in altbekanntem Modus - Bernie Ecclestone wollte Strafsekunden-System
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 muss die Einführung ihres neuen Qualifyingmodus (Informationen zum so genannten "Reise-nach-Jerusalem-Prozedere"!) auf Mai verschieben. Das erklärt Serienboss Bernie Ecclestone am Samstag dem 'Independent' und macht Schwierigkeiten bei der Entwicklung der entsprechenden Software für die Verspätung verantwortlich. "Die Änderungen werden wahrscheinlich erst bei dem Rennen in Spanien wirksam", so der Brite. "In Australien werden wir das alte Qualifying fahren."
Konkret heißt das, dass die Formel 1 erst am 14. Mai in Barcelona das neue Prozedere erleben wird. Ecclestone sieht den Grund in der späten Beschlussfassung, die erst am vergangenen Mittwoch - also rund drei Wochen vor Beginn der Rennaction - erfolgte: "Dieses Jahr haben wir es auf die Schnelle einführen wollen, aber wir bekommen es nicht hin, die Software so rasch auf die Beine zu stellen", hadert der 85-Jährige. "Alles muss neu geschrieben werden, was keine einfache Aufgabe ist."
Während die Fahrer und Verantwortliche gemischt auf die Novelle reagierten (Stimmen zum neuen Qualifying-Modus!), scheint Ecclestone darin nur ein Mittel zum Zweck zu sehen. Er hat es mit der Idee eher darauf abgesehen, die Rennen spannender zu machen als für Spektakel am Samstag zu sorgen. "Es ist nicht das, was ich in letzter Konsequenz bezwecke", erklärt der Zampano über den Gedanken hinter den Neuerungen. "Ich will die Startaufstellung etwas durcheinanderwirbeln."
Ecclestones Idee war ohnehin eine andere. Er hätte das Prozedere zur Ermittlung der Startplätze überhaupt nicht angetastet, sondern mit Strafzeiten zur Leistungskompensation gearbeitet. "Ich wollte etwas ganz Simples", tastet er sich vor. "Das Qualifying soll so bleiben, wie es ist, weil es gut ist." Eingegriffen hätte Ecclestone bei der Bildung der Startaufstellung - um zu verhindern, dass das schnellste Auto mit dem schnellsten Piloten vorne steht und seine Strategie durchziehen kann.
Fotostrecke: Die zehn denkwürdigsten F1-Regeländerungen
#10: Fahren dürfen nur die Hinterbänkler - Sie ist der große Trumpf der Williams-Mannschaft. Doch nicht nur deshalb will die FIA der aktiven Radaufhängung beim Kanada-Grand-Prix 1993 einen Riegel vorschieben. Die fortschrittliche, aber unglaublich kostenintensive Technik wird von den Kommissaren bei der technische Abnahme als Fahrhilfe eingestuft und bei allen Teams für nicht-regelkonform befunden worden. Gleiches gilt für die Autos, die auf eine Traktionskontrolle setzten. Hintergrund: Die Systeme beeinflussen hydraulisch die Aerodynamik respektive entziehen dem Piloten teilweise die Kontrolle über den Vortrieb. Es entsteht die Drohkulisse, dass die Scuderia-Italia-Hinterbänkler Michele Alboreto und Luca Badoer die einzigen Starter in Montreal sind. Das Verbot wird bis Anfang 1994 aufgeschoben, dann aber durchgesetzt. Fotostrecke
"Wenn sich einer auf der Pole-Position befindet und das jüngste Rennen gewonnen hat, soll er so viele Sekunden auf seine Zeit aufgerechnet bekommen, dass er sich durch das verdammte Feld kämpfen muss, um in Führung zu kommen", fordert Ecclestone, der sich nichtsdestotrotz wünscht, dass der beste Pilot am Ende des Rennes ganz oben auf dem Siegerpodest steht. "Was ihm dann schlussendlich auch gelingen wird. Aber bis dahin wäre es spannender Motorsport", glaubt er.
Ecclestone unterstreicht, dass es trotz entsprechender Diskussionen in der Strategiegruppe nicht zu einem System mit WM-Punkten für das Qualifying und das Rennen sowie einem so genannten "Reverse Grid" (zur eingehenden Analyse der Idee!) kommen würde. "Sie wollen keine umgekehrte Startaufstellung. Es ließen sich eine Million Dinge machen, aber sie sind total verrückt", bemerkt Ecclestone über die Teams, die dem Plan in der Formel-1-Kommission zustimmen müssten. Über eine Umsetzung in der Saison 2017 wird nachgedacht.